Frankfurt. . Der FC Schalke 04 verspielte wie schon in Hoffenheim auch in Frankfurt eine komfortable 2:0-Führung. In zwölf Minuten brachen alle Dämme. Das 3:3 wirkte am Ende wie eine Niederlage. Und am Dienstag steht das wichtige Champions-League-Spiel bei Steaua Bukarest an.
„Die Leistung in der zweiten Halbzeit ist für mich nicht zu akzeptieren“, hatte Schalkes Trainer Jens Keller gesagt. „Wenn man nach so einer guten ersten Halbzeit am Ende noch zittern muss, dass man einen Punkt mitnimmt, ist das enttäuschend“, hatte Schalkes Manager Horst Heldt gesagt. Diese Zitate stammen vom 27. September, die Königsblauen hatten gerade leichtfertig einen 3:1-Vorsprung bei 1899 Hoffenheim verbaselt und konnten am Ende über ein 3:3 noch froh sein.
Für den gestrigen Sonntag mussten sich Keller und Heldt keine neue Gardinenpredigt einfallen lassen. Auch bei Eintracht Frankfurt blieb für die Schalker nur ein 3:3 übrig, erneut hatten sie komfortabel mit 2:0 geführt, erneut brachen sie unter Druck ein.
Die Parallelen sind für Fans und Verantwortliche erschreckend. Die Spieler haben aus ihren Fehlern nichts gelernt. Und die Vorträge, die ihnen schon vor zwei Monaten gehalten wurden, haben den offenbar schweren Weg vom Ohr bis ins Hirn nicht überlebt.
Bester Schalker war Max Meyer
Keller und Heldt hätten alles, was sie nach dem Hoffenheim-Spiel schonungslos analysiert hatten, einfach wiederholen können, ihre Kritiken wären wieder zutreffend gewesen. In Frankfurt waren die Schalker schon schläfrig ins Spiel gekommen, dann hatten sie in der 14. Minute Glück, dass Johannes Flum eine Flanke von Atsuto Uchida ins eigene Tor lenkte, und als Joel Matip vier Minuten später den feinen Freistoß von Dennis Aogo per Kopf zum 2:0 ins Netz verlängerte, wussten sie wohl selbst kaum, wie ihnen geschehen war. „Aber wenn du so glücklich mit 2:0 führst, dann musst du einfach auch die Konter ausspielen“, klagte Horst Heldt. Wie wahr: Allein Julian Draxler hätte das Spiel gleich zweimal entscheiden können. Und Kevin-Prince Boateng? Der war als Mittelstürmer ein Totalausfall, lieferte sein bisher schlechtestes Spiel im Schalker Dress. Bester Schalker war Max Meyer, der spielfreudige A-Jugendliche – das sagt alles.
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Neun Minuten nach der Pause schafften die Frankfurter durch Johannes Flums Kopfball den Anschluss, als der bis dahin sichere Schlussmann Timo Hildebrand zu weit vor dem Tor stand, und ruckzuck führten sie durch zwei Treffer von Joselu mit 3:2. Die Schalker vergaßen alles, was zum Fußball ihres Anspruchs gehört. Sorglosigkeit ging in Konzeptlosigkeit über, und schließlich bildete Verstörtheit eine fatale Einheit mit Panik. Horst Heldts Kommentar: „Zu dieser Phase kann man nur sagen: Setzen, fünf!“
Auch Jens Keller war fassungslos: „Drei Gegentore in zwölf Minuten, das sind natürlich zu viele bei der Qualität, die wir auf dem Platz haben.“ Er kann nur technische Qualität gemeint haben. Unnötige Ballverluste, undiszipliniertes taktisches Verhalten – diese Mannschaft, die sich doch ein weiteres Mal für die Champions League qualifizieren will, verliert zu häufig die Selbstkontrolle und die Nerven. Sie hat schon 26 Gegentore kassiert. Zu solchen Mängeln passt das Wort Qualität wie Kaviar zu Erbsensuppe.
Obwohl Kapitän Benedikt Höwedes mit Willensstärke nach dynamischer Vorarbeit von Jefferson Farfan in der 86. Minute noch den Ausgleich erzwang und sich ein sechster Platz ja noch sehen lassen kann, mussten sich die Schalker wie Verlierer vorkommen. Jens Keller, der am Sonntag 43 Jahre alt wurde, durfte sich mit einem Punkt nicht reich beschenkt fühlen.
Vorzeitige Qualifikation für das Achtelfinale ist möglich
Im Optimalfall ist für die Schalker am Dienstag in Bukarest (20.45 Uhr, live in unserem Ticker) bereits die vorzeitige Qualifikation für das Achtelfinale der Champions League drin, dafür aber müssen sie sich zusammenreißen. Warum ihnen das nicht immer gelingt, darüber rätselte auf der Tribüne auch der Frankfurter Kulttrainer Dragoslav Stepanovic. „Es ist schon auffällig, dass sie wieder eine klare Führung nicht über die Bühne gebracht haben“, sagte Stepi und brachte alle Schalker Probleme auf einen Punkt: „Sie haben so große Namen in der Mannschaft, aber dafür zeigen sie zu wenig.“