Auf Schalke stellt sich die Frage nach der Qualität der Mannschaft
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Wolfsburg. Nach dem 0:4-Debakel beim VfL Wolfsburg stellt sich die Frage nach der Qualität der Mannschaft. Torjäger Klaas-Jan Huntelaar fällt mit einem Teilriss des Innenbandes wochenlang aus. Am Mittwoch geht es in den Play-offs zur Champions League gegen Saloniki.
Jens Keller hat Wort gehalten. Fast eine halbe Stunde lang faltete der Schalker Trainer am Sonntagvormittag seine Spieler in der Kabine zusammen – er verlangte, dass sich jeder einzelne mit dem auseinanderzusetzen habe, was er tags zuvor in Wolfsburg abgeliefert hatte. Es wurde eine Aufarbeitung in aller Grausamkeit. Die Spieler schwiegen – „wir hatten nicht viel zu sagen“, berichtete einer. Und auch Manager Horst Heldt hörte ganz aufmerksam zu, wie sein Trainer der Schalker 0:4-Klatsche beim VfL Wolfsburg zu Leibe rückte.
Keller hatte sich noch in Wolfsburg für die harte Methode entschieden: „Da kann ich nicht einfach drüber hinweggehen. Ich möchte das gar nicht aus den Köpfen kriegen.“ Es sollte nur keiner auf die Idee kommen, dass Schalke von allein wieder in die Spur kommt.
Huntelaar humpelt
Das ganze Elend symbolisierte Klaas-Jan Huntelaar, der in Wolfsburg mit dick bandagiertem Knie durch den Kabinengang humpelte. Der Torjäger hatte sich einen Teilriss des Innenbandes im rechten Knie zugezogen – diese Befürchtung bestätigte sich bei der Untersuchung am Sonntag. Huntelaar wird bis in den September hinein ausfallen und damit auch im ersten Playoffspiel zur Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr/live in unserem Ticker) gegen Huub Stevens und PAOK Saloniki. Huntelaar hatte sich schon im Frühjahr im Derby gegen Dortmund am Innenband verletzt, damals war es das linke Knie, diesmal ist es das rechte. Beim letzten Mal musste er über sechs Wochen pausieren – nun hofft er, „dass es nicht ganz so schlimm ist“.
Huntelaar verletzte sich in Wolfsburg bei einem Zusammenprall mit VfL-Torwart Diego Benaglio – ein bitterer Zufall, denn der Holländer war der einzige Schalker Spieler, der wirklich entschlossen kämpfte; andere hätten sich bei ihrer laschen Gangart gar nicht verletzen können. Neben Huntelaar war nur Torwart Timo Hildebrand das Debakel nicht anzulasten. „Wir können froh sein, dass es beim 0:4 geblieben ist“, schäumte Manager Horst Heldt nach den Toren von Knoche (55.), Vieirinha (61.), Naldo (67.) und Kutschke (91.). Wie schon beim 3:3 zuvor gegen Hamburg ging es in der Abwehr drunter und drüber, so dass unterm Strich ein kapitaler Fehlstart mit nur einem Punkt und sieben Gegentoren aus zwei Spielen steht. Es geht in diesem Jahr früh los mit dem Alarm auf Schalke.
Fehlstart auf Schalke
Während Heldt seinen Ärger mit großer Mühe noch einigermaßen herunterschluckte, sprach Huntelaar Klartext: „Wir haben jetzt zwei Spiele gespielt. Das erste war schon nicht gut, und dieses auch nicht. Wir müssen uns alle hinterfragen, was wir falsch machen.“ Eigentlich, so sagte er, könne es nicht an der Qualität im Kader liegen. Aber dann gab er doch zu bedenken, dass dieser Fehlstart schon eine Menge zeigen würde: „Das ist auch eine Frage der Qualität, wenn du in zwei Spielen nicht die Leistung bringst, die du bringen musst. Da fehlt etwas.“
Schalke 04 geht unter
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Dabei war Schalke so sehr davon überzeugt, das Team gestärkt in diese Saison geschickt zu haben. Doch bisher ist die Qualität nicht besser geworden, und die Mentalität auch nicht – Keller hielt seiner Mannschaft in Wolfsburg vor, „auseinander gebrochen“ zu sein. Vielleicht gehören Mentalität und Qualität aber auch zusammen, vielleicht werden Führungsspieler wie Höwedes oder Jones überschätzt – es war ausgerechnet Jones, der mit einem Dribbling im eigenen Strafraum das erste Gegentor einleitete und dafür einen gehörigen Anpfiff von Manager und Trainer bekam.
Fehler bei Standardsituationen
Keller wirkte nicht ratlos, aber schon ein Stück weit ohnmächtig, als er auf personelle Konsequenzen angesprochen wurde: „Wir haben ja heute schon zwei neue Spieler reingebracht.“ Die erhoffte Wirkung hatte der Einbau von Santana und Höger nicht – die Fehler bei den Standardsituationen blieben die Gleichen. Heldt nannte sie „amateurhaft“, Keller warf den Spielern einen Sekundenschlaf vor. Und so stellt sich bei Schalke derzeit vor allem eine Frage, mit der vor drei Wochen auch die sportliche Leitung niemals gerechnet hatte: Ist die Qualität einfach schlechter, als alle geglaubt haben?
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