2800 Fans feuern den VfL Bochum an diesem Samstag an. Beim FC St. Pauli kommt es zum ultimativen Jahres-Abschluss. Tim Hoogland spielt wieder.
- Zum Abschluss des Jahres will Zweitligist VfL Bochum beim FC St. Pauli punkten
- Tim Hoogland kehrt in die Innenverteidigung zurück, neben ihm spielen Perthel und Rieble
- Trainer Gertjan Verbeek hat bis hierhin eine positive Zwischenbilanz gezogen
Schlusspfiff in Hamburg. Wenn an diesem Samstag gegen 14.50 Uhr die Partie des VfL Bochum beim FC St. Pauli beendet wird, ist das Fußball-Jahr für die Zweitliga-Profis aus dem Revier gelaufen, direkt danach beginnt ihr Urlaub. Und natürlich wollen sie den mit einem Sieg im Rücken beginnen.
Zumal damit die Auswärtsbilanz freundlichere Züge annehmen würde - bei erst einem Sieg (in Aue), zwei Remis (in Karlsruhe und Dresden) sowie fünf Niederlagen bisher.
Auf dem Kiez schöpft man neue Hoffnung
Damit war nicht zu rechnen. Ganz plötzlich ist Philipp Heerwagen so eine Art Synonym für Erfolg geworden, jedenfalls in Hamburg und bei all’ denen, die dem FC St. Pauli verbunden sind. Der 33-jährige gebürtige Bayer, der immerhin fünfeinhalb Jahre seines Lebens in Bochum verbrachte, ist eingesprungen, als Stammtorhüter Robin Himmelmann verletzt passen musste. Seitdem steht die Null. Und Heerwagen hofft auf mehr: „Wir sind gerade dabei, den Teufelskreis zu durchbrechen.“
Dieser Teufelskreis besteht beim FC St. Pauli, wie andernorts auch, aus Misserfolgen in Serie, aus rapide wegbrechendem Selbstvertrauen, aus lähmender Angst vor weiteren Fehlschlägen, aber auch aus gegenseitigen Vorwürfen. Dass unter diesen Voraussetzungen, nach elf sieglosen Spielen vor dem aktuellen 2:0-Erfolg in Fürth, Ewald Lienen immer noch das Vertrauen der Offiziellen und der Fans genießt, dürfte indes einmalig sein. Vielleicht aber liegt es auch am Retter-Image Lienens, der die Hamburger ja vor zwei Jahren in ähnlich prekärer Lage übernahm und vor dem Absturz in die Drittklassigkeit bewahrte.
Um die Hoffnungen auf eine Wiederholung dieses Husarenrittes zu befördern, benötigt es einen weiteren Sieg - gegen den VfL Bochum. „Der Umschwung ist in der täglichen Arbeit angekommen“, sagte Lienen und zeigte sich denn auch gnädig im Rückblick auf die schweren Wochen und Monate: „Die Mannschaft hat in den letzten Wochen immer gut gearbeitet, auch wenn die Ergebnisse nicht gestimmt haben.“
Dennoch, mehr als ein Hoffnungsschimmer waren die vier Punkte gegen Kaiserslautern und Fürth nicht - mit zehn Punkten nach 16 Spielen bleibt man Abstiegskandidat. Das weiß auch Ewald Lienen, der die anstehende Partie gegen den VfL mit diesen Worten beschreibt: „Auch Bochum wird wieder ein Überlebensspiel.“
Verzichten muss am heutigen Samstag der Trainer des FC St. Pauli nicht nur auf die Nummer eins Robin Himmelmann, sondernauch auf Jan-Philipp Kalla, Philipp Ziereis, Christopher Buchtmann und Marvin Ducksch sowie auf Cenk Sahin. Der 22-Jährige hatte gegen Fürth einen Sahnetag erwischt und mit dem Treffer zum 2:0-Endstand den Deckel drauf gemacht. Sahin, den die Hamburger vom türkischen Zweitligisten Basaksehir ausgeliehen haben, sitzt an diesem Spieltag eine Gelbsperre ab. (Michael Eckardt)
Einfacher als zuletzt wird das am Millerntor wohl kaum, auch wenn St. Pauli trotz des 2:0 in Fürth weiterhin Schlusslicht ist. „Es war zwei Mal richtig schwierig, dort Punkte mitzunehmen“, erinnert sich Gertjan Verbeek an seine beiden Partien beim Kiez-Klub als VfL-Trainer. Erst gab es ein 1:5 im Mai 2015, und in der Vorsaison verlor der VfL mit 0:2, Mitte April dieses Jahres war das. Verbeek freut sich dennoch: „Dort herrscht immer eine super Atmosphäre.“ Mit rund 2800 VfL-Fans trägt auch Bochum wieder dazu bei: „Wir wollen gerne gewinnen“, sagt Verbeek, zu weit aus dem Fenster lehnt er sich aber nicht: „Aber das will der Gegner auch.“
Unabhängig vom Hinrunden-Abschluss hat er angesichts der zahlreichen Ausfälle, die den VfL in dieser Saison malträtiert haben, ein positives Zwischenfazit gezogen. Man habe „das Maximum“ herausgeholt. „Die Spieler haben immer gut trainiert, der Einsatz war jederzeit da“, lobte der Trainer. „Aber wenn so viele Spieler ausfallen, dann ist auch weniger Erfahrung, weniger taktisches Verständnis da.“
Zum Trainingsauftakt am 2. Januar, das ist Verbeeks Hoffnung, sollen bis auf Kevin Stöger und Thomas Eisfeld möglichst alle wieder dabei sein. „Ich hoffe, dass wir diese Probleme im neuen Jahr nicht mehr haben. Das ist die Basis für eine gute Rückrunde“, sagt der Coach. Die derzeit noch fehlenden Spieler wie Felix Bastians und Stefano Celozzi, der bereits Teile des Mannschaftstrainings wieder mitgemacht hat, haben jedenfalls einen individuellen Trainingsplan für die Weihnachtszeit bekommen, für sie fällt der Winterurlaub also aus.
Eine gute Basis legen
Ihre Kolllegen sollen zuvor nochmal 90 Minuten plus Nachspielzeit Vollgas geben, um auch tabellarisch eine gute Basis zu legen. Dabei wird wie berichtet Tim Hoogland für den ins Mittelfeld vorrückenden Anthony Losilla in die Innenverteidigung zurückkehren. Neben ihm spielen Timo Perthel und Nico Rieble, einer der Linksfüße verteidigt innen, einer außen. Im 17. Spiel der Saison wird der VfL also erneut nicht mit der Startelf wie im Spiel zuvor beginnen.
Weilandt hat Stammplatz verloren
In jedem Fall wissen die Bochumer, worauf es ankommt. „In der zweiten Liga geht es auswärts nur über Einsatzbereitschaft und Leidenschaft. Sind wir da mit St. Pauli auf Augenhöhe, können wir vielleicht unsere spielerischen Möglichkeiten nutzen“, fasste es etwa Alexander Merkel gegenüber „Reviersport.de“ zusammen.
Der Neuzugang wird erneut über die rechte Außenbahn kommen. Tom Weilandt hat seinen Stammplatz, den er bis zu seinem schwachen Auftritt in Bielefeld behaupten konnte, vorerst verloren. Und Selim Gündüz bleibt in diesem Jahr in der Joker-Rolle.