Schalke schwebt nach Sieg über Wolfsburg auf Wolke sieben
•
Lesezeit: 4 Minuten
Gelsenkirchen. Zweites Rückrundenspiel, zweiter Erfolg: Durch das 2:1 gegen den VfL Wolfsburg hielten die Königsblauen einen direkten Konkurrenten auf Distanz. Schalke-Torwart Ralf Fährmann präsentierte sich in phänomenaler Form.
Sollte sich in der Rückrunde wie von Zauberhand wirklich alles zum Guten wenden? Der FC Schalke 04 empfindet den Heim-Auftakt nach diesem 2:1-Sieg gegen den Konkurrenten VfL Wolfsburg jedenfalls wie eine Reise auf Wolken durch königsblauen Himmel. Die Konkurrenz (Gladbach) stolpert vor sich hin, einen Verfolger hat man selbst auf Distanz gehalten: Statt angstvoll auf Rang sieben zu schielen, geht der Blick mutig Richtung Platz drei – was zur Weihnachtszeit utopisch schien, ist nun wieder greifbare Realität. Willkommen im Tollhaus.
Was wie Leichtigkeit anmutet, war gegen mittlerweile auswärtsstarke Wölfe dagegen ein schweres Stück Maßarbeit. „Ich bin stolz, weil die Mannschaft gezeigt hat, dass sie gewinnen will“, meinte Schalke-Manager Horst Heldt. Hätte er es nicht gesagt, konnte man es auch in seinen Augen lesen – neben einer Spur Erleichterung.
Als Synonym für den neuen Willen im Jahr 2014 diente vortrefflich das Schalker Führungstor. Es wurde mit allen Körperteilen erzielt, ein Fuß jedoch war nicht beteiligt. Nach Ecke von Jefferson Farfan prallte die Kugel von Prince Boatengs Oberkörper/Hand an Felipe Santanas Schulter-Eckgelenk – um von da im Zeitlupentempo über die Linie zu rollen. Schiedsrichter Wolfgang Stark wollte nicht den Spielverderber mimen, sehr zum Unmut der Gäste, aber nicht zum letzten Mal in dieser Partie.
Schalke-Torjäger Huntelaar war schonungslos in der Analyse
Nach der Führung – ein eher ungewohntes Gefühl daheim in dieser Saison – wiederholte sich allerdings jüngere Geschichte. Schalke zog sich unerklärlicherweise zurück, auch wenn Trainer Jens Keller hinterher meinte, die Mannschaft hätte bis zur Pause alles unter Kontrolle behalten. Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, diesmal nicht so zwingend wie bei seinem Comeback in der Woche zuvor beim HSV, war da schonungsloser in der Analyse: „Es darf nicht sein, dass wir nach dem 1:0 aufhören, Fußball zu spielen.“
Zum Glück traf dies nicht auf alle zu. Torhüter Ralf Fährmann blieb hellwach. Phänomenal, wie er nach einem Kopfball Luiz Gustavos katzengleich ins Eck abtauchte und danach dem frei durchbrechenden Ivica Olic den Ball vom Fuß nahm. Fährmann sammelte also auch in der verstummten Torhüter-Debatte Bonuspunkte. „Wenn ich meine Leistung Woche für Woche bringe, wird automatisch Ruhe einkehren“, meinte der Mann mit nur einem Gegentor aus vier Partien.
Das Spiel hatte jedoch noch eine zweite gefährliche Klippe, als Daniel Caligiuri in der 50. Minute nach einem offenbar vulgären Plausch mit dem Linienrichter (VfL-Trainer Dieter Hecking: „Nur eine kleine Beleidigung, da kann man auch mal weghören.“) glatt Rot sah. Das darauf folgende Phänomen, dass die zahlenmäßig überlegene Elf in der Folge schwächer wird, haben die Schalker in der Liga nicht exklusiv, war aber dennoch ärgerlich. Auch für Kapitän Benedikt Höwedes, der zuvor wieder einmal gezeigt hatte, dass die rechte Außenbahn nicht seine effektivste Laufstrecke ist: „Nach dem Platzverweis haben wir in Überzahl leider 20 Minuten lang einen Gang rausgenommen.“
Roman Neustädter spielte den tödlichen Pass - 2:1 für Schalke
Aber auch rechtzeitig wieder hochgeschaltet, als der große Zeiger die 17-Uhr-Hürde hinter sich hatte. „Da wollten wir vielleicht zu viel, aber da merkte man auch die Schalker Qualität“, resümierte ein fairer Verlierer Hecking. Roman Neustädter spielte den tödlichen Pass in den Strafraum auf den bis dahin wieder lange abgetauchten Boateng, der eiskalt vor Torhüter Diego Benaglio abschloss. Da war sie zurück, die neue Leichtigkeit, die der Siegtorschütze anschließend mit gewohnter Flapsigkeit kommentierte: „Das war ganz schön eng – aber das hält uns auch jung.“ Bis dahin waren einige der 61 142 Zuschauer aber ganz schön gealtert.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.