Bochum. . David Niepsuj, 19, ist einer von nur zwei Profis des VfL Bochum, die von der aufgelösten U23 „übernommen“ wurden. Die Konkurrenz ist groß.

Seitdem das neue Nachwuchskonzept im Sommer eingeführt wurde, tummeln sich im Profitraining des VfL etliche Talente. Am Wochenende spielen sie - zumeist noch - in ihren Jahrgangsmannschaften. Die Ausnahme bilden Michael Maria und David Niepsuj – die einzig verbliebenen Spieler der U23-Mannschaft, die ja bekanntlich abgemeldet wurde. Ihnen bleiben vorerst nur die Testspiele, um sich unter Wettkampfbedingungen zu zeigen.

Dabei ist die Konkurrenz auch für Rechtsverteidiger Niepsuj groß. Doch der 20-Jährige will sich durchbeißen: „Fußball steht für mich an erster Stelle. Ich wollte schon immer Fußballprofi werden.“

Bei der U23 hat Niepsuj gezeigt, dass er sich durchsetzen kann. Vom ersten Spiel an stand der in der vergangenen Saison verpflichtete Wuppertaler in der Regionalliga auf dem Platz, kam auf 31 Partien (4 Tore) und gehörte stets zu den positiven Erscheinungen. Auf die Saison, die auf Platz 16 endete, blickt er mit gemischten Gefühlen zurück: „Wir hatten eigentlich eine gute Mannschaft, haben aber viele Spiele unglücklich verloren.“

Vertrag läuft bis zum Ende der Saison

Das Aus der U23 schwebte damals über allem. Erst nachdem im März klar war, dass es beim VfL ab dem Sommer keine zweite Mannschaft mehr geben würde, fing sich das Team sportlich. „Jeder wollte zeigen, was er kann, um sich für den VfL oder andere Vereine zu empfehlen“, sagt der polnische U20-Nationalspieler.

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Niepsuj selbst hatte eigentlich nicht daran geglaubt, beim VfL unterzukommen. Ein paar Mal durfte er oben mittrainieren. Als am Ende der vergangenen Saison Gertjan Verbeek bei den Profis aber die Verteidiger ausgingen, saß der Deutsch-Pole plötzlich sogar auf der Bank. „Im Profitraining mit dabei zu sein, war eine besondere Erfahrung für mich. Ich kam von einem kleinen Verein und kannte die Spieler nur aus dem Fernsehen. Das war schon ein sehr geiles Gefühl. Ich habe es natürlich gehofft, aber nicht gedacht, dass ich übernommen werde“, sagt er.

Zwischenzeitlich hatte der 1,83 m große Verteidiger schon bei Stuttgarts U23 mittrainiert, auch Regionalligist Rot-Weiss Essen war im Gespräch. Als der VfL signalisierte, ihn an der Castroper Straße halten zu wollen, zögerte Niepsuj nicht: „Ich bin in meiner Laufbahn oft gewechselt und will gerne länger hier bleiben. Bei den Profis habe ich mich von Anfang an gut aufgenommen gefühlt. Ich kann hier viel lernen.“ Bis zum Ende der Saison läuft sein Vertrag noch.

Unterschied zwischen Profis und Amateuren

Zu seinem ehemaligen U23-Kollegen Michael Maria pflegt Niepsuj „eine besondere Beziehung. Wir sind in einer ähnlichen Situation und können uns gegenseitig helfen, uns unterstützen.“

Michael Maria ist beim VfL in einer ähnlichen Situation wie David Niepsuj.
Michael Maria ist beim VfL in einer ähnlichen Situation wie David Niepsuj. © imago

Erstmals hat das Talent in diesem Sommer das ganze Programm unter Verbeek mitgemacht. Und dabei gleich in vollem Maße mitbekommen, was der Unterschied zwischen Profis und Amateuren ist. „Das Volumen war für mich ganz anders, sehr anstrengend. Aber ich versuche, bei jedem Training alles zu geben.“

Gegen Kaiserslautern reichte das immerhin erstmals in dieser Saison für einen Platz auf der Bank. An Stefano Celozzi führt aber momentan kein Weg vorbei, und selbst um den Platz als zweiter Rechtsverteidiger muss Niepsuj mit anderen Kandidaten kämpfen. Gegen Düsseldorf etwa wurde Giliano Wijnaldum für Celozzi eingewechselt. Deswegen hat sich der Jungspund kleine Ziele gesteckt: „Es wäre riesig für mich, wenn ich meinen ersten Profieinsatz im VfL-Dress feiern könnte. Ich würde auf dem Platz Vollgas geben.“

DIE STATIONEN - LÄNDERSPIELREISE STEHT BEVOR

Angefangen hat David Niepsuj mit dem Fußballspielen als kleiner Junge bei Fortuna Wuppertal. Danach hießen seine Stationen: Leverkusen (U10-U14), Wuppertaler SV (U15), Bor. Mönchengladbach (U16/U17), Fortuna Düsseldorf (U18) und wieder der Wuppertaler SV (U19), bei dem er auch bei den Oberliga-Herren zwei Spiele machen durfte.

Der Kontakt zum VfL Bochum entstand durch den Ex-VfL-Spieler Michael Bemben, der seinerzeit in Wuppertal die Schuhe schnürte. Aktuell berät ein weiterer Ex-VfL-Profi und Traditionsmannschafts-Spieler den jungen Außenverteidiger: Peter Peschel. „Ich kann ihm alles anvertrauen“, sagt Niepsuj, der noch bei seinen Eltern in Wuppertal wohnt.

In der kommenden Woche geht es für David Niepsuj, der die deutsche und polnische Staatsbürgerschaft hat, wieder auf Länderspielreise. Er steht im Aufgebot der polnischen U20-Nationalmannschaft für die Länderspiele gegen Italien (7. Oktober) und die Schweiz (11. Oktober). Dies im Rahmen eines Vier-Länder-Turniers mit der deutschen U20-Elf.