Bochum. Zweitligist VfL Bochum kann noch auf den Relegationsplatz abrutschen. Um den Absturz zu verhindern, ist vor allem der Angriff gefragt.
- Zweitligist VfL Bochum kann noch auf den Relegationsplatz abrutschen
- Um den Absturz zu verhindern, ist vor allem der Angriff gefragt
- Fünf Spiele muss der VfL noch absolvieren, im Saison-Endspurt aber auch einige Probleme beheben
Rechenspiele. In der Schlussphase einer Saison können sie für eine Mannschaft gleichermaßen Hoffnung und auch Warnsignal sein.
Christian Hochstätter kennt die Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga. Und deshalb spricht der Sportvorstand des VfL Bochum eine vorsichtige Warnung mit Blick auf den Abstand von fünf Punkten auf den Relegationsplatz und die damit verbundene theoretische Abstiegsgefahr aus: „So lange es rechnerisch möglich ist, ist es so.“
Fünf Spiele muss der VfL noch absolvieren, im Saison-Endspurt aber auch einige Probleme beheben.
Das Leistungsgefälle im Kader
Seit 439 Spielminuten steht beim VfL die Null. So lange hat Torhüter Manuel Riemann kein Gegentor mehr zugelassen. Keine Frage: Torhüter und Abwehr sind die Prunkstücke der Mannschaft. Stellvertretend für die immense Stärke der Bochumer Verteidigung ist Deckungsspieler Tim Hoogland. Auf ihn kann sich der VfL in jeder Phase verlassen. Die Kehrseite seiner hervorragenden Verfassung ist, dass der 31-Jährige fortlaufend nach Fehlern einiger Vorderleute korrigierend eingreifen muss. Der Grund: Die Qualität, die Hoogland und seine Abwehr-Kollegen auszeichnet, ist nicht in allen Mannschaftsteilen vorhanden.
Die Abhängigkeit
Wie groß das Leistungsgefälle im Kader ist, verdeutlichte das Spiel gegen Greuther Fürth am Sonntag. Spiellenker Thomas Eisfeld war nach monatelanger Verletzungspause wieder dabei, der VfL gewann – sein Anteil daran war maßgeblich. Ganz Bochum war froh, dass dieser wichtige Spieler wieder einsatzbereit war. „Wir haben versucht, seinen Ausfall zu kompensieren, aber das war sehr schwierig“, sagt sein Mannschaftskollege Felix Bastians. Das bedeutet: Bochum ist von Spielern wie Eisfeld abhängig. Dadurch ist die Mannschaft für Gegner einfacher auszurechnen.
Die Offensivschwäche
Ja, der Wechsel des 25-fachen Torschützen Simon Terodde zum VfB Stuttgart hat eine große Lücke gerissen. Auch dass die Offensivspieler Marco Terrazzino und Janik Haberer den Verein verlassen haben, bedeutete einen Qualitätsverlust. Das darf jedoch keine omnipräsente Ausrede sein. Das sehen auch Hochstätter und Trainer Gertjan Verbeek so. Doch die Bilanz der Angreifer in dieser Saison ist ernüchternd. 18 Tore schossen Johannes Wurtz (8), Peniel Mlapa (7) und der von RB Leipzig ausgeliehene, aber bislang enttäuschende Nils Quaschner (3) zusammen.
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Die fehlende Selbstsicherheit
Eigentlich ist Selim Gündüz ein technisch versierter Spieler. Und eigentlich sollte Johannes Wurtz wegen seiner bisher acht Saison-Treffer ausreichend Selbstbewusstsein haben, um sich mehr zuzutrauen. Doch im Heimspiel gegen Fürth fiel Gündüz durch eine beängstigend hohe Fehlerquote auf. Und Wurtz? Der lief allein auf den Torhüter der Franken zu, traute sich jedoch nicht, den Abschluss zu suchen. Er bevorzugte es, auf Thomas Eisfeld abzulegen. Völlig klar: Die Köpfe sind nicht frei. Die Mannschaft weiß um die Situation im Tabellenkeller. Auch das nagt am Selbstbewusstsein der jüngsten Zweitliga-Mannschaft. Sportvorstand Hochstätter hat Verständnis: „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, mit einer jungen Mannschaft in die Saison zu gehen. Das kann auch mal wackeln.“
Die vielen Verletzten
Der Ausfall von Kapitän Patrick Fabian war gravierend genug, zum Bochumer Lazarett gesellten sich während der Saison die Langzeitverletzten Kevin Stöger (Kreuzbandriss), Stefano Celozzi (Oberschenkelverletzung) und Timo Perthel (Knie-Operation) – allesamt Stammspieler. Thomas Eisfeld ist erst seit zwei Spielen wieder einsatzbereit. „Es ist klar, dass wir eine durchwachsene Saison gespielt haben, weil wir fast fünf Monate lang auf fünf Stammspieler verzichten mussten“, bestätigt Hochstätter.