Gelsenkirchen. Nach dem ernüchternden 1:1 gegen PAOK Saloniki klammert sich der FC Schalke 04 an die bessere erste Hälfte. Vor dem Rückspiel am Dienstag in Griechenland wartet aber noch eine schwere Bundesliga-Aufgabe in Hannover.

Es war keine Rückkehr im Triumph für den Gästetrainer. „Danke, Huub!!“ stand auf einem Plakat auf der Gegentribüne. Das war’s. Auch kein Höflichkeits-Applaus im weiten Rund, als Huub Stevens am Mittwochabend die Schalker Arena betrat und zielsicher auf der Gästebank Platz nahm. Die Gastgeber waren viel zu tief in ihren eigenen Sorgen verstrickt, und die sind nach dem Hinspiel nicht kleiner geworden. Das 1:1, nach 90 Minuten nicht einmal glücklich zu nennen, nahm PAOK Saloniki dankbar mit nach Hause. Und Huub Stevens, der alte Fuchs, verkniff sich beim Abschied das Grinsen, als er meinte: „Die Lage ist gut, aber Schalke ist nach wie vor der Favorit, das ist klar.“ Keine zwei Meinungen gab es bei den Erwartungen zur Atmosphäre im Rückspiel: „Schade, dass wir ohne Publikum spielen müssen. Fußball wird eigentlich gerade für das Publikum ausgetragen“, bedauerte Stevens.

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Zurück zur Favoritenrolle, die die Schalker nach den ersten 90 Spielminuten wohl erfolgreich los geworden sind. Klar hatten die Königsblauen gleich von Beginn an die größeren Spielanteile, aber die sind schon lange kein Gradmesser mehr für erfolgreiche Ergebnisse. Denn das Querpass-Festival hielt in Schalker Reihen gegen tief stehende Griechen ganz früh Einzug. Wo war der Führungsspieler, der endlich einmal ins Risiko geht? Von einem noch 17-jährigen Max Meyer, der sich laufstark eingliederte, ohne den Rotzfrechen aus der A-Jugend zu geben, war dies an seinem ersten großen internationalen Abend sicherlich nicht zu erwarten.

Tatsächlich tosender Beifall

Dabei war das Publikum mit großer Geduld erschienen. Als Christian Fuchs in der 26. Minute einen Teilerfolg im Gewinn eines Eckballs verbuchte, brandete tatsächlich tosender Beifall auf. Mehr Unterstützung geht nicht. Und auch der weitere Verlauf spielte dem Team von Trainer Jens Keller doch in die Karten. Der Führungstreffer von Jefferson Farfan nach 32 Minuten, ein wahrer Kunstschuss an den Innenpfosten, hätte die Verkrampfung doch lösen können, ja müssen, doch die Sicherheit wollte sich nicht einstellen, die Ballverluste im Mittelfeld blieben ungezählt.

Auch wenn die Akteure Höwedes und Jones hinterher behaupteten, in der ersten Halbzeit alles im Griff gehabt und teilweise überragend gespielt zu haben, war zur Pause unter den Medienkollegen das vorherrschende Thema, ab wann denn nach dem Wechsel wohl die Angst vor dem Gegentreffer einsetze.

Dies dauerte genau noch eine Viertelstunde, dann roch es nach dieser Angst in der Schalker Hälfte. Und als Miroslav Stoch, der minutenlang zuvor auf seine freie Position mit heftigen Handzeichen aufmerksam machte, von der Strafraumlinie aus mitten hinein ins Schalker Herz traf, bildeten Atsuto Uchida, Marco Höger und Jermaine Jones um ihn herum ein passives Dreieck. Ein wenig mehr Zugriff auf dem Spielfeld – und nicht im Schalker Fanblock – hätte man sich da schon gewünscht.

Schalke-Torwart Hildebrand sah "guten Schritt nach vorn"

Auch nach einer darüber geschlafenen Nacht wollten die Akteure von einem Versäumnis nichts wissen. Torhüter Timo Hildebrand: „Ich fand, dass wir in der ersten Halbzeit sehr dominant gespielt und nichts zugelassen haben. Das Spiel gegen PAOK war ein guter Schritt nach vorne, für das Rückspiel ist nach alles offen.“ Von jetzt schon drohenden Untergangs-Szenarien, die mit einem Auftauchen in der weniger lukrativen Europa League aufgefangen würden, hält Schalkes Nummer eins nichts: „Ich glaube nicht, dass wir alles rosarot sehen, aber die Medien berichten mir in letzter Zeit zu negativ.“

Aber die Gedanken ans Geisterspiel in Saloniki müssen nun am Wochenende für einige Zeit ruhen, in der Bundesliga geht es schließlich noch zu Hannover 96 (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker): „Das war immer unangenehm, zumal die Hannoveraner jetzt in Gladbach was auf die Mütze bekommen haben“, befürchtet Hildebrand, der in 14 Duellen mit den 96ern noch nie verloren hat. Wenn das kein gutes Omen ist.