Kritik an Keller - Schalke-Manager Heldt verteidigt Trainer
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Gelsenkirchen. Auch Schalke-Trainer Jens Keller stand nach der 1:3-Niederlage im Revierderby gegen Borussia Dortmund in der Kritik. Keller hatte eine umstittene Aufstellung gewählt. “Unsere Personaldecke ist eben sehr eng. Ich stand voll dahinter“, erklärte Manager Horst Heldt.
Enttäuscht sanken die Spieler des FC Schalke 04 auf den Rasen. Nach der 1:3-Niederlage im Revierderby gegen Borussia Dortmund gab's zwar aufmunternden Applaus von den Fans - und doch klangen die Königsblauen nach dem Spiel niedergeschlagen. "Für uns", seufzte Manager Horst Heldt, "geht es nur noch um den vierten Platz." Platz vier! Das bedeutet: Schalke peilt - wie im Vorjahr - lediglich den Qualifikationsplatz für die Champions League an! Vor der Saison wähnten sie sich noch auf Augenhöhe mit allen Konkurrenten außer Bayern München - davon ist jetzt nicht mehr die Rede. "Der Tabellenerste ist eine Klasse für sich - der Zweite und Dritte sind knapp dran", sagt Heldt respektvoll über den FC Bayern, Dortmund und Bayer Leverkusen. Sogar das spielerisch eigentlich gleichwertige Leverkusen ist mühelos an Schalke vorbeigezogen.
Zehn Gegentore gegen FC Bayern, Chelsea und Dortmund
Auch Kapitän Benedikt Höwedes stellte resigniert fest, dass das Top-Trio der Bundesliga im Moment zu konstant spielt. "Wir müssen die Momentaufnahme akzeptieren, dass wir noch nicht da sind, wo wir hinwollen", gestand Höwedes. Gegen die europäischen Spitzenteams FC Bayern München (0:4), FC Chelsea (0:3) und Borussia Dortmund (1:3) gab's bittere Niederlagen. "Vielleicht müssen wir einsehen, dass uns ein Stück fehlt zu den oberen Mannschaften", sagte Höwedes. "Bild" formulierte es drastischer. "Schalke ist nur noch ein Scheinriese", überschrieb das Boulevardblatt eine Kolumne.
Schalke ist keine Bundesliga-Spitzenmannschaft, begeistert die Fans nur selten - und deshalb ging es nach dem zehnten Spieltag in den Analysen auch um Trainer Jens Keller. Der hatte im Derby viel riskiert, Personal und Taktik mal wieder geändert - es brachte nichts. Zum 37. Mal saß Keller in einem Pflichtspiel auf der königsblauen Bank, die Bilanz ist maximal ordentlich. Mehr nicht. Schalke gewann von den 37 Spielen lediglich 18 - zwei davon gegen die unterklassigen Teams FC Nöttingen (2:0) und Darmstadt 98 (3:1) im DFB-Pokal. Neunmal setzte sich Schalke glücklich mit einem Tor Unterschied durch. Sieben Partien endeten mit einem Unentschieden, sogar zwölf gingen verloren. Fast ein Drittel! Keller muss sich vielen unangenehmen Fragen stellen: Hat er in zehn Monaten Amtszeit Schalke eine unverwechselbare Spielweise verpasst? Hat er irgendeinen Spieler deutlich besser gemacht? Kann er mehr als fünf überragende Spiele seiner Elf unter seiner Leitung nennen? Ändert er zu oft die Taktik?
Nur 18 von 37 Spielen unter Kellers Leitung gewonnen
Manager Horst Heldt verteidigte den Coach nach der Derby-Niederlage. "Ich sehe schon bei dem einen oder anderen Spieler eine Weiterentwicklung", sagte Heldt. "Ich weiß nicht, ob Max Meyer vor einem halben Jahr schon so gespielt hat. Und das ist nur ein Beispiel." Dass Keller im Derby die Startelf änderte, konnte Heldt nachvollziehen: "Unsere Personaldecke ist eben sehr eng. Ich stand voll hinter dieser Aufstellung. Wir wollten Sead Kolasinac auf dem Platz haben, da er die dementsprechende Aggressivität mitbringt. Dennis Aogo hat sehr gut gespielt auf der Sechs, Christian Fuchs einen Elfmeter herausgeholt. Natürlich hätte ich Julian Draxler lieber links als rechts gesehen - aber Christian hat noch nie rechts gespielt. Man muss immer Kompromisse eingehen." Es sei keine Alternative gewesen, Kevin-Prince Boateng auf die Außenposition zu schieben: "Diese Position ist sehr laufintensiv, da die Dortmunder Außenverteidiger viel nach vorn machen. Kevin hat dafür zu wenig trainiert in den letzten Wochen."
Noch gibt es keine Trainerdiskussion auf Schalke. In den kommenden Spielen gegen Hertha BSC (2. November), Werder Bremen (9. November) und Eintracht Frankfurt (23. November) dürfen sich die Königsblauen aber keine Ausrutscher mehr erlauben - sonst wird es auch für Keller eng.
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