Frankfurt. . Max Meyer ist gerade volljährig - und schon die Litfaßsäule des FC Schalke 04. Ist das auch ein gutes Zeichen? Fehlt der Mannschaft Qualität? „Auf keinen Fall“, sagt Trainer Jens Keller nach dem 3:3 in Frankfurt. „Wir waren in der zweiten Halbzeit ein bisschen fahrig“, erklärt Torwart Hildebrand.
Es läuft die zweite Halbzeit, als Max Meyer einen Pass spielt. Wohl überlegt – wie fast immer. Doch Jefferson Farfán erreicht den Ball nicht. Der 18-Jährige fuchtelt mit den Armen herum. Er erklärt dem elf Jahre älteren und laut transfermarkt.de elf Millionen Euro wertvolleren Nationalspieler Perus (Max Meyers Wert wird auf vier Millionen Euro taxiert), den besseren Laufweg. Raúls Erbe mit der Nummer 7 ist der 1,73 Meter kleine, aber schon große Chef des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04. „Max war super im Spiel“, lobte auch Torwart Timo Hildebrand nach dem 3:3 bei Eintracht Frankfurt.
Meyer hat Goretzka überholt
Max Meyer besitzt ein Talent, das schon früh bei den Königsblauen erkannt worden ist. „Der wird mal einer“, hatte Manfred Dubski, damals noch Trainer der B-Junioren, Anfang Juni 2011 nach dem verlorenen Westfalenpokal-Finale über den 15-jährigen Max Meyer gesagt. Das Endspiel ging übrigens deshalb nach Verlängerung flöten, weil der VfL Bochum einen überragenden Akteur hatte: Leon Goretza, der sieben Monate älter als Max Meyer ist.
Eine Prognose damals hätte so ausgesehen, dass Max Meyer ein Großer werden kann, aber Leon Goretzka sogar ein ganz Großer. Die Realität der beiden A-Jugendlichen ist bekannt: Max Meyer ist aus der Bundesliga-Startelf der Königsblauen gar nicht mehr wegzudenken, während Leon Goretzka kaum noch von der Bank wegkommt: In Bochum sitzt er auf auf der Schulbank, in Gelsenkirchen hockt er auf der Auswechselbank.
Max Meyer hat die Fußball-Überholspur gewählt, weil „er sich keine Gedanken über sein Spiel macht“, hat Jens Keller schon vor Wochen erklärt. Er ist beeindruckt davon, „was Max bewegt, wenn er spielt“, sagt der Trainer, der am Sonntag seinen 43. Geburtstag gefeiert hat. Zumal bei Max Meyer auch nichts mehr von der Verunsicherung zu sehen und zu spüren ist, mit der er seine ersten Bundesliga-Saisonspiele bei den Männern bestritten hat. Und deshalb klingt es inzwischen auch schizophren, wenn die Verantwortlichen der Königsblauen erzählen, Max Meyer behutsam aufbauen zu wollen. Erstens will er das nicht, und zweitens würde es niemand verstehen, den besten Mann zu schonen. Lionel Messi sitzt ja auch nicht neben Leon Goretzka.
Aber! Kann es sein, dass ein 18-Jähriger die Litfaßsäule einer Mannschaft ist, die sich wieder für die Königsklasse qualifizieren will? In einer Mannschaft, in der Kevin-Prince Boateng – auch dessen Marktwert liegt wie der Jefferson Farfáns bei 15 Millionen Euro – Teilzeitarbeiter ist und in der sich Julian Draxler seit seiner Vertragsverlängerung bis 2018 und mit seinem Marktwert von 30 Millionen Euro eigentlich nur noch als Gelegenheitsjobber in der Champions League betätigt? Nein. Zumindest müsste dies die Antwort sein.
Heldt gefällt Mitspieler-Schelte von Hildebrand nicht
Alternativ stellt sich die Frage nach der Qualität der Schalker Mannschaft, die Frage nach der Qualität der Spieler neben Max Meyer. „In der zweiten Halbzeit hatten wir eine Phase, dazu kann man nur sagen: Setzen, Fünf!“, sagte am Samstagabend in den Katakomben der Frankfurter Commerzbank-Arena Manager Horst Heldt. Also liegt es an der fehlenden Qualität der Königsblauen im November 2013 und auch schon in den Monaten davor? „Auf keinen Fall“, antwortete Trainer Jens Keller. „Wir haben so viel Qualität und so viel Erfahrung auf dem Platz.“ Wirklich?
Etwas deutlicher, wenn auch mit Verzögerung, wurde da schon Torwart Timo Hildebrand, der beim ersten Frankfurter Treffer durch Johannes Flum überhaupt nicht gut ausgesehen hatte. „Es ist nicht meine Aufgabe zu sagen, ob es an der Qualität der Mannschaft liegt“, sagte der 34-Jährige zunächst und schmunzelte. „Ich werde immer vorsichtiger.“ Kurze Pause. „Aber wir waren in der zweiten Halbzeit ein bisschen fahrig. Selbst nach dem 3:3 habe ich noch Spieler gesehen, die nach vorne gerannt sind.“
Das war dann doch wieder eine Schelte für die Teamkollegen, die sich Timo Hildebrand eigentlich verboten hatte und die Horst Heldt überhaupt nicht gefällt. „Die Spieler sollen sich nicht gegenseitig kritisieren, sie sollen ihre Hausaufgaben machen“, sagte der Schalker Manager. „Wir werden das besprechen und den Spielern zeigen, was sie falsch gemacht haben.“ Na ja! Diese Sitzung kann sich Max Meyer wohl schenken. Ausgerechnet der 18-Jährige. Und nur der.