Schalke verklagt Ticketanbieter Viagogo - Fans sind von Vertrag-Details irritiert
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Gelsenkirchen. Schalke 04 macht Nägel mit Köpfen: Nachdem der Bundesligist den Vertrag mit dem umstrittenen Ticketanbieter Viagogo wegen Vertragsverletzungen fristlos gekündigt hat, werden die Königsblauen am Donnerstag eine Schiedsgerichtsklage in Köln einreichen. Einige Fans sind von den Vertrag-Details irritiert.
Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 will an diesem Donnerstag bei der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) in Köln Klage gegen den Internet-Tickethändler viagogo einreichen. Das kündigte der Verein in einer Vorstandserklärung am Dienstag an. Der Club geht davon aus, dass eine Entscheidung im ersten Halbjahr 2014 fallen wird.
Mit der fristlosen Kündigung am 9. Juli waren die Schalker dem Wunsch zahlreicher Vereinsmitglieder gefolgt, nicht mit dem Ticketportal zu kooperieren. Eine Initiative mit dem Titel "ViaNogo" hatte über Wochen gegen den ursprünglichen Dreijahresvertrag der Schalker, der dem Verein 3,6 Millionen Euro eingebracht hätte, mit dem Ticketanbieter Stimmung gemacht. Auf der Mitgliederversammlung am 29. Juni bekam der Vorstand den geballten Zorn der Anhänger zu spüren. "Wir hatten die Debatte unterschätzt", gibt Schalke-Marketingchef Alexander Jobst in einem Beitrag des WDR-Magazins "Sport inside" offen zu.
Schalke und Viagogo werfen sich gegenseitig Lügen vor
Das WDR-Magazin "Sport inside" hat nach eigenen Angaben weiteres Konfliktpotenzial aufgedeckt, was auch einige Schalker Fans nachdenklich stimmt. So behauptet Roest, dass die Knappen durch einen drei Tage vor der Mitgliderversammlung geschlossenen Änderungsvertrag die Zusammenarbeit sogar erweitern wollte - so hätte Viagogo auch Ticket-Kontigent für DFB-Pokalspiele und die Champions League anbieten können.
Der Schalke-Vorstand erklärte in seiner Mitteilung von Dienstag die Äußerungen von viagogo-Deutschlandsprecher Steve Roest in einer TV-Sendung des Westdeutschen Rundfunks für "unwahr". Die Roest-Einlassungen, die sich auf einen angeblich stark erweiterten Vertrag bezogen, seien "unwahr" und würden "einmal mehr deutlich bestätigen, dass mit diesem Unternehmen keine partnerschaftliche Zusammenarbeit möglich ist", teilte der Bundesligist mit.
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Viagogo soll Schalke unter Druck gesetzt haben
Schalke habe unter seinen Mitgliedern "zu keiner Zeit" Unwahrheiten über Vertragsinhalte mit dem Unternehmen verbreitet. "Im Gegenteil: Wohlwissend um die Sensibilität dieser Vereinbarung, war es dem Vorstand von Anfang an wichtig, Transparenz zu zeigen und die Inhalte zu erklären." Vielmehr habe viagogo den Verein "massiv unter Druck gesetzt" und mehr Ticketkontingente für Spiele gefordert.
Die Aussagen von Viagogo-Manager Roest haben den ViaNogo-Initiatior Michael Eckl trotzdem mehr als irritiert. Er fühlt sich vom Schalke-Vorstand hintergangen und wirft Schalke-Marketingchef Alexander Jobst Lügen vor. "Und dass so ein Laden wie Viagogo die Wahrheit sagt, ist für mich das Schlimmste", so Eckl gegenüber "Sport inside".
Wenn die neuen Entwicklungen um Viagogo stimmen, dann wird das erneut einen Sturm der Entrüstung hervorrufen. Davon ist auszugehen. #s04
Roest reagierte noch am Dienstag auf die Schalke-Ankündigung: "Wir bedanken uns beim WDR, dass er die Wahrheit über Schalke ans Licht gebracht hat. Nun wissen die Fans und viaNOgo, dass sie vom Schalke- Management belogen wurden", ließ er mitteilen.
Noch mehr Bundesligisten haben Ärger mit Viagogo
In der Diskussion schimmert der eigentliche Konfliktherd durch. Die Schalke-Fans fühlen sich abgezockt, weil ihr Verein einem externen Anbieter den Verkauf von Tickets zu überhöhten Preisen gewährt: Ein legaler Schwarzmarkt auf dem Rücken der Fans - oder wie es ViaNogo formuliert: "Der Malocher zockt den Kumpel nicht ab."
Schalke ist nicht der einzige Bundesliga-Verein, der Ärger mit Viagogo hat. Der FC Bayern München, FC Augsburg und der VfB Stuttgart lassen Verträge mit dem Ticketanbieter auslaufen. Bundesligist Bayer Leverkusen hat im August beim Landgericht München eine einstweilige Verfügung gegen die Ticketbörse erwirkt. Damit werde „gerichtlich untersagt, Tickets für Fußballspiele von Bayer 04 Leverkusen über die Online-Ticketbörse Viagogo anzubieten, bevor für diese Spiele bei Bayer 04 Leverkusen oder von Bayer 04 autorisierten Dritten Tageskarten zum Verkauf angeboten werden“.
Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte juristische Schritte in Erwägung gezogen, nachdem vom Unternehmen Karten für das Länderspiel in Stuttgart gegen Chile im Jahr 2014 angeboten wurden, obwohl der DFB noch nicht einmal die Preise festgelegt hatte. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte die Vorgehensweise des Online-Tickethändlers als "unseriös" bezeichnet.
Für Borussia Dortmund sei eine Zusammenarbeit mit Viagogo trotz siebenstelliger Angebote nie ein Thema gewesen, betont BVB-Finanzchef Thomas Treß gegenüber "Sport inside": "Die Fans sind für die Vereine ihre Familienmitglieder - und an der Fan-Familie verdient man nicht." (we/dpa/sid)
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