Bochum. Ein Umsturz war es nicht bei der Jahreshauptversammlung des VfL Bochum am Dienstag im RuhrCongress. Aber es gab einen kleinen Denkzettel für die Verantwortlichen des VfL und der war sicher auch Ausdruck für die umsich greifende Unzufriedenheit.

Als die nur 242 anwesenden Mitglieder den Aufsichtsrat des VfL Bochum am gestrigen Dienstag im RuhrCongress entlasten sollten, votierten 40 dagegen, 27 enthielten sich. Etwas gnädiger gingen die Mitglieder mit dem Vorstand um, der nur 12 Gegenstimmen erhielt, bei zehn Enthaltungen. Wahlen standen an diesem diskussionsträchtigen Abend nicht auf dem Programm der Versammlung.

Dass beim VfL Bochum solide gewirtschaftet wird, ist bekannt, wenn auch nicht bei allen, die mehr Mut zur Offensive fordern, beliebt. Vor fast genau einem Jahr konnten die Verantwortlichen des Bundesligisten sogar Rekordzahlen präsentieren. Der Umsatz war auf 38 Millionen Euro geklettert, der Gewinn betrug 2,7 Millionen. Und der sonst so nüchterne Finanz-Vorstand Ansgar Schwenken verkündete den Mitgliedern im RuhrCongress gut gelaunt: „So lange ich beim VfL Bochum bin, haben wir eine solch' gute Finanzlage noch nie gehabt.”

Warb um Unterstützung, bekam aber einen Denkzettel verpasst: Aufsichtsrats-Boss Werner Altegoer am Rednerpult neben Vorstand Thomas Ernst. Foto© Joachim Haenisch
Warb um Unterstützung, bekam aber einen Denkzettel verpasst: Aufsichtsrats-Boss Werner Altegoer am Rednerpult neben Vorstand Thomas Ernst. Foto© Joachim Haenisch © waz fotopool

Dann kam die Finanzkrise, die sich zur Wirtschaftskrise ausweitete und auf die Erlöse drückte. Ein weiterer großer Sprung war nicht mehr möglich, aber immerhin: Man hat sich stabilisiert. Am gestrigen Dienstag vermeldete der VfL Bochum während der Mitgliederversammlung, dass der Umsatz in der Saison 2008/2009 minimal von 38 auf 38,3 Millionen gestiegen ist. Sogar einen Gewinn konnte man verbuchen: 1,46 Millionen Euro, in etwa die Hälfte des Plus' aus dem Vorjahr.

Womit der Klub den zäh und geduldig geführten und immer wieder von Abstiegen und entsprechenden wirtschaftlichen Rückschlägen beeinträchtigten Kampf gegen den einst üppigen Schuldenberg erfolgreich fortgesetzt hat. War im Spätsommer 2008 noch von 1,58 Millionen „Miesen” die Rede, beläuft sich der Schuldenstand aktuell auf lediglich 121 000 Euro, ausgenommen allerdings die aus dem Bau (11 Millionen) und dem in naher Zukunft beginnenden Ausbau (8 Millionen) des Stadioncenters resultierenden langfristigen Verbindlichkeiten.

19 Millionen für die Lizenzspieler-Abteilung

Zu Recht ein wenig stolz wies Ansgar Schwenken am Dienstag darauf hin, dass es dem VfL in den letzten drei Jahren gelungen sei, acht Millionen Euro an Verbindlichkeiten abzubauen. Und Schwenken versprach, dass „mit fortgeschrittener Entschuldung gezielt in die Mannschaft investiert” werde.

Der Finanzplan für die laufende Saison 2009/2010 offenbart, dass angesichts der gesamtgesellschaftlichen Wirtschaftsbedingungen mit einer Phase der Stagnation gerechnet werden muss. 38,4 Millionen Euro wird man demnach umsetzen können, 19 Millionen davon fließen in die Lizenzspieler-Abteilung, in der vergangenen Saison waren es noch rund 17 Millionen. Zum Vergleich: Beim tief in der Kreide steckenden und deshalb eigentlich zum Sparen gezwungenen Nachbarklub Schalke 04 werden deutlich mehr als 40 Millionen Euro für die Profis ausgegeben.

Dass Schwenken von den 89 Millionen Euro sprach, die die Bundesliga-Klubs im Schnitt erwirtschaften und damit den riesigen Vorsprung der Konkurrenz deutlich machte, und dass der Vorsitzende des Aufsichtsrates Werner Altegoer um Unterstützung bat („Natürlich wollen wir mehr, helfen Sie uns dabei”) fiel nicht bei allen auf fruchtbaren Boden. Die Kritik an der Qualität des Fußballs und an Trainer Marcel Koller fand sein Ventil schließlich bei der Entlastung des Aufsichtsrates.