Bochum. Beim 4:2-Erfolg des VfL Bochum über Dynamo Dresden feierten zwei Spieler ihre Tor-Premiere für den Revierklub. Marco Stiepermann gehörte dazu.
- Beim 4:2-Erfolg des VfL Bochum über Dynamo Dresden feierten zwei Spieler ihre Tor-Premiere für den Revierklub
- Marco Stiepermann gehörte dazu
- Er traf und sprach hinterher über Kritik an ihm
Der Tor-Debütant stand in der Interview-Zone und grinste über beide Ohren. Er hielt sich – und damit war er gut beraten – an die für Fußballer in solchen Situationen üblichen Phrasen. „Ich freue mich natürlich über mein erstes Tor für den VfL, aber wichtiger sind die drei Punkte“, sagte er. Dann musste er herzlich lachen, er fragte: „Was soll ich jetzt auch vor der Kamera anderes sagen?“ Natürlich: Er hätte viel emotionaler reagieren können nach seinem ersten Zweitliga-Tor für Bochum.
Während Görkem Saglam, gerade 19 Jahre alt geworden, seine Aufgabe auf dem Platz sowie die vor den ihn umlagernden Medienvertretern mit jugendlicher Leichtigkeit meisterte, gab Marco Stiepermann ein ganz anderes Bild ab. Dabei hatte auch er gerade seinen ersten Treffer erzielt. Doch dem 26-Jährigen war keineswegs nach einem Dauergrinsen zumute. Seine Miene drückte nur ein Wort aus: endlich!
Endlich hatte er getroffen, hatte er daran gearbeitet, seine Kritiker etwas weniger kritisch sein zu lassen. Die Kritiker, die ihm nach seinem Wechsel von der SpVgg. Greuther Fürth mit ihren teils verletzenden Aussagen so zugesetzt hatten. Denn Stiepermann war seinem Ruf als torgefährlicher Mittelfeldspieler überhaupt nicht gerecht geworden, hatte in keinem seiner 27 Einsätze zuvor getroffen.
Versager hatte man Stiepermann genannt
„Versager“ hatte man ihn im Internet genannt, ihm empfohlen, er solle sich doch wieder „verpissen“. Stiepermann hat viel davon mitbekommen. „Es sind zwar nur Einzelfälle, aber wenn das die eigenen Fans sagen, trifft einen das schon sehr“, sagte der gebürtige Dortmunder.
Ihm stand ins Gesicht geschrieben, wie sehr ihn diese Kritik tatsächlich getroffen hatte. Und auch, wie groß diese Last gewesen sein muss, die am Freitagabend von ihm gefallen ist. Nach seinem so wichtigen Tor zum 2:2 gegen Dresden sagte er aber nur trocken: „Irgendwann findet auch mal ein blindes Huhn ein Korn.“ Eine Selbstironische Aussage, mit der er seinen Kritikern zuvorkam. Eine elegante Art des Umgangs. Dann folgten Gedankenspiele: „Vielleicht ist der Knoten jetzt geplatzt. Ich habe drei Spiele Zeit, um nochmal nachzulegen.“
Zwei Tor-Debütanten hatten den 4:2-Sieg über Dresden unter Dach und Fach gebracht. Zwei Debütanten, deren Wege in dieser Saison unterschiedlicher nicht hätten sein können. Auf der einen Seite der unbeschwerte ehemalige Bochumer Junioren-Spieler Saglam, der diesem irren Duell in der 88. Minute mit dem 4:2 die Krone aufgesetzt hatte. Auf der anderen Seite Stiepermann, dessen emotionale Gemengelage aus persönlicher Genugtuung, Erleichterung und Euphorie über den Bochumer Ausgleichstreffer (51.) bestand.
Am Ende lächelte Stiepermann
Am Ende konnte sich Stiepermann tatsächlich noch ein Lächeln abgewinnen: „Ich bin jetzt einfach überglücklich.“ Diesen Gemütszustand verstand der Bochumer jedoch gut zu verstecken. Wer mochte es ihm bei dieser Vorgeschichte verdenken, dass die pure Erleichterung Oberhand gewonnen hatte?