London. Nach der 0:3-Niederlage in der Champions League beim FC Chelsea entschuldigte sich Torwart Timo Hildebrand bei allen Schalkern für seinen Fehler. Eine Torwartdiskussion gibt es bei den Königsblauen trotzdem. Ron-Robert Zieler kommt nicht - ein spanischer Weltklasse-Keeper vielleicht schon.

Es war nur ein ganz kurzes Gespräch in den Katakomben der Stamford Bridge, vielleicht hatte es 30 Sekunden gedauert. Timo Hildebrand kam aus der Kabine, und auf einmal stand Jose Mourinho vor ihm. Die beiden Männer gaben sich die Hand, und dann sagte der ganz spezielle Trainer des großen FC Chelsea zu dem zur tragischen Figur geschrumpften Torwart des FC Schalke 04: „Vergiss es, so etwas ist schon anderen Spielern passiert.“ Shit happens, habe Mourinho noch eben angefügt.

Timo Hildebrand war als einer der ersten Spieler draußen. Das lag aber nicht daran, dass er am liebsten weggelaufen wäre vom Ort des Geschehens. Es lag vielmehr an seiner speziellen Art, wie er mit diesem Fehler umging, der die Schalker 0:3-Niederlage in der Champions League beim FC Chelsea so sehr überschattete. Nachdem sich Hildebrand in der Kabine bei den Mitspielern entschuldigt hatte („Jungs, es tut mir leid“), berichtete er, dass alle versucht hätten, ihn aufzumuntern. Und dann sagte der frühere Nationaltorwart kämpferisch: „Aber das war gar nicht nötig. Ich habe schon andere Situationen in meiner Karriere überstanden.“ Der 34-Jährige gab sich hoch professionell, nicht tief verzweifelt.

Schalke-Torwart patzte ausgerechnet in England

Noch in der Nacht entschuldigte er sich auch auf seiner Facebook-Seite. „Großes SORRY! An die Mannschaft, die Fans, den ganzen Klub“, schrieb der Torhüter. Viele Nutzer des sozialen Netzwerks reagierten darauf mit Zuspruch.

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In London versicherte Hildebrand, es habe ganz sicher nicht an fehlender Konzentration gelegen, dass ihm dieser Lapsus zum 1:0 durch Samuel Eto’o in der 31. Minute unterlaufen war. Er beschrieb die Szene so: „Ich habe viel Zeit, schaue hoch, kann keinen anspielen, lege mir den Ball noch mal vor, weil er zu nah an meinem Fuß liegt, dann kommt Eto’o, ich kann den Ball nicht wegschlagen – und dann war es zu spät.“

Manager Horst Heldt war so entsetzt, dass er gar nicht mehr hinsah, wie der Ball ins Tor trudelte: „Ich habe nur den Pressschlag gesehen und wusste gleich, wohin der Ball geht. Da bin ich aufgestanden und hab mich umgedreht.“ Er fand es auch deswegen besonders tragisch für Hildebrand, weil der Schlussmann in den vergangenen Spielen wirklich gut gehalten hatte. Und auch nach seinem Fehler ließ sich Hildebrand nichts anmerken, obwohl die englischen Zuschauer ihn bis zum Schluss verhöhnt hatten. Welch bizarre Situation, dass ein deutscher Torwart ausgerechnet in England zur Lachnummer wird.

Zieler ist zu teuer - Casillas-Transfer nicht ausgeschlossen

Hildebrand ist Profi genug, um zu wissen, dass nun verschärft über seine Zukunft auf Schalke diskutiert wird. Der Verein denkt über Alternativen nach, der Düsseldorfer Fabian Giefer steht gut im Kurs. Eine Verpflichtung des bei Real Madrid ins zweite Glied gerutschten Weltstars Iker Casillas wäre kompliziert, erscheint aber auch nicht ausgeschlossen. Aus dem Rennen ist nach Informationen dieser Zeitung der Hannoveraner Nationaltorwart Ron-Robert Zieler, weil er zu teuer wäre.

Hildebrand muss all das jetzt ausblenden und sich auf Samstag konzentrieren: auf das Bundesliga-Heimspiel gegen Werder Bremen (15.30 Uhr, live in unserem Ticker). Ganz gleich, wie die Fans auf ihn reagieren werden: „Er ist alt genug, um damit umzugehen“, sagt Heldt. Und auch Trainer Jens Keller will überhaupt keine Zweifel an seiner Nummer eins aufkommen lassen: „Das wird Timo nicht runterziehen. Mit 34 hat er eine wahnsinnige Erfahrung.“ Hildebrand wirkte alles andere als geknickt, als er versprach: „Das war keine Sache, nach der man sich Sorgen um mich machen muss.“