Leverkusen. Auch im dritten Spiel unter Roberto Di Matteo saß Schalkes Mittelfeld-Talent Max Meyer zunächst nur auf der Bank. Ein Gespräch mit dem neuen Coach habe er noch nicht geführt, erklärte Meyer nach der verdienten 0:1 (0:0)-Niederlage bei Bayer Leverkusen.

Wieder zog Max Meyer seinen weißen Rollkoffer hinter sich her. Am Dienstag, nach dem 4:3 gegen Sporting Lissabon, schlich das 19-jährige Mittelfeld-Talent noch ungewohnt schweigsam durch die Mixed Zone. Diesmal, nach der 0:1 (0:0)-Niederlage in Leverkusen, blieb Meyer als einer der wenigen Schalke-Spieler stehen. Viel sagte er nicht - aber die wenigen Sätze reichten, um zu merken, dass in der noch kurzen Amtszeit von Trainer Roberto Di Matteo der erste große Konflikt droht.

Nur 39 Minuten in drei Spielen unter Trainer Roberto Di Matteo

In den drei Spielen unter Di Matteo saß Meyer zunächst nur auf der Bank. Bei seinen drei Einwechslungen spielte er insgesamt nur 39 Minuten. In Leverkusen kam er sogar erst eine Minute vor dem Ende der regulären Spielzeit. Was war denn da noch die Aufgabe? "Wie immer, wenn man hinten liegt und reinkommt: Dass man noch etwas bewegen kann", erklärte Meyer und ergänzte dann schnippisch: "Das war schwer, weil es so spät war. Keine Ahnung, warum ich nicht früher gekommen bin. Vielleicht beim nächsten Mal." Di Matteo hatte in der 70. Minute Jan Kirchhoff für Roman Neustädter gebracht - ein Sechser kam für einen Sechser, obwohl es schon 0:1 stand. Was dachte Meyer denn da? "Ich kam halt als dritter rein. Ich weiß nicht, warum nicht als zweiter. Das ist eine Entscheidung des Trainers." Am Donnerstag hatte Di Matteo noch gesagt: "Ich bin immer offen, wenn sich einer in die Mannschaft drängt." Was erwartet der Trainer denn von Meyer? "Bis jetzt habe ich noch nichts gehört. Vielleicht kommt das noch." Will Meyer selbst Di Matteo darauf ansprechen? "Vielleicht irgendwann mal."

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Von Andreas Ernst, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Zwischen Di Matteo und dem bei den Fans beliebten Meyer knistert's - Manager Horst Heldt ahnt die Brisanz. "Ich verstehe, dass das interessant ist", sagte Heldt in der Mixed Zone, nachdem er auf Meyer angesprochen wurde: "Aber das ist nicht wichtig für uns. Ein neuer Trainer verschafft sich selbst ein Bild. Vergangenes wird da nicht bewertet." Di Matteo selbst erklärte in der Pressekonferenz lediglich, warum er sich für Kirchhoff entschieden hatte: "Mit ihm wollte ich den Spielaufbau von hinten heraus verbessern. Er ist ein Spieler, der die Bälle fordert und uns in Zukunft sicher helfen kann."

Länge Bälle gegen das Leverkusener Power-Pressing

Der Spielaufbau war in Leverkusen das große Problem der Schalker. "Wir müssen nach vorn mehr zeigen", gab Di Matteo zu. Den Schalkern war es in 90 Minuten nicht gelungen, sich eine große Chance herauszuarbeiten. Das lag aber nicht nur an den diesmal formschwachen Offensivspielern. "Es geht auch darum, dass die Verteidiger oder Mittelfeldspieler nachrücken und aushelfen", sagte Di Matteo. Schalke wollte dem Leverkusener Power-Pressing mit langen Bällen entkommen - das war der Matchplan. "Das ist soweit aufgegangen", sagte Benedikt Höwedes. Der Kapitän wies wie Di Matteo ("Wir haben nicht viele Chancen weggegeben") und viele andere Schalker darauf hin, dass die kompakte Deckung nur mit einer Standardsituation zu überwinden war.

Das Offensivkonzept der Schalker ging aber komplett daneben. Die Königsblauen wollten die nach den langen Pässen aus der Leverkusener Abwehr abprallenden Bälle erobern - die sogenannten "zweiten Bälle" - und dann selbst torgefährlich werden. "Wir müssen selber mehr Fußball spielen oder häufiger den zweiten Ball gewinnen und dann spielen. Das war heute nicht drin", gestand Klaas-Jan Huntelaar. Auch Heldt kritisierte: "Gewinnst du den zweiten Ball nicht, ist er sofort wieder weg. Zweite Bälle gewinnt man nicht nur durch Leidenschaft, sondern auch durch konsequentes Nachrücken. Das ist uns nicht gelungen."

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Nach Hakan Calhanoglus 0:1 blieben Schalke noch 37 Minuten, um wenigstens einen Punkt zu retten - doch auch mit mehr Ballbesitz gelang den Königsblauen wenig. "Wir hatten zu wenige kreative Spielzüge nach vorn, müssen den Ball mutiger nach vorn tragen. Das müssen wir uns ankreiden", sagte Kapitän Benedikt Höwedes. Im Eins-gegen-Eins konnten sich die Schalker ebenfalls nicht durchsetzen. "Da muss man versuchen, mehr Druck auszuüben. Das haben wir nicht geschafft", sagte Heldt. Am Ende verriet Eric Maxim Choupo-Moting, mit welchem Ziel die Schalker die BayArena in Leverkusen angesteuert hatten: "Wenn das Spiel 0:0 ausgeht, kann man zufrieden aus dem Stadion gehen."

Nur noch der "Zehner" Nummer vier?

Als Choupo-Moting das sagte, saß Max Meyer schon lange im Mannschaftsbus. Der hofft auf eine Chance in der Startelf, wenn Schalke am Freitag auf den FC Augsburg trifft (20.30 Uhr, live in unserem Ticker). Gut stehen die Chancen nicht. Unter Jens Keller war Meyer noch der Lieblings-"Zehner". Bei Di Matteo ist er hinter Kevin-Prince Boateng, Eric Maxim Choupo-Moting und Julian Draxler erst einmal nur die Nummer vier.