Gelsenkirchen. . Nach seinem schlimmen Fehler vor dem 0:1 bei Chelsea London zeigt der Schalker Schlussmann Einsicht und rechnet jetzt mit dem Start einer neuen Torwart-Diskussion. “Ich kann damit leben, ich mache weiter mein Ding“, sagte der 34-Jährige kämpferisch nach dem 0:3 beim Londoner Spitzenclub.

Es war wohl die spielentscheidende Szene an der Londoner Stamford Bridge. In der 31. Spielminute leistete sich der Schalker Schlussmann Timo Hildebrand einen folgenschweren Aussetzer und besorgte quasi im Alleingang das 0:1 durch Samuel Eto'o. Bis dahin waren die Königsblauen gut im Spiel, am Ende setzte es aber eine deutliche 0:3-Niederlage.

Hildebrand selbst reagierte noch kurz vor Mitternacht und entschuldigte sich auf seiner Facebook-Seite. "Grosses SORRY!! An die Mannschaft, Fans, den ganzen Club!" schrieb der Torhüter. Die Nutzer des sozialen Netzwerks reagierten prompt und schickten dem Unglücksraben der Schalker Botschaften zur Aufmunterung.

So schrieb ein Nutzer: "Kopf hoch Timo, Du hast doch, bis auf den einen Fehler gut gehalten. Denke nicht daran, und konzentriere Dich auf das nächste BL-Spiel. Es geht immer weiter......!!", ein Anderer "Kopf hoch, das kann jedem Keeper passieren!!! Lass Dich nicht unterkriegen, Du hast bis auf dieses Missgeschick eine super Leistung abgerufen!!! Nicht den Kopf hängen lassen und am Wochenende gleich weiter durchstarten!" Nur die wenigsten der mehr als 600 Kommentare richten sich gegen den Schlussmann.

Die Rückendeckung zahlreicher Fans ist Hildebrand gewiss und trotzdem rechnet der 34-Jährige in den nächsten Tagen mit einem Spießrutenlauf. "Ich kriege jetzt wieder auf die Fresse, jeder ruft jetzt wieder eine Torwartdiskussion aus", orakelte er nach dem Schlusspfiff.

Davon beeinflussen lassen will er sich aber nicht: "Ich kann damit leben, ich mache weiter mein Ding". Seine ohnehin nicht unumstrittene Position zwischen den Schalker Pfosten hat der Aussetzer in London nicht verbessert. Hinter den Kulissen hat auf Schalke längst die Suche nach einem neuen Torhüter begonnen und wird jetzt wohl noch einmal intensiviert werden. Man sondiere den Markt, bestätigte S04-Manager Horst Heldt.

Aufmunterung auch von José Mourinho

Auch Chelseas Trainer Jose Mourinho versuchte, den Schalker Schlussmann wieder aufzubauen. "Shit happens", sagt der Trainer der Blues, was frei übersetzt so viel heißt wie "Dumm gelaufen". Häme wollte der Startrainer nicht über Hildebrand ausschütten. "Er hat mir gesagt, dass so etwas passieren kann. Ich soll es vergessen, es sei schon ganz anderen Keepern passiert", sagte Hildebrand nach einer kurzen Begegnung mit Mourinho.

Dem Spott der erbarmungslosen englischen Presse kann sich Hildebrand aber sicher sein. Die Bilder, wie der Ball vom Kameruner Eto'o ins Tor trudelte, dominierten die Sportseiten. Mancher vermutete gar übernatürliche Gründe: Weil vor sieben Jahren die Asche der Chelsea-Stürmerlegende Peter Osgood unter dem Elfmeterpunkt im sogenannten Shed End vergraben wurde, verfolge die Keeper auf dieser Seite des Stadions an der Stamford Bridge ein Spuk, mutmaßte die Daily Mail. Schon Cardiffs David Marshall und ManCitys Nationaltorwart Joe Hart hatten in den letzten Wochen an selber Stelle entscheidend gepatzt.

Chelsea aus den Köpfen, Bremen im Visier

Dabei hatte Hildebrand die traditionsreiche Arena im Stadtteil Fulham bislang eigentlich in guter Erinnerung gehabt. Mit dem VfB Stuttgart hatte er am 9. März 2004 im Achtelfinale der Champions League bei den Blues ein 0:0 erkämpft - zum Weiterkommen reichte es zwar nicht, aber Hildebrand ist bis heute der einzige Bundesliga-Torwart, der in einem Europapokalspiel an der Stamford Bridge ohne Gegentor blieb.

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Den Königsblauen bleibt in den kommenden Wochen ohnehin nichts anderes übrig, als auf Hildebrand zu vertrauen und Trainer Jens Keller ist sich sicher, dass seine Nummer eins auch wieder die entsprechenden Leistungen abrufen wird.

"Er ist 34, hat wahnsinnig große Erfahrung. Das wird ihn nicht runterziehen", so Keller. Ob der Schalker Trainer mit seiner Einschätzung Recht behalten wird, kann er schon am kommenden Samstag sehen.

Dann empfängt der FC Schalke 04 den SV Werder Bremen in der heimischen Arena. Die Niederlage gegen die Londoner muss dann aus den Köpfen der Spieler sein, denn in der Bundesliga braucht Schalke jeden Punkt, um den Anschluss an die vorderen Plätze zu halten. (mit sid und dpa)