Freiburg. . Nach dem Sieg im Spitzenspiel beim SC Freiburg sieht Trainer Gertjan Verbeek aber auch noch “viel Arbeit“ für den neuen Spitzenreiter VfL Bochum.
Es lief die 57. Minute. Christian Streich, der mitunter zu einem unberechenbaren Vulkan mutierende Trainer des SC Freiburg, hätte in diesem Moment Schiedsrichter Peter Sippel wohl am liebsten den Feldberg hochgejagt. Simon Terodde, Bochums Torjäger, lag noch am Boden, als Freiburgs Kapitän Mensur Mujdza in einer intensivst umkämpften Partie mit vielen packenden Zweikämpfen zwischen den Strafräumen die Gelb-Rote Karte sah. Und Freiburg in der Folge die Ordnung verlor. „Keinen Vorwurf“ an das Team wollte Streich hinterher machen und gab dem Schiedsrichter die Schuld an Platzverweisen und 1:3-Pleite.
Die Entscheidung war sicherlich hart, aber sie hatte den Regeln entsprechend ihre Berechtigung, denn Mensur Mujdza hatte Terodde auf Höhe der Mittellinie mit dem Ellbogen erwischt. So bestätigte es auch der weder auf dem Platz noch daneben zur Übertreibung neigende Stürmer nach dem Schlusspfiff.
VfL Bochum gewinnt 6:0 gegen Marl-Hüls
Im Dauerregen gewann das „B-Team“ des VfL am Sonntag ein Testspiel gegen Oberligist TSV Marl-Hüls mit 6:0. Peniel Mlapa gab sein Testspiel-Debüt, erzielte früh sein erstes Tor. In Durchgang eins kam Mlapa über den rechten Flügel, in Halbzeit zwei spielte er im Sturmzentrum. Sein Comeback nach vier Monaten gab Selim Gündüz: „Ich bin glücklich, wieder fit zu sein“, sagte er.
VfL: Riemann (46. Dornebusch) - Gül (46. Reiß), Simunek, Cacutalua, Wijnaldum - Gulden, Weis (46. Saglam/68. Pavlidis) – Mlapa, Cwielong, Maria (46. Gündüz) – Rafael (46. Novikovas). Tore: 1:0 Mlapa (2.), 2:0 Wijnaldum (17.), 3:0 Rafael (22.), 4:0, 6:0 Cwielong (63./90.), 5:0 Cacutalua (85.)
Keine zwei Meinungen gab es, dass diese Szene in der turbulenten Partie zweier starker Teams der „Knackpunkt“ war, so Sportvorstand Christian Hochstätter. Gertjan Verbeek, der Trainer des VfL, erklärte: „Ich weiß nicht, wie die Partie elf gegen elf ausgegangen wäre.“
Terodde-Tor zum Zungeschnalzen
Man kann den folgenden Freiburger Einbruch aber auch mit Bochumer Stärke erklären: Wie der neue Spitzenreiter, bis dahin ohne große Torchance beim alten Spitzenreiter, fortan auftrumpfte, war eine Demonstration. „Sehr schöne Tore“ bekam Verbeek zu sehen, „überragend herausgespielt“ seien die Treffer gewesen, erklärte Christian Hochstätter. Beim 1:0 von Onur Bulut, einem dieser Dauerrenner des - wie Freiburg - engagiert auftretenden VfL, war noch ein bisschen Glück dabei, als Marco Terrazzinos Schuss abgefälscht und Buluts Treffer von Verteidiger Günter beeinflusst wurde.
Das 2:0 war zum Zungeschnalzen: Timo Perthel marschierte vom eigenen zum gegnerischen Strafraum, ließ ein paar Freiburger zurück wie alten Schwarzwälder Schinken, seine Flanke zur anderen Seite leitete Bulut volley in die Mitte, und dort vollstreckte Terodde im Stile eines Torjägers. Beim 3:0, erneut nur fünf Minuten später, hämmerte Terodde den Ball mit links in den rechten Winkel aus 18 Metern.
Nach starkem Start ging die Kontrolle verloren
Es zeichnet Trainer, auch Spieler ja gemeinhin aus, gerade in den Stunden der Erfolgswelle die Schwächen zu erkennen. So hatte der VfL anfangs alles im Griff, attackierte früh und taktisch clever, beide Teams waren offenbar bestens eingestellt. Hochstätter sprach von einer „überragenden Raumaufteilung“, ehe der VfL etwas zu tief verteidigen musste - und vor allem selbst kaum „Chancen kreiert“ hat in der ersten Halbzeit, zu viele schnelle Ballverluste hatte „gegen einen guten Gegner“, so der Trainer. Da habe man gesehen, dass es „noch viel Arbeit gibt“.
Sein Team habe an „Stabilität“ gewonnen, nun ginge es auch darum, die „individuelle Qualität“ zu erhöhen. Übersetzt heißt das: Verbeek will jeden Einzelnen (noch) besser machen, hat dabei die vielen Talente im Blick, wie Janik Haberer (21) und Onur Bulut (21), zwei der Hauptgewinner von Vorbereitung und Saisonstart.
Es gibt schlechtere Perspektiven.