Bochum. . Sportdirektor vor dem Absprung vom VfL: Aufsichtsrats-Vorsitzender Villis beginnt schon Poker mit dem HSV. Eine siebenstellige Ablöse wäre fällig.
- Bochums Sportvorstand Christian Hochstätter darf Verhandlungen mit dem Hamburger SV führen
- Beim Bundesliga-Schlusslicht gilt er als Top-Kandidat für den Posten als Sportdirektor
- VfL-Aufsichtsrat hält die Fäden in der Hand: Hochstätter hat noch einen Vertrag bis 2020
Dass zweite Klasse nicht sein Ding ist, hat Christian Hochstätter oft deutlich gemacht beim VfL Bochum. Allerdings klang dies in seinen bisher gut drei Jahren als Sportvorstand des VfL stets nach dem hehren Ziel, mit dem Traditionsklub zurückzukehren in die Beletage des deutschen Fußballs.
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Die Realität: Bochum dümpelt im Mittelmaß der 2. Liga herum - und Hochstätter kehrt dem Klub wohl den Rücken. Der Sportvorstand steigt erst einmal alleine auf.
Hochstätter ist Top-Kandidat als neuer Sportdirektor beim Hamburger SV und verhandelt mit dem Bundesliga-Dino, erklärte Bochums Aufsichtsrats-Vorsitzender Hans-Peter Villis gestern dieser Zeitung. Heißt wohl: Der Abschied aus dem Revier scheint nahe, auch wenn der Verein den Ball flach hält.
„Christian Hochstätter hat uns am Sonntagabend darüber informiert, dass Hamburg auf ihn zugekommen ist, um Gespräche mit ihm zu führen“, sagte Villis. „Das wollen wir ihm nicht verbieten. Es läuft alles sauber und fair ab.“
Das klingt fast nach Schönwetter, doch in Bochum traf die Nachricht ein wie ein Donnerschlag. Erst vor knapp zwei Monaten hat Hochstätter einen Vierjahresvertrag bis 2020 unterschrieben und selbst von einem „Signal“ gesprochen, das er damit geben wolle.
Siebenstellige Ablöse wäre fällig
Erst vor gut einer Woche hat er die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung auf Projekte wie die Ausgliederung der Profiabteilung eingeschworen. „Wir sind“, sagte Hochstätter unter Applaus, „von unserem Weg überzeugt.“
Worte, die man womöglich bald beim Schlusslicht der Bundesliga hören darf. Villis betonte zwar, dass den Bochumer Aufsichtsrat vom Hamburger SV noch niemand kontaktiert hat und „die Entscheidung nur bei uns liegt. Es gibt keine Ausstiegsklausel.“ Der Poker um den Preis hat damit wohl begonnen. Villis: „Einen guten Mann lässt man nicht so einfach ziehen.“
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Einen siebenstelligen Betrag dürfte es den HSV kosten, um Hochstätter freizukaufen - und damit Bochum auf Vorstandssuche zu schicken. Mitten in der Saison. Handlungsfähig bliebe der Klub zwar, weil in Wilken Engelbracht noch ein Finanzvorstand an Bord ist. Sportpolitisch aber wäre der Abgang ein herber Rückschlag. Schließlich hat man stets betont, auf „Kontinuität“ zu setzen, insbesondere in der Führung.
Villis würde einen möglichen Abschied Hochstätters nun zwar bedauern, rückt das große Ganze aber auch in ein freundlicheres Licht: „Das HSV-Interesse spricht auch für die Leistungen des VfL.“
Für Hochstätter wäre der HSV die Chance, sich bei einem Großklub zu beweisen. Empfohlen hat er sich in Bochum mit der Mischung aus sportlichem Aufschwung und wirtschaftlicher Konsolidierung. Der 53-Jährige, der als Sportdirektor in Mönchengladbach (1999 bis 2005) und Hannover (2007 bis 2009) Erstliga-Erfahrung sammelte, hat dem Klub seit dem Antritt 2013 einen professionelleren Anzug verpasst, unbequeme Entscheidungen durchgesetzt wie die Auflösung des U23-Teams.
Macher-Typ in Verhandlungen
Er gilt als kompromissloser Verhandlungspartner und hat Transferüberschüsse in Millionenhöhe erzielt, u.a. mit Stürmer Michael Gregoritsch (HSV) und Simon Terodde. Der Torjäger der 2. Liga kam zum Nulltarif und zog zwei Jahre später für vier Millionen Euro nach Stuttgart.
VfL-Philosophie bleibt bestehen
Zoff gab es aber auch. Die Trennung von Trainer Peter Neururer hallt bis heute nach. Für ihn holte Hochstätter im Winter 2014 Gertjan Verbeek. Der Niederländer, gebunden bis Sommer 2018, steht für einen offensiven Spielstil, der bei den Fans ankommt und den VfL zwischenzeitlich auf Rang 5 führte. In dieser Saison hinkt das Team den Erwartungen hinterher. Die Stimmung droht zu kippen.
Die Philosophie des Angriffs-Fußballs aber müsste ein neuer Sportvorstand ebenso vorantreiben wie die Stärkung der Nachwuchsarbeit und Infrastruktur. Villis sagt: „Es gibt keine One-Man-Show beim VfL Bochum. Es gibt nur VfL-Bochum-Projekte.“