Donaueschingen. . Der FC Schalke 04 baut für die kommende Saison auf Talente wie den 17-jährigen Max Meyer. Die jungen Wilden haben in diesem Jahr entweder ihren Vertrag vorzeitig verlängert (Julian Draxler, Max Meyer, Sead Kolasinac), oder sind neu dazu gekommen (Christian Clemens, Leon Goretzka).

Junge Leute sind ungeduldig, und in der vergangenen Woche konnte es Max Meyer (17) gar nicht mehr abwarten: „Mach hin“, schrieb er per SMS an seinen Kumpel Leon Goretzka (18), als sich dessen Wechsel vom VfL Bochum zu Schalke 04 immer mehr in die Länge zog. Der in Oberhausen geborene Meyer und der Bochumer Junge Goretzka kennen sich aus der Junioren-Fußballnationalmannschaft; sie gelten beim DFB als die beiden größten Talente des Jahrgangs 1995. Von nun an spielen sie auch im gleichen Verein: bei Schalke 04.

Schalke will bodenständiger und begeisterungsfähiger werden

Meyer und Goretzka sind nur zwei der Talente, die dem Bundesligisten Schalke gerade ein ganz neues, junges, frisches Gesicht geben. Sie bewegen sich auf den Spuren von Julian Draxler (19), der schon jetzt als die große Identifikationsfigur für die Fans gilt. Auch Sead Kolasinac (20) schaffte in der vergangenen Saison den Sprung in die Stammelf. Fünfter im Bunde wird jetzt U-21-Nationalspieler Christian Clemens (21), der vom 1. FC Köln kommt. Sie alle haben in diesem Jahr entweder ihren Vertrag auf Schalke vorzeitig verlängert (Draxler, Meyer, Kolasinac), oder sind neu dazu gekommen (Clemens, Goretzka). Und jedes Mal frohlockte Manager Horst Heldt: „Wir freuen uns, dass wir ein weiteres deutsches Talent langfristig binden konnten.“

Dahinter steckt ein klarer Plan: Schalke will nicht nur jünger werden, sondern auch bodenständiger und begeisterungsfähiger. Den Klub-Bossen ist es in der vergangenen Saison sauer aufgestoßen, dass der unter größtem Aufwand vom FC Barcelona ausgeliehene holländische Nationalspieler Ibrahim Afellay sich nach seiner Verletzung einfach nicht mehr auf Schalke blicken ließ. Und auch andere, erfahrene Spieler wie Tranquillo Barnetta, Ciprian Marica oder Chinedu Obasi brachten nicht die erwartete Leistung. Anstelle dieser Legionäre will man künftig auf „Mentalität und Charakter“ setzen, betont Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies: „Talent steht erst an zweiter Stelle. Wir wollen auf Schalke keinen Filigrantechniker mehr sehen, der keine Lust hat, dem Ball hinterherzulaufen, den er verloren hat.“

Schalke brauche wieder eine neue Generation der „Eurofighter“. Und die soll aus dem Nachwuchs kommen, möglichst sogar aus der Region, wie eben Draxler, Meyer und Goretzka. Allesamt Revier-Jungs wie vorher schon der in Haltern geborene Benedikt Höwedes (25) oder der aus Bochum stammende Joel Matip, der auch erst 21 Jahre alt ist.

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So ist es auch zu verstehen, dass Schalke ein Jahr nach dem Abschied von Raúl wieder dessen Rückennummer 7 vergeben hat – an Max Meyer. „Für mich war klar: Wenn wir die 7 wieder vergeben, muss es einer aus der Jugend sein“, erklärt Heldt: „Und Max Meyer ist ein würdiger Nachfolger.“ Schalke will dies „nicht als Bürde, sondern als Auszeichnung“ verstehen, und der eigentlich als frecher Bursche geltende Meyer spricht auch artig von einer „großen Ehre“. Aber er sagt auch: „Im ersten Moment musste ich schon schlucken“. Schließlich ist Meyer noch so jung, dass er sogar noch ein weiteres Jahr in der A-Jugend spielen dürfte.

Der Fall Julian Draxler

Meyer soll eines Tages soweit sein, um die Nachfolge von Julian Draxler antreten zu können, wenn der sich seinen Karriere-Traum von einem Wechsel nach Spanien erfüllt. Dass er in diesem Jahr noch einmal Angebote von Real Madrid oder Manchester City ausschlug, wird die Identifikation mit Schalkes künftigem Zehner nur noch weiter erhöhen: „Julian macht es richtig“, lobt Trainer Jens Keller: „Es tut ihm gut, wenn er noch mindestens ein Jahr bei uns bleibt und bei Schalke als Führungsspieler auftritt.“

Auch Keller (42) passt im Übrigen gut zum Schalker Jugendstil: Vor seiner Beförderung zum Cheftrainer war er für die U17 verantwortlich. Und zwei Talente aus diesem Team hat er sogar jetzt schon für die Profis im Blick: Die beiden Angreifer Tim Bodenröder (17) und Donis Avdijaj (16). Sie kündigen den nächsten Teil der jungen deutschen Welle an, auf der Schalke jetzt surfen will.