Darmstadt. Vor eigenem Publikum ist der VfL Bochum seit dem Trainerwechsel auf den Erfolgsweg zurückgekehrt, auswärts fehlt noch die Konsequenz und Galligkeit.

Vor eigenem Publikum, das war schon lange das erklärte Ziel der Verantwortlichen, sollte der VfL Bochum endlich wieder eine Macht werden. So wie es aussieht nach drei Heimspielen mit sieben Punkten unter Gertjan Verbeek, lässt sich dieses Vorhaben gut an. Auswärts dagegen fehlt den Bochumern noch häufig die erforderliche Konsequenz und Galligkeit. Dem glücklichen Sieg in Nürnberg folgte nun eine verdiente 0:2-Niederlage in Darmstadt.

Mit einfachem, körperbetontem Spiel setzten die Hessen ihren Gegner vor allem in der ersten Halbzeit unter permanenten Druck. „Darmstadt hat mit großer Aggressivität im Zweikampf seine Qualitäten ausgespielt - und wir haben dabei geholfen“, sagte Verbeek, der seine Mannschaft aber nicht über Gebühr kritisieren wollte und stattdessen den starken Gastgebern ein „Kompliment“ aussprach.

Abdat schwamm - biss sich aber ins Spiel

Dass einem Spieler wie Stanislav Sestak physische Härte überhaupt nicht behagt, ist schon länger bekannt, und dass Darmstadts Trainer Dirk Schuster versuchen würde, Bochums jungen und unerfahrenen Außenverteidiger Nicolas Abdat unter Druck zu setzen und zu Fehlern zu zwingen, durfte man getrost erwarten. Marcel Heller, bester Vorbereiter der „Lilien“, wechselte deshalb vom linken auf den rechten Flügel.

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Abdat schwamm und sah auch noch, wie bereits bei seinem Zweitligas-Debüt in Nürnberg, erneut Gelb, biss sich aber mit großer Einsatzfreude allmählich in die Partie und bestätigte damit Gertjan Verbeek, der ihn trotz der relativ frühen Verwarnung auf dem Rasen gelassen und stattdessen nach der Pause auf Sestak verzichtet hatte. Zu diesem Zeitpunkt durfte der VfL, der bis dahin - mit Ausnahme von ein, zwei Szenen - kein Mittelfeld- und Aufbauspiel zustande gebracht hatte und stets früh gestoppt wurde, froh darüber sein, dass lediglich Darmstadts Innenverteidiger Romain Bregerie, wie im Hinspiel, für die Gastgeber getroffen hatte.

Bochumer Standard-Schwäche

Natürlich nach einem Eckball, ist man versucht zu sagen, denn die Stärke der Hessen in Standardsituationen ist in etwa so ausgeprägt wie die Schwäche der Bochumer in diesen Momenten. Es war bereits das neunte Saisontor des Innenverteidiger-Duos Bregerie/Sulu. Und es war bereits das 18. Gegentor für den VfL nach einem so genannten ruhenden Ball.

„Dass wir erneut ein Gegentor nach einer Ecke kassiert haben, liegt auch an den Größenvorteilen, die Darmstadt hat. Ich kann die Spieler zwar besser machen, aber nicht größer“, sagte Gertjan Verbeek und hatte die Lacher für einen Moment auf seiner Seite. „Die beste Verteidigung ist eigentlich die, den Gegner weit weg vom Tor zu halten und keine Eckbälle und Freistöße zuzulassen“, hatte der VfL-Trainer noch vor der Abfahrt nach Hessen gesagt. Aber das blieb am Böllenfalltor ein frommer Wunsch.

Doch noch war dort mit dem einen Gegentreffer nichts entschieden. Es galt, nach dem Wiederanpfiff endlich auch einmal energisch den Weg in den gegnerischen Strafraum zu suchen und zu finden. Bereits wenige Sekunden nach dem Anpfiff wäre der Plan beinahe aufgegangen, denn der VfL eröffnete den zweiten Durchgang mit einer ansehnlichen Kombination über Abdat. Darmstadts Schlussmann Christian Mathenia musste sich nach Thomas Eisfelds Schuss erstmals an diesem Tag strecken, um den Ausgleich zu verhindern.

Plötzlich ein Spiel auf Augenhöhe

Nun war es plötzlich ein Duell auf Augenhöhe, beide Teams hätten Tore erzielen müssen. Zunächst vergab Heller frei stehend die Chance, auf 2:0 zu erhöhen, dann scheiterte Marco Terrazzino an Mathenia, der auch nach Simon Teroddes Volleyabnahme - Abdat hatte exakt geflankt - im Bilde war. Und schließlich drehte sich Dominik Stroh-Engel zwar um Felix Bastians herum, brachte den Ball aber nicht im Bochumer Tor unter. Was aber schließlich Leon Balogun gelang, der im Anschluss an einen Eckball genug Zeit und Raum hatte, um Maß zu nehmen. Das war die Entscheidung.

Während Darmstadt nun deutlich vernehmbar an die Tür zur Bundesliga klopft, will man in Bochum die zurück gewonnene Heimstärke untermauern - mit einem Erfolg gegen RB Leipzig.