Gelsenkirchen. . Kaan Ayhan genießt es, Teil des Schalker Innenverteidiger-Duos zu sein. „Jetzt wartet jeder förmlich darauf, dass ich fürs Wochenende ein positives Zeichen gebe“, sagt er und gibt es. Am Donnerstag kehrt der 19-Jährige ins Mannschaftstraining zurück.
Kaan Ayhan ist am Ziel, er ist momentan unersetzlich, er ist als Innenverteidiger des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 neben Joel Matip gesetzt. „Das ist super“, sagt der 19-Jährige, der seit 1999 das königsblauen Trikot trägt. „Das ist auch ein bisschen der Situation innerhalb der Mannschaft geschuldet, aber es ist das, worauf ich seit Monaten hingearbeitet habe.“
Vor nur wenigen Wochen hatte Kaan Ayhan selbst nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. „Aber jetzt wartet jeder förmlich darauf, dass ich fürs Wochenende ein positives Zeichen gebe. Das ist natürlich super“, erzählt er. Jenes Zeichen hat er am Mittwoch geben können. Wie Felipe Santana ist er gemeinsam mit den Athletik-Trainern Ruwen Faller und Henrik Kuchno auf dem Trainingsplatz gewesen, während die Mannschaft wie schon am Dienstag im Parkstadion gewesen ist – dort gewinnt man bei mehr als 20 Grad den Eindruck eines fröhlichen Sommertrainingslagers.
Geboren in Bulmke-Hüllen - aufgewachsen in Bismarck
„Ich werde am Donnerstag wieder ganz normal ins Training einsteigen“, sagt Kaan Ayhan, der in Bulmke-Hüllen geboren und in Bismarck aufgewachsen ist. „Mir geht es körperlich sehr gut, alles ist auskuriert.“ Von seinen Adduktoren-Problemen spürt er nichts mehr, so dass er wohl auch am kommenden Samstag (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) im Bundesliga-Spiel beim SV Werder Bremen wieder das Innenverteidiger-Paar mit Joel Matip bilden wird.
Doch Kyriakos Papadopoulos ist auch wieder fit, und Felipe Santana sowie Kapitän Benedikt Höwedes werden auch zurückkehren und in der Schalker Innenverteidigung spielen wollen. Klar: Das weiß auch Kaan Ayhan. „Aber“, sagt er, „wenn du einmal drin bist, willst du als Fußballer nicht so schnell wieder raus.“ Dreimal hintereinander hat er jetzt in der Bundesliga-Startelf von Trainer Jens Keller gestanden, und dabei haben die Schalker lediglich einen Treffer kassiert. Daraus zieht nicht nur Kaan Ayhan den Schluss, dass „die Chemie nicht nur in der Mannschaft, sondern auch in der Innenverteidigung gut ist“, erzählt er, während auf dem Rasen des Parkstadions der A-Jugendliche Leroy Sané ein paar Flanken schlägt.
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Dass er nun viel, viel mehr im Blickpunkt steht, scheint Kaan Ayhan nicht zu belasten. Obwohl er sich nun häufiger, erzählt er, den Spruch „Bleib auf dem Boden, Junge!“ anhören müsse. „Das soll witzig sein“, sagt der Deutsche A-Jugend-Meister von 2012. „Ich weiß aber auch, dass sie Recht haben.“ Und: „Es gibt keinen Grund, nachlässig zu werden.“
Irgendwie macht dieser sympathische 19-Jährige auch überhaupt nicht den Eindruck, als könne er nachlässig oder gar schludrig werden. Er ist ein junger Mann, der in der Kabine immer den rechten vor dem linken Schuh anzieht und stets um höchste Konzentration bemüht ist. Wenn die Mannschaft im Bus auf dem Weg zum Stadion ist, „denke ich nach, und das gibt mir die nötige Ruhe im Spiel“, erklärt er. „Eine gewisse Nervosität ist immer da, aber das ist auch gut so.“
Ayhan entschied sich für das türkische Nationaltrikot
Auch die Entscheidung, nicht mehr das deutsche, sondern wieder das türkische Nationaltrikot zu tragen, hat er sich reiflich überlegt. „Nach der U-17-WM bin ich nicht mehr so oft eingeladen worden, obwohl ich eine gute Saison gespielt habe – besser als meine Konkurrenten auf der Innenverteidiger-Position“, sagt er. „Da hat mir ein Stück weit die Wertschätzung gefehlt. Ich bin von einem Tag auf den anderen nicht mehr berücksichtigt worden und hatte null Kontakt zum DFB.“ Zweimal kickte er noch für die deutsche U 18, ehe der Anruf aus der Türkei kam. „Ich habe mich dann mit meiner Familie zusammengesetzt, und wir haben überlegt, was für mich und meine Entwicklung das Beste ist“, berichtet Schalkes Nummer 24. „Ich habe mich dann für die Türkei entschieden.“ Für das Land also, in dem auch seine Oma noch lebt.
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Den Fußball in der Türkei verfolgt er aber kaum, er verfolgt die Bundesliga. Er kommt auch nicht auf die Idee, von irgendwelchen großen Klubs zu spinnen. Sondern? „Ich denke grundsätzlich Schritt für Schritt“, sagt Kaan Ayhan. Deshalb will er es jetzt erst einmal schaffen, zu den Stammkräften zu gehören. „Mein Ziel ist es“, sagt er, „auf Schalke ein Leistungsträger zu werden.“
Freistoßspezialist Ayhan traf am Freitag gegen Hertha BSC nur den Pfosten
Wie Steven Gerrard beim FC Liverpool und auch im englischen Nationalteam. „In der Jugend wollte ich immer im Mittelfeld spielen“, erzählt Kaan Ayhan. „Da war Steven Gerrard mein Vorbild. Er konnte alles und war ein kompletter Spieler.“ Und der inzwischen 33-Jährige hat wie der 19-jährige Schalker eine tolle Schusstechnik – gegen Hertha BSC hätte das fast zum Tor geführt, aber der Ball klatschte nach dem Ayhan-Freistoß an den Pfosten. „In der vergangenen Saison in der A-Jugend habe ich sieben direkt verwandelt“, sagt er. „Das ist oft auch eine Frage des Selbstvertrauens, und das habe ich dank der vergangenen Saison.“ Als er die Schalker U 19 als Kapitän ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft geführt hat.