Bochum. Hans-Peter Villis, Aufsichtsrats-Chef des VfL Bochum, votiert für eine Ausgliederung der Profiabteilung. Im Interview spricht er über hohe Ziele.
- Sollte die Ausgliederung krachend scheitern, sind persönliche Konsequenzen beim VfL Bochum nicht ausgeschlossen
- Dies deutet Hans-Peter Villis, Aufsichtsrats-Chef des VfL, im Interview mit der WAZ an
- Grundsätzlich ist Villis aber optimistisch - sowohl beim Thema Ausgliederung, als auch für die nächste Saison
Herr Villis, im Pokal geht es gegen Fünftligist FC Nöttingen. Haben Sie sich gefreut oder gezuckt bei der Auslosung? Walldorf liegt ja nicht weit entfernt...
Hans-Peter Villis (lacht): Ich habe mich gefreut. In Karlsruhe, wo das Spiel wohl stattfinden wird, habe ich ja lange gearbeitet und kenne noch viele Leute. Mit dem Verbandspokalsieger in Baden haben wir im Vorjahr keine guten Erfahrungen gemacht, als wir in Walldorf in der 1. Runde ausgeschieden sind. Das ist doch eine gute Gelegenheit, die Scharte auszuwetzen. Ich bin mir sicher, dass uns das gelingen wird.
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In der Sommerpause dreht sich beim VfL, neben den üblichen Transfergeschichten, viel um das Thema Ausgliederung der Profiabteilung. Zwei Informationsabende haben stattgefunden. Ihr Eindruck?
Villis: Mein Eindruck ist sehr positiv. Insbesondere unser kaufmännischer Vorstand Wilken Engelbracht macht hier einen guten Job, diskutiert intensiv. Unser Ziel, Transparenz zu schaffen, ist bisher vollumfänglich umgesetzt worden, weitere Aktionen folgen. Wir haben ein äußerst positives Feedback nach den gut besuchten Veranstaltungen im RuhrCongress erhalten, dass wir diese Informationsoffensive tätigen. Dies ist unabhängig davon zu sehen, wie die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung entscheiden werden.
In Stuttgart stimmten 84,2 Prozent für die Ausgliederung. Schafft der VfL die nötige 75-Prozent-Mehrheit bei der Versammlung im Herbst?
Villis: Wir würden nicht diesen Weg gehen, wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass uns die Mitglieder folgen. Die Hürde von 75 Prozent ist hoch. Aber wir sind gut vorbereitet, um darüber zu springen.
Und wenn nicht? Welche Konsequenzen hätte ein Scheitern, auch persönlich?
Villis: Alle Aufsichtsratsmitglieder sind über die nächste Versammlung hinaus gewählt, die Vorstände haben langfristige Verträge. Wir würden nicht sofort die Flinte ins Korn werfen. Wir müssten das Ergebnis dann aber genau analysieren. Die Neustrukturierung ist ein Vorschlag aller Gremien des Vereins, weil sie diese als das Beste für den VfL Bochum ansehen. Wenn uns die Mitglieder überhaupt nicht folgen würden, müssten wir uns hinterfragen, ob sie uns ausreichend vertrauen.
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Derzeit ist die Stimmungslage eher pro Ausgliederung. Was sind denn noch die Knackpunkte?
Villis: Wir müssen noch deutlicher darstellen, dass nach der Ausgliederung ein Gesellschafter keinen Einfluss auf das Tagesgeschäft des Vereins hat; auf das, was der VfL Bochum ist. Wir suchen partnerschaftliche Gesellschafter. Bei einer Ausgliederung werden die Tradition, die Werte, das Leitbild des VfL Bochum nicht infrage gestellt. Der Verein wird nicht neu aufgestellt in seinen Grundwerten, er wird lediglich in Teilen neu strukturiert.
20 bis 25 Millionen Euro strebt der VfL an, in die Kassen zu bekommen. Gesucht werden dafür nur ein bis drei Investoren. Wer steckt denn, auf eigenes Risiko und ohne Mitspracherechte, so viel Geld in einen Zweitligisten?
Villis: Wenn es zur Ausgliederung käme, gäbe es sicherlich Interessenten. Aber das ist heute noch nicht das Thema, wir greifen dem Votum der Mitglieder nicht vor. Ein potenzieller Gesellschafter würde jedenfalls in die Wertsteigerung investieren. Das ist nicht utopisch, sonst würden wir diesen Weg nicht gehen.
Bisher hat der Verein aber noch keinen Trikot- und Ärmelsponsor für die kommende Saison präsentiert.
Villis: Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir bis zum Saisonstart der 2. Liga einen neuen Hauptsponsor haben. Und dass wir sowohl die Brust als auch die Ärmel des Trikots dann vermarktet haben. Für beide Bereiche gibt es Interessenten.
Gibt es keinen Plan B, also eine Aufstiegschance ohne Ausgliederung?
Villis: Alle Untersuchungen und Vergleiche haben gezeigt, dass es eine Proportionalität zwischen Liquidität und Erfolg gibt. Wir könnten alternativ Kredite aufnehmen, was aber die Abhängigkeiten zu den Gläubigern erhöhen würde und bei der Lizenzierung oft zu Problemen führt. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, müssen wir den Lizenzspieleretat um 25 bis 30 Prozent erhöhen. Wir kompensieren das zwar zum Teil mit unserer hervorragenden Nachwuchsarbeit, aus der letztlich auch Transfererlöse hervorgehen. Aber das reichte bisher nicht aus, um oben angreifen zu können.
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Der VfL würde von der Ausgliederung erst 2018/19 richtig profitieren. Heißt das: Ein Aufstieg in der kommenden Saison ist nicht möglich?
Villis: Doch, der ist möglich. Man kann, wenn alles passt, eine besonders starke Saison hinlegen. Und wir würden uns auch nicht dagegen wehren. (lacht) Mit der Ausgliederung wollen wir uns aber vor allem auch langfristig besser aufstellen.
Trainer Gertjan Verbeek hat öffentlich mehr Qualität gefordert, um eine Aufstiegschance zu haben. Es scheint so, dass er sie bekommt.
Villis: Wir haben uns mit den Stürmern Lukas Hinterseer und Dimitrios Diamantakos schon signifikant verstärkt. Ich bin mir sicher, dass weitere Spieler zu uns kommen, was auch für den guten Ruf des VfL Bochum, den er in ganz Deutschland als solider geführter Verein genießt, spricht. Wir als Aufsichtsrat folgen den Vorschlägen des Sportvorstandes. Mit Christian Hochstätter und Cheftrainer Gertjan Verbeek sind wir im sportlichen Bereich sehr gut aufgestellt.
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Noch einmal: Nach Platz neun in der Vorsaison - was ist das Ziel?
Villis: Wir haben eine überschaubare Saison hinter uns, über die Vorstand und Aufsichtsrat intensiv diskutiert haben. Über die Niederlage gegen St. Pauli zum Abschluss haben wir uns alle mächtig geärgert. Aber jetzt blicken wir nicht mehr in den Rückspiegel, wir blicken nach vorne. Wir wollen uns verbessern.
Also Achter werden...?
Villis: Wir wollen weiter oben angreifen.