Gelsenkirchen. . Wirklich überraschend war die Entlassung von Jens Keller nicht. Zu oft stand er in der Kritik, zu oft klappte es erst in letzter Sekunde. Als der Ex-Schalke-Trainer sich am Dienstag verabschiedete wurde er von seinen Emotionen eingeholt und Keller konnte sich ein paar Tränen nicht verkneifen.

Michael Bretschneider kommt nach einem Arbeitsunfall nicht so recht auf die Beine. Der Rücken. Auf dem Weg ins Rehazentrum Medicos hört er am Dienstag von seinem Taxifahrer, dass Jens Keller nicht mehr Trainer auf Schalke ist. Als er auf dem Vereinsgelände ankommt, sieht er, dass Jens Keller nicht mehr Trainer auf Schalke ist.

An einem Seiteneingang des Medicos umarmt Keller Co-Trainer Sven Hübscher. Auch von den Mitarbeitern der Presseabteilung verabschiedet sich der Geschasste herzlich, bevor er in einen weißen BMW einsteigt und Schalke endgültig verlässt. „Der Jens war so nervös und aufgelöst, dass die Tränen geflossen sind. Das ist mir auch sehr nahe gegangen“, berichtet Bretschneider. „Ich habe ihm noch gesagt, er soll die Ohren bloß steif halten.“ Wie viele andere Schalke-Fans ist auch Bretschneider der Meinung: „Der Jens war ein Guter.“

Allerdings hat die Vereinsführung Keller nicht mehr für gut genug befunden und am Dienstag, es war um 8.56 Uhr, via Twitter bekanntgegeben, ohne ihn weiterzumachen. Der Wortlaut: Der FC Schalke 04 trennt sich von Jens Keller. Roberto Di Matteo übernimmt. Mehr in Kürze.“

Roberto di Matteo übernimmt am Mittwoch

Kurz darauf versperrt der Wachdienst schon die Zufahrt zum Vereinsgelände, nur Mitarbeiter dürfen noch mit ihrem Auto drauf. Und das Pizza-Taxi, das eine Großbestellung in die Geschäftsstelle liefert. Der neue Mitarbeiter kommt allerdings nicht mehr, Roberto di Matteo nimmt seine Arbeit auf Schalke am Mittwoch auf. Mehr also in Kürze.

Viele Journalisten sind schon vor Ort, auch das Fernsehteam eines Privatsenders, das sich eilig auf Stimmenfang macht. Was sagen die Fans zur Keller-Entlassung? Einer, der ablehnen muss, ist Uwe Grauer. Als Cheftrainer der Schalker U17 ist er auch nicht der richtige Ansprechpartner. Auch nicht, wenn Jens Keller das gleiche Amt vor seiner Beförderung zum Cheftrainer hatte.

Dafür hat Kevin Rekers was zu sagen. Der 25-Jährige findet den Tag goldrichtig, um seine Freundin endlich zur Schalkerin zu machen. Rekers macht sich gleich auf den Weg, als er von der Ablösung Kellers hört. Antjes Mitgliedsausweis trägt deshalb das Datum 7. Oktober 2014.

Viele Fans halten einen anderen für den Sündenbock

Die Meinungen der Fans sind geteilt. Dass es so nicht weitergehen kann – klar. Aber wer ist der Sündenbock? Schnell fällt der Name Horst Heldt. „Die Entlassung Kellers war seine letzte Chance, den eigenen Stuhl zu retten“, meint Wolfgang Lupp. „Heldt hat viele Fehlkäufe getätigt und mehrere Trainer geholt. Nichts hat funktioniert“, schimpft Martina Weber. Die Art und Weise der Entlassung Kellers hat Peter Palicki enttäuscht: „Das ist unmoralisch und hat keinen Stil.“ Palicki glaubt aber, dass Roberto di Matteo eine gute Wahl ist: „Schalke braucht einen Trainer mit Aura, zu dem man hochschauen kann. Diese Aura hat Di Matteo.“

Dass der Italiener sechs Sprachen beherrscht, beeindruckt die Fans nicht. Noch nicht. Sie interessiert nämlich nur die Sprache, die Roberto Di Matteo noch lernen muss. Die Sprache der Schalker.