Schalkes Julian Draxler sucht den Weg aus der Formkrise
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Gelsenkirchen. Julian Draxler, 20-jähriger Nationalspieler in Diensten des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, befindet sich vor dem Gastspiel bei Hertha BSC Berlin in einer Formkrise - und gesteht dies auch offen ein. Schalkes Manager Horst Heldt kann dem Ganzen dennoch etwas Gutes abgewinnen.
Was war das für ein Tohuwabohu, als Julian Draxler seinen Vertrag beim FC Schalke 04 bis 2018 verlängert hat und auf Plakaten durch Gelsenkirchen gefahren worden ist. Ginge er vorher, flössen wohl mehr als 40 Millionen Euro in die Kasse der Königsblauen. Aber will diesen 20-Jährigen, so wie er im Moment drauf ist, überhaupt jemand haben? Derjenige, der total unzufrieden ist, ist Julian Draxler selbst. „Haut ruhig drauf, habe es verdient“, hat er direkt noch am Abend nach der 1:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund am vergangenen Samstag auf seiner Facebook-Seite mitgeteilt. „Miese Leistung. Ab morgen im Training heißt es nur noch Vollgas, bis ich mich aus der Krise befreit habe.“
Eine Krise muss dem Jung-Nationalspieler, der schließlich auch von einer großartigen Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien träumt, also gar nicht unterstellt werden. Das macht er selbst. „Er ist ein sehr intelligenter Fußballer“, sagt Schalkes Manager Horst Heldt vor dem Bundesliga-Spiel am Samstag (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) in Berlin beim Tabellenfünften Hertha BSC. „Wohl behütet mit einem sehr guten Umfeld.“
"Er ist nicht zufrieden, wir sind nicht zufrieden"
Sorgen macht sich der Sportvorstand der Königsblauen nicht. „Julian verfügt über enorme Fähigkeiten, hat eine gute Körperstatue, eine ausgesprochen gute Technik und ist sehr schnell – mit und ohne Ball“, beschreibt Horst Heldt. „Und er hat gezeigt, dass er Spiele alleine entscheiden kann.“ Klar: Die Entwicklung ist bei einem 20-Jährigen noch lange nicht abgeschlossen. „Sie ist“, wie der Schalker Manager formuliert, „ins Stocken geraten. Aber so eine Phase, die nicht so erfolgreich und nicht so schön ist, ist nicht hinderlich.“ Warum nicht? „Sie kann helfen, um auf die nächste Krise vorbereitet zu sein.“
Horst Heldt denkt kurz nach und schüttelt sich anscheinend innerlich ein bisschen. „Von Krise will ich aber nicht sprechen“, sagt er dann. „Julian hat einen Durchhänger. Ich bin überzeugt davon, dass er bald wieder in die Erfolgsspur zurückkehrt. Und wir dürfen nicht vergessen, dass er zuletzt auch gute Spiele gemacht hat, zum Beispiel in Basel.“ Das war am 1. November in der Champions League, als Julian Draxler die Schalker mit einem Klasse-Tor zum 1:0-Sieg geschossen hatte. Aber aktuell bleibt, dass „er mit seinem Spiel nicht zufrieden ist, und wir sind auch nicht zufrieden“, sagt Horst Heldt.
In Berlin müssen alle besser werden
Auch Jens Keller macht sich wegen seines Jung-Stars aus Gladbeck keine großen Sorgen. „Er hat ein gesundes Selbstbewusstsein“, sagt der Cheftrainer des FC Schalke 04. „Es ist auch gut so, dass er selbstkritisch ist. Aber er ist so stark, dass er da rauskommt und nicht zusammenbricht.“ Einen Tipp könnte sich Julian Draxler vielleicht bei einem 18-Jährigen holen, bei Max Meyer. „Der macht sich keine Gedanken über sein Spiel“, erklärt Jens Keller und ist sehr beeindruckt davon, was „Max bewegt, wenn er spielt“. Der Oberhausener habe eine erstaunliche Entwicklung genommen und die Pausen, die ihm sein Trainer angeboten habe, abgelehnt.
Also werden die Schalker Fans wohl auch in Berlin wieder einen starken Max Meyer erleben dürfen. Sehen wollen sie aber auch einen wieder starken Julian Draxler. Doch im Olympiastadion geht es nicht nur um Verbesserungen der Einzelnen, sondern um eine klare Steigerung der Mannschaft, mit deren Laufleistung Jens Keller zuletzt „unterm Strich nicht zufrieden war“. Er fordert ein besseres Arbeiten gegen den Ball. „Das geht nur, wenn wir wie gegen Leverkusen oder Mainz alle zusammenarbeiten“, erklärt er. „Wenn sich zwei, drei Spieler in der Arbeit gegen den Ball rausnehmen, wird es schwierig.“
Schalke trifft die falschen Entscheidungen
Ein wichtiger Aspekt vier Tage vor dem Champions-League-Spiel beim FC Chelsea wird also sein, in der Defensive mehr Sicherheit auszustrahlen. 22 Gegentreffer stehen schon auf dem Konto des FC Schalke 04; das ist nach Schlusslicht Eintracht Braunschweig und der TSG Hoffenheim (23) der drittschlechteste Wert der Liga – gemeinsam mit dem Hamburger SV.
Schwarz-Gelb jubelt bei Königsblau
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„Wir machen zu oft zu einfache Fehler“, sucht Trainer Jens Keller nach einer Erklärung, zu der auch gehört, dass „wir auf dem Platz falsche Entscheidungen treffen“. Dabei bereiten ihm die Tore, die etwa der FC Chelsea oder Borussia Dortmund in der Schlussphase erzielt haben, als die Schalker auf ein Unentschieden drängen wollten, kein Kopfzerbrechen. Aber zum Beispiel die beiden Gegentreffer in Braunschweig – trotz des 3:2-Sieges. „So was“, sagt Jens Keller, „regt mich auf.“
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