Essen. Der Hamburger SV ist auf der Suche nach einem Sportdirektor, auch Bochums Christian Hochstätter ist offenbar ein Kandidat. Ein Kommentar.

Jetzt also Christian Hochstätter. Der Macher des Zweitligisten VfL Bochum. Nach Nico-Jan Hoogma, Horst Heldt und Jens Todt der vierte Kandidat, von dem bekannt geworden ist, dass er beim kriselnden Hamburger SV den vakanten Posten des Sportdirektors besetzen könnte.

Hochstätter findet beim VfL Bochum ein Paradies vor

Der HSV mag für sich in Anspruch nehmen, dass sein Volkspark noch immer eine verlockende Adresse im deutschen Fußball ist. Das Interesse der Kandidaten wird jedenfalls nicht dementiert. Die Frage ist eher: Wie können solche Namen vorzeitig bekannt werden?

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Beim VfL Bochum findet Hochstätter im Vergleich dazu ein Paradies vor. Er hat den notorisch klammen Zweitligisten in drei Jahren stabilisiert, der Mannschaft in Gertjan Verbeek den passenden Trainer besorgt und mit der Professionalisierung der Strukturen losgelegt.

Der HSV dagegen kann nicht einmal bei Schlüsselpositionen im Verein das Wasser halten und wiederholt die Fehler, die schon beim Casting von Matthias Sammer, Christian Heidel, Thomas Tuchel, Jörg Schmadtke und Jürgen Klopp passierten: Kandidaten verbrennen, bevor sie da sind.

So geht das seit Jahren. Und trotzdem muss Bochum aufpassen, dass Hamburg Hochstätter nicht abspenstig macht. Der HSV ist wie eine Aktie: Einsteigen, wenn der Kurs unten ist — und maximalen Gewinn einstreichen, wenn’s nach oben geht. Geht es mit dem HSV nach oben?

Im Fußball lässt sich jeder, der etwas auf sich hält, auf diese Pokerei ein. Was soll schon passieren? Geht’s schief: War nichts mehr zu retten. Geht’s gut: Hurra! Dass Hochstätter einen Vierjahresvertrag in Bochum hat, beeinflusst die Ablöse — nicht den Abschied. Es war sehr weise vom VfL-Aufsichtsrat Hans-Peter Villis, dass er seinem wichtigsten Mitarbeiter einen langfristigen Arbeitsvertrag ohne Ausstiegsklausel gegeben hat. So hat er das Heft des Handelns in der Hand und bestimmt die Konditionen, falls es zum Wechsel kommt.

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Auch Hochstätter geht gestärkt aus der Situation hervor. Seit der NDR-Enthüllung ist es amtlich, dass seine Arbeit beim VfL Bochum nicht nur überregional in der Weltstadt Hamburg bemerkt, sondern auch als erstklassig angesehen wird. Bleibt er, ist er ein Held in Bochum. Nur der Hamburger SV zertrümmert wieder überall Porzellan. Mit Hoogma gibt es einen öffentlichen Streit, wer wem abgesagt hat. Heldt und Todt schauen irritiert, was in Hamburg erzählt wird. Und alle sind einig: So führt man keinen Traditionsverein.

Will sich Hochstätter das wirklich antun? Noch ist alles offen, und das gilt bei einem Verein wie dem HSV exakt für die eine Stunde, in der man einen solchen Kommentar veröffentlicht. Sicher ist nur: Geht Hochstätter, verliert der VfL Bochum mehr als nur den Kopf vom Ganzen.

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