Bochum. "Mut" war das Wort der Woche beim VfL Bochum vor dem Derby auf Schalke. Mit Mut zum Auswärtssieg. Doch die Umsetzung auf dem Rasen in der Gelsenkirchener Arena fiel erschreckend ängstlich aus.
Harmlose Bochumer beugten sich in der ersten Halbzeit ihrem Schicksal gegen muntere, aber bei weitem noch nicht perfekte Schalker. Wie vor einer Woche gegen Gladbach verpennte der VfL die ersten 45 Minuten, und diesmal blieb die Wende aus.
Nach dem frustrierenden 0:3 auf Schalke köchelt es in den Seelen der Bochumer, bei Fans wie Verantwortlichen. VfL-Sportvorstand Thomas Ernst und Trainer Marcel Koller wahrten zwar nach dem Schlusspfiff ihre Contenance. Doch innerlich brodelte es gewaltig, das war zu spüren - und nicht zu überhören. „Wir haben in der ersten Halbzeit ohne Zweikämpfe gespielt, ohne Zug nach vorne, die Pässe kamen nicht an. Das ist mir unverständlich”, sagte der sichtlich enttäuschte Koller, der in der Pause diesmal weit lauter wurde als in der Vorwoche. Ernst kritisierte, dass die Spieler viel angekündigt hatten - und dann „gelandet” seien „in der ersten Halbzeit vom Gladbach-Spiel”.
Mut vermisst
Mut? Den vermisste man auch bei der Aufstellung. Denn neu waren beim VfL zunächst nur die Trikots: Mit einem knalligen Magenta wollte man den Königsblauen die Laune zum Heimdebut von Meistertrainer Felix Magath vermiesen. Personell indes gab es keine Änderungen: Koller vertraute der gleichen Startelf wie gegen Gladbach. Der offensivere Slawo Freier blieb auf der Bank, der defensivere Christoph Dabrowski auf dem Platz. Allerdings rückte der 31-Jährige auf die rechte Mittelfeldseite, Mimoun Azaouagh begann links. Und während Diego Klimowicz im Sturmzentrum so beharrlich wie vergeblich darauf wartete, in ein nicht vorhandenes Angriffsspiel eingebunden zu werden, ging Stanislav Sestak weite Wege zurück - bis zur eigenen Torauslinie. Vorbildlich, einerseits. Bezeichnend, andererseits.
Sportvorstand Ernst wollte die Pleite aber nicht an der taktischen Marschrichtung des Trainers festmachen: Dass der VfL in der ersten Halbzeit „keinen Biss” zeigte, „lag nicht an der Auf-, sondern an der Einstellung der Mannschaft”. So musste Schalkes Torwart Manuel Neuer nur einmal eingreifen, als er einen Sestak-Schuss entschärfte (34.).
Königsblau klar überlegen
Die Königsblauen waren klar überlegen, profitierten von vielen Fehlpässen der Bochumer im Spielaufbau, ohne zu glänzen. Doch nachdem Farfan und Zambrano die ersten guten Chancen vergeben hatten, ließ sich der zu weit aufgerückte VfL glatt auskontern. Kuranyi setzte sich im Mittelfeld energisch durch, Rakitic war auf der linken Seite frei durch, passte zu Farfan, der leitete weiter zu Christoph Moritz - 1:0.
Schalke legte nach. Wieder mit einem Konter, diesmal über rechts. Azaouagh, ein Totalausfall, schlampte im Mittelfeld, Farfan passte ins Zentrum, Rakitic ließ Maltritz und Yahia alt aussehen, und seinen Ableger verwandelte Westermann. Koller musste reagieren, brachte Slawo Freier auf links für Azaouagh und Matias Concha als rechten Außenverteidiger. Marcel Maltritz blieb wegen eines „Verdachts auf eine Zerrung”, so Koller, in der Kabine, Marc Pfertzel rückte in die Innenverteidigung.
Nun mühte sich der VfL endlich energischer um Gefahr vor Neuers Kasten - zu spät, und meist erfolglos. Nur weil die Gastgeber fahrlässig mit besten Chancen umgingen, fiel die endgültige Entscheidung erst, als Farfan einen Kuranyi-Pass verwandelte.
„Dass man drei Kontertore kriegt”, sagte Koller, „darf auch nicht sein”. Und dass man sechs Gegentore kriegt in zwei Spielen, ist nicht nur Ernst „eindeutig zu viel”.