Gelsenkirchen. Jens Keller muss gehen, Roberto Di Matteo kommt - der FC Schalke 04 wechselte am Dienstagmorgen den Trainer. Eine Tendenz gab es schon nach der 1:2-Pleite in Hoffenheim am Samstag. Keller trotzdem noch in eine Talkshow am Sonntagabend zu schicken, war grob unsportlich. Ein Kommentar.

Er ist also doch nicht unentlassbar, Der FC Schalke 04 hat sich am Dienstagmorgen von Jens Keller getrennt. So nachvollziehbar diese Entscheidung sportlich auch sein mag, die Art und Weise dürfte tiefe Wunden bei Keller hinterlassen.

Angedeutet hatte sich die Entscheidung schon unmittelbar nach der 1:2-Niederlage in Hoffenheim, als sich Manager Horst Heldt deutlich von Keller distanzierte und die Trainerdiskussion nicht abrupt beendete. Keller trotzdem noch am Sonntag zur TV-Talkrunde "Sky90" nach München zu schicken, ihn dort in der Diskussion auflaufen zu lassen, ist grob unsportlich. Zumal Keller, wie er selbst sagte, nicht das Gefühl hatte, "dass Schalke ohne mich plant".

Direkt am Dienstagmorgen die Einigung mit Roberto Di Matteo bei Twitter zu verkünden, - auch das ist übrigens Novum auf Schalke - hinterlässt das ungute Gefühl, dass Heldt mit Di Matteo verhandelte, während Keller in München seine Ideen vorstellte, wie er Schalke aus der Krise führen will.

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Von Bastian Angenendt, Andreas Ernst und Christoph Winkel (mit dpa)

Die Entscheidung als solche ist okay

Gelungen wäre ihm das wohl nicht mehr - die Entscheidung selbst ist okay. Schalke gewann unter Keller in dieser Saison nur zwei von zehn Pflichtspielen, scheiterte im DFB-Pokal in der ersten Runde und spielte nicht konstant. Zudem schaffte es Keller nicht mehr, sein Team zu disziplinieren - es gab schon drei Platzverweise in dieser Saison. Kellers Verhältnis zu Teilen der Mannschaft war auch nicht mehr intakt. Nach dem Spiel in Chelsea bezweifelten Stars wie Klaas-Jan Huntelaar und Julian Draxler Kellers Methode der Motivation mit Videos, Huntelaar forderte nach dem Hoffenheim ein anderes Training - und zuletzt drangen sogar Interna aus der Kabine in die Öffentlichkeit.

Mit Di Matteo soll es nun wieder aufwärts gehen. Seit Oktober 2012 ist di Matteo ohne Job, Zeit zur Weiterbildung hatte er genug. Es ist eine spannende Frage, ob er die genutzt hat, um sich offensive Ideen anzuschauen. Mit dem FC Chelsea wurde er 2012 defensivster Champions-League-Sieger aller Zeiten.

Kritik an Jens Kellers Entlassung

von Westfalenwilli

"Keller ist weg - nun danket alle Gott! Mindestens ein Jahr zu spät - aber immerhin. Damit dann aber auch genug der Erleichterung, denn die nächste Katastrophe kündigt sich bereits an; auch Di Matteo wird auf Schalke keine Zukunft haben. Die Geschichte lehrt, dass große Namen, mit denen der Verein Glanz kaufen wollte, dort noch immer gescheitert sind. Warum hat Di Matteo seit jetzt fast zwei Jahren trotz CL-Sieg keinen neuen Vertrag? Weil Schalke schon immer sein Traum war, für den er sich frei halten wollte? Wohl kaum. Klar ist eines: er ist der letzte verzweifelte Versuch, mit großem Namen und sicher auch wieder mal viel Geld das sinkende Schiff aufzuhalten. Und damit zugleich der Versuch, das totale Scheitern des eigentlichen Problems zu kaschieren: Horst Heldt."

von brunodebruno

"Ich bin seit ewig und drei Tagen ein Blauer und habe einen Wunsch! Sehr geehrter Schalker Aufsichtsrat, bitte jagen Sie Herrn Heldt ebenfalls vom Schalker Markt, so dass er Schuhe und Strümpfe verliert. Das ist alles nicht mehr zu ertragen und peinlich."

von Altix

"Auch wenn es mir um den Menschen Jens Keller sehr leid tut, aber rein sportlich kann man die Entscheidung zumindest teilweise nachvollziehen. Allerdings bin auch ich der Ansicht, dass es jetzt wirklich langsam Zeit wird, über die Zukunft von Horst Heldt sehr ernsthaft nachzudenken."

von vonNeuhoff

"Und wieder ein Trainer, der mit einem Kader arbeiten darf, der nicht der seine ist, wieder mindestens ein verschenktes Jahr, wieder mal keine Geduld und keine Kontinuität. Mit dem gleichen Nervenkostüm wäre Klopp in der zweiten Saison in Dortmund gefeuert worden."

