Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 will Rechtsverteidiger Rafinha vom FC Bayern München zurückholen. Und der ist auch nicht abgeneigt, wie Schalke-Boss Clemens Tönnies im Interview mit “Sport-Bild“ verriet: “Er würde gern wieder nach Schalke, hier ist seine Familie.“

Da fühlte sich Schalke-Boss Clemens Tönnies wohl: Als Ehrengast prostete er nach dem Champions-League-Sieg des FC Bayern beim Bankett den Bayern zu, freute sich über die Niederlage des Erzrivalen Borussia Dortmund und über einen beträchtlichen finanziellen Nachschlag, den Schalke beim Transfer von Manuel Neuer ausgehandelt hatte. Und dann traf Tönnies auch noch den Ex-Schalker Rafinha.

Im Interview mit Sport-Bild verriet Tönnies, was er vom 27-jährigen Rechtsverteidiger erfuhr: "Er würde gern wieder nach Schalke, hier ist seine Familie." Vor allem mit Jefferson Farfan verbindet Rafinha noch immer ein enges Verhältnis.

Viele Schalker sehnen sich nach der Rückkehr der Stimmungskanone - auch wenn das Verhältnis, wohlwollend ausgedrückt, nicht immer perfekt war. Am 29. August 2009 pfiffen die Fans Rafinha während des Heimspiels gegen Freiburg (0:1) bei jedem Ballkontakt aus. Es hatte sich herumgesprochen, dass er angeblich beim FC Bayern unterschrieben hatte. Das entpuppte sich als Falschmeldung, der Münchener Trainer Louis van Gaal wollte Rafinha nicht. Schalke-Coach Felix Magath schickte Rafinha trotzdem für ein paar Tage nach Brasilien, "um den Kopf freizubekommen und seine Dinge zu regeln".

153 Bundesligaspiele für Schalke in fünf Jahren

Ein Jahr später verließ der zu diesem Zeitpunkt wechselwillige Rafinha die Schalker nach 153 Bundesligaspielen in fünf Jahren - und ein Kommentar von WAZ.de trug die Überschrift "Rafinhas Abgang mit Ansage". Für acht Millionen Euro wechselte Rafinha in die Serie A zum FC Genua, blieb ein Jahr in Italien und zog dann doch zum FC Bayern weiter.

Vom Chaos früherer Schalke-Tage ist nun aber kaum noch die Rede. "Ich glaube nach meinem Treffen mit Rafi, dass er ein Stück weit geläutert ist", sagte Tönnies im Interview. Doch auch wenn Rafinha zurück will - Triple-Sieger FC Bayern müsste zustimmen. Und das wird nicht so leicht. "Rafinha bleibt bei uns", sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge in "Bild" und ergänzte: "Ich weiß, dass Clemens Tönnies ihn gerne haben will. Aber wir wollen jede Position doppelt besetzt haben."

Heißen muss das natürlich nichts. Denn hinter dem gesetzten Philipp Lahm steht bei den Bayern auch noch Jerome Boateng als Rechtsverteidiger bereit. Für die Innenverteidigung holten die Bayern Jan Kirchhoff (Mainz 05) und verlängern wohl den Vertrag von Daniel van Buyten. Rafinha bestritt in der Triple-Saison nur 13 Bundesligaspiele - die meisten davon, als die Saison gelaufen war. Vorher wurde er sechsmal in der Schlussphase eingewechselt. Ändern dürfte sich das unter Pep Guardiola nicht.

Roger Wittmann ist Rafinhas Berater

Doch auch wenn Tönnies auf den aggressiven Rafinha steht: Er will Sportvorstand Horst Heldt nicht vorgreifen. "Ob wir das weiterverfolgen, hängt jedoch allein von den grundsätzlichen Überlegungen unserer sportlichen Abteilung ab", sagte Tönnies. Die Schalker wollen jedoch dringend einen zusätzlichen Rechtsverteidiger verpflichten, denn im Moment steht nur ein gelernter im Kader. Atsuto Uchida spielt nicht konstant genug. Benedikt Höwedes und Marco Höger, die aushelfen, wenn Uchida fehlt oder nicht in Form ist, haben ihre Stärken auf anderen Positionen.

Gut befreundet: Rafinha (r.) und Schalkes Rechtsaußen Jefferson Farfan.
Gut befreundet: Rafinha (r.) und Schalkes Rechtsaußen Jefferson Farfan. © imago

Zu Rafinhas Berater Roger Wittmann pflegt Heldt gute Kontakte. In seiner zweijährigen Amtszeit verpflichtete Heldt bereits drei von Wittmann betreute Spieler (Roman Neustädter, Ciprian Marica, Chinedu Obasi). Auch bei der Vertragsverlängerung mit Julian Draxler saßen Heldt und Wittmann am Verhandlungstisch.

So könnte die Schalke-Elf mit Rafinha aussehen

Hildebrand - Rafinha, Höwedes, Santana, Kolasinac - Jones, Goretzka - Farfan, Draxler, Bastos - Huntelaar.

27 Spieler stehen auf Schalke für die Saison 2013/2014 unter Vertrag 

Tor: Lars Unnerstall (Vertrag bis 2015), Ralf Fährmann (2015), Timo Hildebrand (2014)

Abwehr: Benedikt Höwedes (2017), Felipe Santana (2016), Joel Matip (2016), Kyriakos Papadopoulos (2016), Christian Fuchs (2015), Sead Kolasinac (2015), Atsuto Uchida (2015), Kaan Ayhan (2015). Dazu kommen die Rückkehrer Sergio Escudero (2014) und Tim Hoogland (2014).

Mittelfeld: Julian Draxler (2018), Max Meyer (2017), Jefferson Farfan (2016), Marco Höger (2016), Roman Neustädter (2016), Tranquillo Barnetta (2015), Chinedu Obasi (2015), Jermaine Jones (2014), Michel Bastos (2014). Dazu kommen die Rückkehrer Anthony Annan (2014) und Jose Manuel Jurado (2014).

Sturm: Klaas-Jan Huntelaar (2015), Teemu Pukki (2014). Dazu kommt Rückkehrer Philipp Hofmann (2014).

Trainer: Jens Keller (2015)

Die Schalker Zu- und Abgänge 

Zugänge: Felipe Santana (Borussia Dortmund, 1 Mio Euro)

Aus der eigenen Jugend stößt hinzu: Kaan Ayhan (Vertrag bis 2015)

Diese ausgeliehenen Spieler kehren zurück: Jose Manuel Jurado (Spartak Moskau), Anthony Annan (CA Osasuna), Tim Hoogland (VfB Stuttgart), Sergio Escudero (FC Getafe), Philipp Hofmann (SC Paderborn)

Abgänge: Raffael (war von Dynamo Kiew ausgeliehen), Ibrahim Afellay (war vom FC Barcelona ausgeliehen), Christoph Moritz (FSV Mainz 05, ablösefrei), Ciprian Marica (Ziel unbekannt), Christoph Metzelder (beendet seine Karriere)

Wer kommen könnte: Leon Goretzka (VfL Bochum, 4 Mio Euro), Christian Clemens (1. FC Köln, 3 Mio Euro), Rafinha (FC Bayern)

Wer gehen könnte: Kyriakos Papadopoulos (FC Liverpool), Jose Manuel Jurado (Spartak Moskau)