Bochum. Defensive Disziplin, gepaart mit Leidenschaft und Engagement - das waren die Zutaten, die dem VfL Bochum gegen Fürth den ersten Erfolg nach sechs sieglosen Spielen bescherten.

  • Gegen die SpVgg Greuther Fürth stand beim Bochumer Zweitligisten zum vierten Mal in Folge die Null
  • Thomas Eisfeld war nicht nur der Siegtorschütze, der Mittelfeld-Spieler hielt auch bereits 80 Minuten durch
  • Schwachpunkt des VfL bleiben die Konter, deshalb mussten die Bochumer Fans gegen Fürth lange zittern

„Nur die Punkte zählen“, hatte Felix Bastians vor der Begegnung mit der SpVgg Greuther Fürth gesagt. Das klang kämpferisch und sollte den Willen der Bochumer Mannschaft verdeutlichen, alles dafür zu tun, um nicht gegen Ende der Spielzeit noch in eine bedrohliche Schieflage zu geraten. Die Mannschaft präsentierte sich dann am Sonntag auch entsprechend - nicht immer mit klarem und kühlem Kopf, aber stets mit heißem Herzen.

Sechsmal hatte der VfL nicht gewinnen können, hat in dieser Phase zu einer defensiven Stabilität gefunden, die man der Mannschaft womöglich gar nicht zugetraut hätte, war aber dennoch peu à peu den Abstiegsrängen immer näher gekommen. Wenn einem dann auch noch dreimal in Folge kein Tor gelingt, dann kann das ein Gefühl der Unsicherheit auslösen - und Selbstzweifel. Damit aber sollte es nun vorbei sein. Sicher, das Tor des Tages, eingeleitet von einem katastrophalen Fehlpass Sercan Sararers, entsprang nicht der Bochumer Kreativabteilung, doch Tore sind und bleiben Tore. Derartige Geschenke nicht nur anzunehmen, sondern sie effektiv zu nutzen, will auch gelernt sein. Dass Thomas Eisfeld, der im Vergleich mit Johannes Wurtz deutlich mehr Spielgestalter als hängende Spitze ist, zur rechten Zeit am richtigen Ort war, hätte kein Regisseur besser inszenieren können. Eisfeld erzielte nicht nur das Tor des Tages und spielte ohne Fehl und Tadel, er hielt in seinem erst zweiten Spiel nach halbjähriger Pause sogar schon knapp 80 Minuten durch - ein Appetithappen für die nahe Zukunft.

Ist seit Wochen äußerst präsent und aufmerksam: Tim Hoogland.
Ist seit Wochen äußerst präsent und aufmerksam: Tim Hoogland. © Udo Kreikenbohm

Dass Vitaly Janelt, der 18-Jährige im Bochumer Mittelfeld, erstmals die komplette Strecke zwischen An- und Abpfiff schaffte, was inzwischen auch Jan Gyamerah regelmäßig gelingt, kommt an erfreulichen Aspekten hinzu. Gyamerahs Ausrutscher nach dem Seitenwechsel bescherte zwar Fürths Veton Berisha die beste Gäste-Chance an diesem Nachmittag, aber VfL-Schlussmann Manuel Riemann behielt im Eins-zu-Eins einmal mehr die Oberhand. Zwar schnürten die Franken den VfL zum Ende der Partie hin regelrecht ein, doch nur Benedikt Kirsch kam dem Bochumer Tor noch einmal gefährlich nahe. Und erneut war Riemann zur Stelle.

Ein Gespür für das Mögliche

Die derzeit von Riemann, Bastians und besonders Hoogland geführte Bochumer Mannschaft findet offenbar allmählich ihr eigenes Gespür für das, was möglich und nötig ist. Denn die von Gertjan Verbeek angestrebte Dominanz ist eben nicht immer und vor allem nicht immer sofort durchsetzbar, auch weil die Gegner inzwischen flächendeckend früh versuchen zu pressen. Aber der VfL hält das inzwischen aus ohne den Kopf zu verlieren, wahrt defensive Disziplin, vermeidet Fehler, stürmt nicht im Hurra-Stil nach vorne, um dann ausgekontert zu werden, und macht sich, mit den zurückeilenden Außen, vor dem eigenen Strafraum so breit wie möglich.

Was vor allem noch fehlt, ist die Präzision und Ruhe im Umschaltspiel, aber auch der gekonnte und kaltblütige Abschluss. Selim Gündüz zum Beispiel hätte allen im Stadion die Zitterpartie in den letzten Minuten ersparen können, als er frei vor Fürths Torhüter Balazs Megyeri auftauchte, den Ungarn aber nicht überwinden konnte. Man habe „Bochum zum schnellen Umschalten eingeladen“, kritisierte Fürths Trainer Janos Radoki anschließend, vergaß jedoch zu erwähnen, dass der VfL viel zu wenig daraus gemacht hatte aus dieser Phase der offenen Tür.