von Superimpi

"Wenn in Gelsenkirchen jemand rausgeworfen gehört, dann das komplette Präsidium! Keller war stets der ruhende und ausgeglichene, stets mit Loyalität versehene Pool im Verein. Diese Entscheidung ist ein Verlust! [...] Keller hat einen besseren Verein verdient!"

von Sachtwatsacheis

"Da weiß man als Schalker gar nicht, ob man lachen oder weinen soll. Alle ein bis zwei Jahre das selbe. Nie Ruhe, immer zu hohe Ansprüche. Nie sind die Spieler schuldig und über allem steht das Gesetz des Fußballs."

von Douglas_Adams

"Seit nahezu 40 Jahren verfolge ich die Schalker und ihre Entwicklung. Das aktuelle Geschehen und die absolute Unprofessionalität von Vorstand und Präsidium ist ein Rückfall in schlimmste Zeit. Ein totaler Amateurverein, der so treue Fans gar nicht verdient hat!"

von klaengel1

"Typisch Schalke: Ein Trainer bringt einen allenfalls mittelmäßig bis durchschnittlich besetzten Kader 3 Mal in Folge in die Champions-League und soll entlassen werden. Und die "Stümper" drum herum dürfen weiter ihren Unsinn treiben. Unglaublich ..."

von Kevinator

"Unabhängig davon, ob die Entscheidung richtig oder falsch ist, finde ich es einfach derbe unfair, wie mit Jens Keller umgegangen wird! Das hat er nun wirklich nicht verdient! Er hat vielleicht nicht die beste - aber definitiv auch keine schlechte Arbeit geleistet! Dass man eine Krisensitzung anberaumt und ein Nachfolger nicht nur feststeht sondern bereits einen Vertrag bis 2017 erhalten soll, zeigt, dass Keller überhaupt keine Chance hatte."

von bayernverteidiger

"Jens Keller kann froh sein, dass er aus diesem katastrophal geführten Verein raus ist. Verantwortlich für die Situation ist einzig allein Horst Heldt."

von Hajo007

"Ich hätte die mutige Lösung bevorzugt, nämlich mit Tuchel auf ein langfristiges Konzept zu setzten. Aber dafür hätte auch Heldt seinen Stuhl räumen müssen. So hat man sich also für den großen Namen entschieden. Wenn man die Kommentare der britischen Fußballfans liest, kommt mit Di Matteo ein absoluter Fachmann nach Gelsenkirchen. Auf jeden Fall hat er eine faire Chance verdient."

von luke04

"Meiner Meinung nach war dies der einzig richtige Schritt! Dies liegt zum einen an der blassen und unsouveränen Persönlichkeit Kellers, die im medialen Haifischbecken Bundesliga und speziell im aufgeregten Schalker Umfeld ständig Angriffsfläche bietet. Zum anderen hat Keller klare taktische und spielerische Defizite zu verantworten. Eine systematische Weiterentwicklung der Mannschaft und die Formung eines einigermaßen stabilen Gebildes konnte ich beim besten Willen nicht erkennen."

von blockfuenf

"Zuerst ziehen alle über Keller her wie sonst etwas und jetzt auf einmal ist es ein Fehler ihn zu entlassen? Wir könnten Klopp als Trainer, Tuchel als Co-Trainer, Kaiser Franz als Präsident, Berny Eckelstone als Manager und Bill Gates als Sponsor haben, Ihr hättet immernoch was zu möppern! Jens Keller hat uns zweimal in die CL gebracht, die beste Rückrunde aller Zeiten gespielt. Dass er bei dem ganzen Trubel noch so cool geblieben ist und nicht von sich aus schon früher hingeworfen hat, hat mich sehr beeindruckt. Ich danke ihm für ein paar Highlights und zum Teil erfolgreiche Arbeit, trotz mancher Fehler."

von Fussballgott09

"Keller bekam von Anfang an nie eine richtige Chance! Erst hatte er nur Druck, dann wollen wir Meister werden, dann wir sind auf Augenhöhe mit dem BVB, dann wir müssen da sein wenn Bayern schwächelt usw. Und jetzt ist er das Bauernopfer!"

von Heiko04

"Dieser Schritt war unumgänglich, ich denke das weiß auch Jens Keller. Von mir trotzdem ein Dank an Jens Keller, mit jungen Spielern konnte er ja. Dazu meinen größten Respekt für seine Ruhe und sein Durchhaltevermögen in der ganzen Zeit auf Schalke. Nun muss er auch die Einsicht haben, dass es mit seinem Verständnis als Trainer nicht für die ganz großen Aufgaben reicht, zumindest jetzt noch nicht. Ich wünsche Jens Keller alles Gute für die Zukunft und hoffe, dass er bald einen Verein findet, der mit Ansprüchen anders umgeht und dem er auch gerecht werden kann. Ein weiterer Dank auch an Peter Herrmann und Holger Gehrke, aber wurde Zeit für etwas Neues."

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