Gelsenkirchen. Schalke 04 hatte für Manuel Neuer zuletzt quasi einen roten Teppich ausgerollt: Er wurde in den Spielerrat berufen, Trainer Felix Magath erklärte ihn nahezu für unverkäuflich. Am Dienstag kehrte Neuer ins Training zurück. Und sagte, warum ihn die Wertschätzung von Magath so erfreut.

Ein bisschen hatte es Irritationen gegeben. Unklarheiten über die Rückkehr von Manuel Neuer nach Schalke. Nein, nicht schon wieder die Geschichte um den Abwerbeversuch von Bayern München. Es ging um den Tag, wann Manuel Neuer nach seinem EM-Urlaub wieder das Training in Schalke aufnimmt. Allgemein erwartet worden war der heutige Mittwoch, doch dann stand der 23 Jahre alte Torwart schon gestern wieder auf der Matte. Er hechtete, flog nach den Bällen - und setzte dann sein einnehmendes Lächeln auf. Neuer, spätestens seit der Sache mit den Bayern zum Starspieler aufgestiegen, ist wieder in Schalke. Und da bleibt er auch.

„Für mich war immer klar, dass ich beim Auftakt hier bin”, sagte er danach im Gespräch mit dieser Zeitung. Und grinste: „Hier bin ich.” Eigentlich will er ja gar nicht mehr groß über die Bayern reden, zumal er selbst nie mit den Münchnern gesprochen habe - Kontakt habe nur zwischen den Vereinen bestanden. Aber so viel Klarstellung muss dann doch sein: Für Neuer ist mit seinem Dienstantritt gestern in Schalke sicher, dass er die kommende Saison auf jeden Fall für die Königsblauen spielen wird - „das ist klar, ich habe ja einen langfristigen Vertrag.” Er sagt nicht, dass er nie zu den Bayern wechseln würde – vielleicht kann man das von einem jungen, ehrgeizigen Profi auch nicht wirklich erwarten. Aber die nahe Zukunft gehört Schalke.

Bekenntnis zum Heimatverein

Neuers Bekenntnis gestern zu seinem Heimatverein, dem er sich schon als fünf Jahre alter Knirps anschloss, war sein erstes, seit er vor gut zwei Wochen in Schweden mit der deutschen Junioren-Nationalmannschaft U 21-Europameister geworden ist und seine Ausnahmestellung mit glänzenden Leistungen eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Danach ist er in den Urlaub gefahren, in 14 Tagen gleich nach Griechenland und Kroatien - „ich habe Länderpunkte gesammelt...” Er hat die Seele baumeln lassen, abends gemütlich am Meer gesessen und darüber nachgedacht, was er mit seinen gerade mal 23 Jahren bereits alles erreicht hat. Telefoniert hat er nicht, behauptet er. „Ich hab' im Urlaub mein Handy verloren. Das war ganz gut so, denn so konnte mich keiner erreichen.” Was sich um ihn abgespielt hatte, will er deswegen „gar nicht richtig mitbekommen” haben.

In Schalke hatten sie ihm in dieser Zeit quasi einen roten Teppich ausgerollt. In seiner Abwesenheit wurde er von den Kollegen in den Mannschaftsrat berufen - zusammen mit Marcelo Bordon, Jermaine Jones und Heiko Westermann. „Schön, dass ich dabei bin und mehr Verantwortung übernehmen kann”, sagt der selbstbewusste Torwart, der damit automatisch auch ein Anwärter für das noch vakante Amt des Kapitäns ist. Denn Felix Magath will aus dem Kreis des Mannschaftsrates seinen Spielführer benennen.

Eine Wertschätzung mit lediglich 23 Jahren, die nur durch eines noch übertroffen wurde: Durch die Aussage von Magath, der zu den Bayern-Avancen schlicht erklärt hatte, Neuer sei für ihn „der aller-aller-allerletzte Spieler”, den er verkaufen würde. Neuer ging das runter wie Öl, als wir ihn gestern mit dieser Aussage konfrontiert haben. „Das hat noch keiner gesagt. Das ehrt mich ungemein.” Und das zeigt ihm, dass er in Schalke zumindest für die nächste Zeit bestens aufgehoben ist, auch als Identifikationsfigur. Er ist jetzt nicht mehr nur das Talent, sondern er ist rein sportlich zum Mann geworden.

Teilnahme an der WM angestrebt

Die neue Saison kann für ihn eine entscheidende werden: Mit Schalke - und mit der Nationalmannschaft, wo er nach seinem starken Debüt auf der Überholspur ist und die Teilnahme an der WM in Südafrika anstrebt. All das muss nun bestätigt werden. Was ist da ein Tag mehr oder weniger Urlaub? Für Neuer war es allen Irritationen zum Trotz klar, dass er schon am Dienstag wieder auf der Matte steht.