Bochum. Noch ohne Neuzugang Tim Hoogland gewann Zweitligist VfL Bochum am Mittwochabend ein Testspiel beim A-Kreisligisten BW Weitmar 09 mit 18:0. 3000 Zuschauer kamen.

Der Mann ist heiß. Heiß auf Fußball. Gerade hat Nando Rafael das 16:0 erzielt, applaudieren die rund 3000 Zuschauer erneut an diesem sonnigen Abend im Erbstollen-Park. Rund 75 Minuten sind gespielt. Der Stürmer, der am Tag zuvor nach halbjähriger Spielpause einen Einjahres-Vertrag beim VfL Bochum unterzeichnet hat, bedrängt leicht den Torwart des überhaupt nicht bemitleidenswerten Gegners BW Weitmar 09 - welcher A-Kreisligist darf schon mal gegen Profis aus der 2. Liga ran vor einer Traumkulisse? (Ergebnis? Egal!). Rafael, der 2010/11 den FC Augsburg mit seinen Toren in die erste Liga schoss und damals auch gegen Bochum getroffen hatte, „erobert“ den Ball, zieht zielstrebig zum Mittelpunkt. Anpfiff. Weiter!

Der Mann des Tages spielte gar nicht mit

Der 31-Jährige war sicherlich nicht der einzige Bochumer mit Spaß am Spiel beim zweiten Test der Vorbereitung des VfL. Doch der Mann des Tages, wenn man so will, spielte gar nicht mit. Noch nicht.

Hoogland fiel in der letzten Saison vier Monate aus

Tim Hoogland hat gerade eben am 11. Juni seinen 30. Geburtstag gefeiert. Geboren wurde er, das hat er unter anderem mit Bochums Ex-Trainer Peter Neururer gemein, in Marl.

1998 kam er vom TSV Marl-Hüls in die Schalker Nachwuchsabteilung. 2004 machte er bei den Königsblauen im Alter von 19 sein erstes Profispiel.

Bis heute bestritt Hoogland 63 Zweitliga-Partien und 59 Bundesligaspiele. Seine Profi-Stationen in Deutschland: FC Schalke 04, FSV Mainz 05 (2007 - 10), erneut Schalke (2010 - 2014) und VfB Stuttgart (ausgeliehen, 2012/13).

Beim FC Fulham machte Hoogland in der zurückliegenden Saison 25 Partien in der „Championship“, Englands zweiter Liga. Der Saisonstart in Fulham unter Felix Magath war gut für Hoogland verlaufen: In den ersten 13 Spielen schoss er vier Tore. Danach setzte ihn eine Schambeinentzündung vier Monate lang außer Gefecht, in den letzten elf Saisonspielen war er wieder dabei.

Sein Marktwert beträgt rund 500.000 Euro (transfermarkt.de).

Tim Hoogland war für alle VfL-Fans das Thema Nummer eins. Kurz vor dem Spiel hatte der 30-Jährige einen Vertrag unterschrieben beim Zweitligisten, er gilt bis Juni 2017. Der Defensiv-Allrounder kommt vom englischen Zweitligisten FC Fulham - dem Klub von Thomas Eisfeld. Während Fulham den wohl nicht nur vom VfL begehrten Mittelfeldspieler nicht so ohne weiteres ziehen lässt, lief der Vertrag des Ex-Schalkers Hoogland bei den Briten aus. Der gebürtige Marler kommt ablösefrei. „Er verfügt über internationale Erfahrung“, sagte Sportvorstand Christian Hochstätter, Hoogland könne dem VfL daher „sofort weiterhelfen“ - und zwar „defensiv auf mehreren Positionen“. Oft spielte er Rechtsverteidiger, so Hochstätter. Dort könnte er einspringen, wenn Stefano Celozzi mal ausfallen sollte. Als Innenverteidiger dürfte er mehr als nur eine Alternative zu Patrick Fabian sein. Doch gerade im defensiven Mittelfeld dürfte Hoogland für den Zweitligisten von Bedeutung sein: Für Danny Latza und Adnan Zahirovic kam bisher nur Tobias Weis, und auch der benötigt - genau wie Innenverteidiger Jan Simunek - sicherlich noch Zeit, um nach langer Verletzung wieder das Tempo der 2. Liga gehen zu können. Weis und Simunek zählten gestern ebenso noch nicht zum Kader wie Gyamerah und Gündüz; alle absolvieren derzeit Individualtraining.

„Ich habe gute Gespräche mit Christian Hochstätter geführt, der mich vom neuen Konzept des VfL überzeugt hat“, sagte Hoogland und meinte auch die „Art“ des Fußballs von Trainer Gertjan Verbeek.

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Manuel Riemann durfte die Sonne genießen

Der Routinier soll am Donnerstag ins Training einsteigen, gestern erledigten seine Kollegen ihren Job in engagierter Manier. Vor allem in der ersten Halbzeit, als Verbeek eine Art A-Team im 4-3-3 auflaufen ließ. Der SV Blau-Weiß schaffte einen Torschuss - in Minute 44. Manuel Riemann, Bochums neuer Keeper, durfte ein Dribbling zeigen und ansonsten die Sonne genießen. Wie die Zuschauer: Mit 800 hatte Weitmar anfangs kalkuliert, es wurden 3000, erklärte Johannes Bühlbecker, der 2. Vorsitzende am Mikrofon, und VfL-Coach Verbeek schwärmte von einer „tollen Atmosphäre“. „Es läuft“, sagte auch die Dame an der Würtschenkasse, als es längst keine Brötchen mehr gab, aber noch Gegrilltes. Hauptsache! Die Kasse, sie klingelte für Weitmar 09.

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Auf dem Platz klingelte es nur in einem Kasten, in dem der Gastgeber. Das A-Team machte Druck, scheiterte sogar noch mehrmals am guten Torwart Marcel Scholz. Im Vergleich zum ersten Test in Hattingen (6:0) hatte Verbeek drei Änderungen vorgenommen: Für den geschonten Luthe stand Riemann im Tor. Zugang Giliano Wijnaldum spielte hinten links für Timo Perthel, im rechten Mittelfeld agierte Onur Bulut für Cwielong. Viel Lauffreude zeigte auch der junge Janik Haberer, wenngleich sein Abschluss verbesserungswürdig ist. So vergab er einen Elfmeter.

In Durchgang zwei ließ die Qualität nach, Verbeek vermisste „Tempo“, der Ball wurde zu lange gehalten. Fast alle Spieler aber waren nun 17, 18, 19, 20. Außer Nando Rafael, der seine Klasse aufblitzen ließ. Mit stärkeren Mitspielern dürfte der VfL noch Freude an ihm haben.

VfL - BW Weitmar 18:0 (10:0)

  • Tore: 1:0/3:0 Bulut, 2:0/4:0/6:0 Terodde, 5:0/10:0 Haberer, 7:0 Terrazzino, 8:0 Gregoritsch, 9:0 Bastians, 11:0/13:0 Saglam, 12:0/16:0 Rafael, 14:0 Cwielong, 15:0/18:0 Maria, 17:0 Gulden

  • VfL in der 1. Halbzeit: Riemann - Celozzi, Fabian, Bastians, Wijnaldum - Bulut, Losilla, Haberer - Gregoritsch, Terodde, Terrazzino

  • VfL in der 2. Halbzeit: Dornebusch - Lach, Gül, Cacutalua, Pertehl - Niepsuj, Gulden, Saglam - Cwielong, Rafael, Maria