BVB-Sieg auf Schalke zementiert die Kräfteverhältnisse im Revier
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Gelsenkirchen. . Nach der 1:3-Niederlage im Revierderby gegen Borussia Dortmund sucht Schalkes Manager Horst Heldt Gründe für den fehlenden Fortschritt und zieht eine ernüchternde Bilanz: „Die anderen sind enteilt.“ Auch Julian Draxler steckt in der Krise.
Am Tag danach war es ungemütlich auf Schalke. Der Regen peitschte wie wild, und der Wind wirbelte leere Bierbecher übers Vereinsgelände – es war der Müll vom Derby. Während die Dortmunder noch am Samstagabend aus der Kabine per Twitter Bilder mit ihren jubelnden Spielern verschickt hatten, steckte Schalke tief in der Derby-Depression. Und irgendwann am Abend wandte sich Julian Draxler über Facebook sogar an die königsblaue Fan-Gemeinde und schrieb: „Haut ruhig drauf. Habe es verdient.“
Schalke-Manager Heldt hisste nach dem zehnten Spieltag die weiße Fahne
Das Derby mit dem Dortmunder 3:1-Sieg in der Arena hatte die Kräfteverhältnisse im Revier nicht nur bestätigt, sondern geradezu zementiert. Nachdem sich Schalke in der vergangenen Saison noch damit trösten konnte, den in der Endabrechnung enteilten Erzrivalen wenigstens in den direkten Duellen zweimal bezwungen zu haben, hisste Manager Horst Heldt nun bereits nach dem zehnten Spieltag die weiße Fahne. In nüchterner Bewertung der Realität verabschiedete er sich von dem Gedanken, dass Schalke in dieser Saison noch einmal unter die Top Drei der Bundesliga und damit in die Regionen des BVB würde vorstoßen können: „Die anderen sind enteilt. Wir müssen sehen, dass wir wieder den vierten Platz holen.“ Elf Punkte trennen Schalke und Dortmund jetzt – so viele, wie in der vergangenen Saison nach 34 Spielen.
Schalke hatte im Derby das gespielt, was die Mannschaft derzeit kann, und das ist nicht genug, um einem starken Gegner Paroli bieten oder ihn gar schlagen zu können. Bei ihren Treffern Nummer eins (Pierre-Emerick Aubameyang, 14.) und drei (Jakub Blaszczykowski, 74.) demonstrierten die Dortmunder, dass sie sich vorzüglich auf das Tick-Tack-Tor-Prinzip verstehen: Für das behäbig anmutende Schalker Defensivverhalten gingen diese Kombinationen viel zu schnell. Und Treffer Nummer zwei resultierte in der 51. Minute aus einem feinen Schuss von Nuri Sahin. Insgesamt hat Königsblau damit schon 22 Tore in zehn Spielen kassiert – „viel zu viele“, räumt Horst Heldt ein: „So wird man auf Dauer nicht erfolgreich sein.“ Vor allem aber geht es schon seit Monaten so, dass sich die Mannschaft viel zu einfach ihre Gegentore fängt.
Fehlende Weiterentwicklung unter Keller kann Heldt nicht in Abrede stellen
Eigentlich hangelt sich Schalke seit fast einem Jahr von Spiel zu Spiel: Gegen gute Mannschaften reicht es nicht (Ausnahmen: der 2:1-Derbysieg in der Rückrunde und das 2:0 in dieser Saison gegen Leverkusen), und gegen Teams minderer Qualität schleppt sich die Truppe mühsam zu ihren Pflichtsiegen. Begonnen hatte diese Entwicklung schon in der Endphase unter Huub Stevens, aber auch Jens Keller hat in zehn Monaten noch nicht für fußballerischen Fortschritt oder gar spielerische Leichtigkeit sorgen können: Die Mannschaft tritt seit einem Jahr auf, als sei sie mit einem Rucksack beladen. Ein Kraftprotz ist Schalke schon lange nicht mehr.
Die fehlende Weiterentwicklung kann auch Horst Heldt nicht in Abrede stellen, aber er versucht sie zu erklären: „Jede Planung wird ad absurdum geführt, wenn wichtige Spieler wegbrechen.“ Eigentlich führt der Sportchef die Verletztenliste mit Spielern wie Huntelaar, Papadopoulos, Farfan oder Höger nur ungern an, um den ihm Unterstellten keine Alibis zu verschaffen. Aber diesmal war er in der Not, weil man bei der Suche nach Gründen ansonsten irgendwann bei seinem Trainer gelandet wäre. Jens Keller musste schon die Frage beantworten, warum er den 18 Jahren jungen Max Meyer so spät oder auch zu spät ins Spiel genommen hatte. Seine nicht von der Hand zu weisende Erklärung: „Wir wollen ihn aufbauen, nicht kaputt machen.“
Nur Max Meyer stillt die Sehnsüchte nach Spielfreude
Auf jeden Fall war Meyer nach seiner Einwechslung ein belebendes Element, er schoss 90 Sekunden später das Anschlusstor (62.) und stillte mit seinem Auftritt ein wenig die Sehnsüchte nach Spielfreude. Ganz anders als etwa die als spieltragende Figuren eingeplanten Kevin-Prince Boateng und Julian Draxler. Der deutsche Nationalspieler, auch erst 20, läuft im Moment neben der Spur und bleibt hinter den Erwartungen. Weil er das selbst erkannt hat, erhielt seine nächtliche Botschaft bei Facebook noch einen zweiten Teil: „Ab morgen im Training heißt es nur noch Vollgas, bis ich mich aus der Krise befreit habe.“
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