Bochum. Vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart bangt der VfL Bochum weiterhin um die Einsätze von Celozzi und Perthel. Welches Gesicht zeigt der VfL nun?

  • Das 0:3 in Düsseldorf war bereits der zweite Aussetzer in dieser Saison nach dem Pokal-Aus in Walldorf
  • Die aus Verletzungsgründen neu formierte Viererkette harmoniert noch nicht mit Mittelfeld und Angriff
  • Sieben Gegentore in nur zwei Spielen aber sind dennoch viel zu viel

Ein Dutzend Anhänger, also die, die immer kommen, schauen zu beim Training am Tag nach dem 0:3 in Düsseldorf, und sie schleppen die Enttäuschung sichtbar mit sich herum. „Ich bin immer noch tief bestürzt“, seufzt eine treue Seele, und ein Rentner ruft von hinten resolut: „Sieben. Ich hätte allen die Note sieben gegeben, bis auf den Torwart.“

Patrick Fabian kommt vorbei mit Reha-Coach und Trainingspartner, täglich schuftet der Innenverteidiger an seinem Comeback, und natürlich bekommt auch er jetzt einen guten Rat: „Schnür’ die Stiefel, die Jungs brauchen dich.“ Fabian lächelt gequält. Er wird nach seinem vierten Kreuzbandriss wohl erst 2017 wieder mitwirken in der 2. Liga, das weiß man ja, und bis dahin müssen es andere richten.

Nämlich die VfL-Spieler, die gerade den Fußball wieder von seiner extremen Seite vorführen und erfahren: Zwischen Helden- und Versagertum liegen mitunter ja nur noch 90 Minuten. Und zwischen Leidenschaft und Schläfrigkeit vier Tage.

Fakt ist: Der VfL hat zwei völlig verschiedene Gesichter gezeigt, der 5:4-Euphorie folgte die große 0:3-Ernüchterung; wobei weniger das Ergebnis erschreckte als die Art und Weise des Zustandekommens.

Erklärungen für einen lustlos wirkenden Start, für mangelnde Lauf- und Zweikampfbereitschaft, für fehlendes Aufbäumen nach dem Rückstand zu finden ist allerdings kaum möglich. Jeder Ansatz führte doch dazu, dem Profi an sich seine Professionalität grundsätzlich abzustreiten - bei allem Frust über die bittere Pleite ginge das entschieden zu weit.

Schon der zweite Aussetzer

Aussetzer passieren im Fußball, selbst solch lethargische Auftritte wie in Düsseldorf, das stritt ja kein Darsteller ab, immerhin. „Wir haben die erste Halbzeit total verpennt“, meinte etwa Marco Stiepermannm, und Tom Weilandt bestätigte in diesem Zusammenhang das ihm in den Mund gelegte Wort „grausam“. Ja, grausam war’s.

Wichtig über die Saison gesehen aber ist, dass sich diese Aussetzer nicht wiederholen, zumindest nicht oft. Der VfL hat bereits in Walldorf im Kollektiv versagt und nun schon ein zweites Mal fast alles vermissen lassen, was Zweitliga-Fußball ausmachen sollte, erst Recht einen ambitionierten Zweitliga-Fußball. Diese Quote ist deutlich zu hoch bei erst sieben Pflichtspielen.

Warum also diese Kontraste? Ist es eine Mentalitätsfrage oder eine des Alters, der VfL schickt ja eine im Schnitt junge Mannschaft ins Feld? Man kann dafür ein Pro und Contra sammeln. Gegen die Junge-Leute-Argumentation spricht, dass auch die Routiniers wie Bastians, wie Losilla von der Rolle waren in Düseldorf und auch schon in Walldorf.

Dort, im Pokal, agierte noch die Stamm-Viererkette, die in der Liga in den ersten drei Partien stabil war, sich seitdem ständig neu aufstellt aufgrund von Verletzungen - und wackelt. Das ist sichtbar ein Kernpoblem: Pawel Dawidowicz hat noch nicht das Format eines Tim Hoogland oder Patrick Fabian, Russell Canouse ist kein gelernter Rechtsverteidiger, weshalb Jan Gyamerah als Celozzi-Alternative in den Fokus rückten dürfte. Und auf links gab in Durchgang zwei auch Nico Rieble sein Debüt. Vom Stamm blieb nur Bastians übrig. Sieben Gegentore in zwei Partien aber sind trotz der Ausfälle arg happig - und haben nicht nur etwas mit der Kette zu tun.

Es fehlt an der Abstimmung

Es fehlt (noch?) an der Absprache im Umschaltspiel, in beide Richtungen; es mangelt an Abstimmung mit dem Mittelfeld und den Außenstürmern. Wer läuft wann wohin? Welcher Pass macht wann Sinn? Ein langer Diagonalball wie der von Canouse zum eher klein gewachsenen Stöger, der es zudem versäumte richtig hinzugehen, sicher nicht. Ballverlust. Konter. 0:2.

Auffallend beim VfL ist zudem, dass zwischen den Leistungen daheim (zwei Siege, ein Remis) und auswärts (zwei Niederlagen, ein Remis, Pokal-Aus) eine eklatante Lücke klafft, auch wenn das 1:1 in Karlsruhe und das 0:2 in Würzburg nicht zu vergleichen sind mit den Walldorf-Düsseldorfer Ereignissen.

Um einen Blick voraus zu wagen: Es ist also möglich, was heute kaum ein Düsseldorf-Geplagter zu träumen wagt: dass der VfL am Freitag sein Heimspiel gegen Stuttgart gewinnt. „Bisher“, sagte Felix Bastians, „haben wir nach solchen Leistungen immer eine Reaktion gezeigt.“

VFL BANGT UM CELOZZI UND PERTHEL

Der VfL bangt am Freitag gegen Stuttgart um die Einsätze seiner Außenverteidiger Stefano Celozzi und Timo Perthel. Der Linksverteidiger musste in Düsseldorf zur Pause ausgewechselt werden, Perthel hat Schmerzen im Adduktoren-Bereich. Ob er ausfällt, womöglich länger, ist offen. Heute steht eine MRT-Untersuchung an.

Stefano Celozzi hat nach seinem Muskelfaserrisses weiter Schmerzen im Adduktorenbereich. Am Dienstag saß er auf der Bank, „es hätte keinen Sinn gemacht“, so Celozzi gestern nach dem Training, das er komplett absolvierte. „Es wird besser, aber für Freitag wird es eng. Wir müssen von Tag zu schauen“, sagte er.

Weiter fehlen werden auch Tim Hoogland und Dominik Wydra.