Freiburg. Nach Freiburgs Platzverweis drehte der VfL richtig auf. Zwar kassierte die Verbeek-Elf den ersten Gegentreffer der Saison, siegte auswärts jedoch 3:1.
Der VfL Bochum ist an die Tabellenspitze der 2. Liga gestürmt. Beim bisherigen Tabellenfürer SC Freiburg gewann der VfL mit 3:1 (0:0). Das erste Gegentor der Saison beim dritten Sieg im dritten Spiel geriet zur Nebensache. Denn Onur Bulut und Simon Terodde (2) erzielten in Überzahl die entscheidenden Treffer zur 3:0-Führung, nachdem Freiburgs Kapitän Mujdza nach knapp einer Stunde die Gelb-Rote Karte gesehen hatte. Danach spielte der VfL seine Klasse aus - und lässt so langsam Aufstiegsträume reifen.
Bochum begann wie erwartet mit der gleichen Startelf wie bei den beiden siegreichen Zweitliga-Spielen zuvor, auch beim ebenfallszweimal erfolgreichen SC Freiburg setzt man zu Saisonbeginn auf Konstanz. Nur einen Wechsel nahm Trainer Christian Streich vor, notgedrungen: Für den erkrankten Philipp übernahm Vegar Hedenstad den rechten offensiven Flügel.
VfL geht unbeschadet in die Kabine
Die Teams waren von Gertjan Verbeek und Streich offenbar gut auf den Gegner eingestellt, denn das von vielen Zuschauern erhoffte Offensivspektakel blieb zunächst aus. Beide Mannschaften neutralisierten sich weitgehend zwischen den Strafräume. Sie bevorzugten es erneut zu spielen statt zu pöhlen, doch in diesen stets erkennbaren Ansatz platzten auch aufgrund der hohen Intensität in den Zweikämpfen hier wie dort zu viele Ungenauigkeiten. Der VfL leistete sich im offensiven Umschaltspiel zu viele schnelle Ballverluste, um in der ersten Halbzeit auch mal selbst richtig gefährlich zu werden.
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Umkämpft war die taktisch geprägte Partie, in denen sich der starke Stefano Celozzi ebenso hervortat wie ein Marc Torrejon oder Immanel Höhn auf Freiburger Seite: Terrazzino, Haberer, Terodde konnten sich nicht entscheidend durchsetzen. Nach zehn Minuten, in denen der VfL die Kontrolle hatte, übernahm Freiburg zunehmend das Kommando, rückte weiter vor, Bochum verteidigte nun tiefer als zu Beginn. Ausgelöst durch die erste Chance von Nils Petersen: Andreas Luthe wagte ein riskantes Zuspiel in die Mitte, Anthony Losilla verlor den Zweikampf gegen den agilen Mittelfeldmann Nicolas Höfler, doch dessen Pass konnte Petersen, behindert vom aufmerksamen Celozzi, nicht nutzen.
Es blieb ein Fight mit Freiburger Vorteilen ohne große Möglichkeiten, ehe Petersen dem Gast das erste Gegentor der Saison hätte bescheren müssen. Freiburg hatte sich auf Bochums linker Abwehrseite durchgesetzt, und nach dem harten Querpass von Neuzugang Vincenzo Grifo stand Petersen mutterseelenallein zwei Meterchen vor dem Tor. Doch der Torjäger (acht Pflichtspieltore in drei Partien) schaufelte ihn übers Tor, was das größere Kunststück war als ihn einzuschieben. Glück für den VfL, der letztlich unbeschadet in die Kabine ging.
Mujdza sieht Ampelkarte nach Ellbogenschlag
Nach dem Wechsel änderte sich das Bild kaum, wobei erneut zunächst der VfL die besseren Ansätze hatte. Für den ersten echten Aufreger aber sorgte typischerweise ein Zweikampf im Mittelfeld: Der bereits verwarnte Freiburger Kapitän Mensur Mujdza erwischte Terodde auch mit dem Ellenbogen, sah Gelb-Rot. Eine wohl vertretbare Entscheidung.
Bochum suchte in der Überlegenheit nun verstärkt seine Chance, vor allem über die linke Seite. Nach einem Freistoß von Marco Terrazzino hatte Tim Hoogland die erste Möglichkeit im Spiel: Artistisch mit der Hacke und dem Rücken brachte er den Ball Richtung Tor, das er aber knapp verfehlte (62.). Keine drei Minuten später jubelten die Mannen in den weißen Auswärtstrikots. Der Schuss von Terrazzino, dem Ex-Freiburger, wurde zufällig Richtung Onur Bulut abgefälscht. Der rutschte reaktionsschnell hinein, eine Bogenlampe aus sechs Metern über Keeper Schwolow direkt ins Netz war die Folge. 1:0 Bochum (65.). Spitzenreiter!
Terodde dreht in Schlussphase auf
Und der VfL legte nach, Terodde verpasste erst das 2:0, ehe er es schleunigst nachholte nach einem Klasse-Konter. Timo Perthel marschierte vom eigenen Strafraum bis zum SC-Strafraum und ließ dabei eine Reihe Schwarzwälder wie alten Schinken aussehen. Seine Flanke auf die andere Seite leitete Bulut volley ganz sauber in die Mitte, dort vollstreckte nun Terodde im Stile eines Torjägers. 2:0 (70.) - Bochum nutzte seine Überzahl gnadenlos gut aus.
Und wenn es läuft, dann läuft’s: Terrazzino hatte den Konter eher verschleppt, da nahm Terodde aus 18 Metern einfach mit links Maß. Der Ball flog unhaltbar in den rechten Winkel (75.). Drittes Tor in zehn Minuten, der dritte Saisontreffer des Torjägers, der damit das “kleine” Stürmerduell gegen Petersen klar gewann an diesem Samstag. Der nach einigen Wechseln nur ein kleines bisschen getrübt wurde aus Bochumer Sicht: Denn Marc Torrejons Distanzknaller hatte die gleiche Güte wie Teroddes Traumtor. Das 1:3 (83.) wurde von den lautstarken SC-Fans im mit 23700 Zuschauern pickepackevollen Schwarzwald-Stadion frenetisch gefeiert, es wurde noch einmal laut und unnötig hektisch mit einer Reihe Gelber Karten - und mit der Roten Karte gegen Freiburgs Torrejon nach einem vermutlich unabsichtlichem Tritt gegen Perthels Brust als unrühmlichen Höhepunkt. Als strahlende Sieger in doppelter Überzahl zogen dann die Bochumer nach dem Schlusspfiff zu ihren Fans.