Bochum. Nur selten nimmt sich Gertjan Verbeek die Bochumer Mannschaft zur Brust, einzelne Spieler praktisch nie. Am Sonntag, nach dem 1:1 gegen Arminia Bielefeld, war das anders.

  • Der VfL-Trainer musste erst einige personelle Wechsel vornehmen, damit der Zweitligist in Schwung kam
  • Besonders in der Kritik des Trainers standen nach dem Spiel die Bochumer Spieler Stiepermann und Wurtz
  • Innenverteidiger Felix Bastians sorgte in der turbulenten Schlussphase für mehr Torgefahr als die Offensiv-Spieler

Auch wenn kaum noch jemand daran gezweifelt hat, sollte man der Berichterstattung über die Partie des VfL Bochum gegen Arminia Bielefeld vielleicht diesen Fakt voranstellen: Nach dem 1:1 am Sonntag kann der VfL nicht mehr absteigen, während die Ostwestfalen mehr denn je um den Klassenerhalt bangen müssen. Das ist vermutlich aus Bochumer Sicht die beste Nachricht dieses Tages, denn der Fußball, den man eine Woche nach dem aufregenden Sieg gegen Dresden geboten bekam als Zuschauer, war mindestens eine Stunde lang kaum erträglich.

Nur selten nimmt sich Gertjan Verbeek die Mannschaft zur Brust, einzelne Spieler praktisch nie. Gestern war das anders. „Wir haben schlecht gespielt, das war enttäuschend. Es geht darum, den Ball haben zu wollen und mit Tempo zu spielen. Ich bin unzufrieden“, redete Verbeek Klartext. Der VfL-Trainer vermisste die für den Erfolg nötige Bissigkeit: „Es ist ärgerlich, wenn Leute das nicht bringen.“

Brachte in der zweiten Halbzeit Schwung ins Bochumer Angriffsspiel und hatte mehrfach den Ausgleich auf Fuß und Kopf: Felix Bastians.
Brachte in der zweiten Halbzeit Schwung ins Bochumer Angriffsspiel und hatte mehrfach den Ausgleich auf Fuß und Kopf: Felix Bastians. © Udo Kreikenbohm

Verbeek wollte kein Lob annehmen für seinen Mut, Felix Bastians im Verlauf des Spiels eine Position vorzuziehen, Vitaly Janelt dagegen in die Dreier-Abwehrkette zurückzuziehen und Görkem Saglam zentral auf die Janelt-Position zu setzen, nein er wollte seinen Frust und seine Unzufriedenheit äußern über die Spieler, denen er nicht mehr zutraute, dem bis dahin komplett drucklosen Bochumer Spiel noch eine Wende geben zu können. „Ich rede über Stiepermann und Johannes Wurtz“, sagte Verbeek und stellte den genannten Akteuren Selim Gündüz gegenüber. „Man kann von ihm sagen, was man will, aber das (Einsatz und Aggressivität, die Red.) bringt er immer.“

Genau dieses Feuer fehlte zu Beginn. Vor den Augen von Marco Terrazzino begann der VfL schwunglos und unkonzentriert. Das frühe Gegentor durch Keanu Staude musste zwar Torhüter Manuel Riemann auf seine Kappe nehmen, der nach Florian Dicks Einwurf gegen Tom Schütz in der Luft zu spät kam, doch in der Folge mangelte es den Gastgebern selbst in den guten Szenen an Konsequenz und Genauigkeit. Thomas Eisfeld verfehlte volley das Bielefelder Tor, bei Tom Weilandts Versuch stand Julian Börner im Weg, und Arminias Schlussmann Wolfgang Hesl riss nach einem Stiepermann-Schuss die Arme hoch.

Janelt rechtfertigt Verbeeks Vertrauen

In diesem Trott ging es nach dem Seitenwechsel weiter. Nun hatten sogar die sehr limitierten und ängstlichen Gäste Möglichkeiten, so als Sören Brandy freistehend verzog und Riemann Reinhold Yabo den Ball vom Fuß angelte.

Dann riss Gertjan Verbeek der Geduldsfaden, er wechselte und stellte um. Sein Vertrauen in den 18-Jährigen Janelt wurde nicht enttäuscht, mit Felix Bastians, der es schließlich auf fünf Torschüsse bringen sollte, und Tim Hoogland, der die meisten Ballaktionen hatte, brachten die Routiniers das Spiel endlich in Gang, unterstützt von Görkem Saglam, der sich gut einfügte.

Dreimal binnen fünf Minuten hatte Bastians den Ausgleich auf Kopf und Fuß, aber er scheiterte an Hesl, an der Latte oder zielte nicht genau genug. Jedenfalls war endlich Musik drin in dieser bis dahin schlappen Vorstellung.

Dass Selim Gündüz’ Flanke, von Florian Hartherz noch leicht abgefälscht, schließlich im Bielefelder Tor landete, war angesichts der Chancenverteilung hochverdient. Womit die Bochumer Remis-Könige in dieser Spielzeit bereits zum 14. Mal mit einer Punkteteilung zufrieden sein mussten.