Bochum/Gelsenkirchen. . Ein Wechsel von Leon Goretzka vom VfL Bochum zum FC Schalke 04 bietet dem jungen Spieler bessere Entwicklungsmöglichkeiten als ein Verbleib in der Zweiten Liga. Noch nie zuvor wurde für einen 18-Jährigen mehr als vier Millionen Euro geboten. Ein Kommentar.

Betroffen, fast beleidigt reagierten die Verantwortlichen des VfL Bochum auf die Nachricht, dass Leon Goretzka den Klub ein Jahr eher als geplant verlassen wird. Aber es ist ja nun nicht so, als ob niemand damit hätte rechnen können.

Sicher, Goretzka selbst hatte erklärt, bis 2014 bleiben zu wollen. Doch wie groß der Transferdruck für das Ausnahmetalent in diesem ersten Profijahr wurde, war doch für jeden erkennbar. Die halbe Fußballwelt war hinter Goretzka her, der - mit 17 in die Saison gestartet - am Ende von allen VfL-Akteuren die meisten Spiele absolviert und sowohl die Doppelbelastung durch Schule und Profifußball bewältigt als auch dem Druck im Abstiegskampf standgehalten hatte.

Liga 2 könnte Stagnation für Goretzka bedeuten

Und wenn nun gesagt wird, dass der Wechsel auf diese ambitionierte Leistungsebene zu diesem frühen Zeitpunkt seiner Entwicklung schade, so kann man dagegen halten, dass eine weitere Spielzeit in einem mittelmäßigen Zweitliga-Team sein Talent nicht unbedingt befördern muss. Die Gefahr der Stagnation wäre nicht gering. Und dass die Schalker mit Talenten sorgsam umzugehen wissen, haben sie im Fall Draxler eindrucksvoll bewiesen.

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Goretzka beschert dem VfL, wenn die kolportierte Zahl von vier Millionen Euro, nicht einbezogen die heutzutage üblichen Boni im Erfolgsfall, stimmt, die höchste Transfereinnahme seiner Geschichte. Es wird auch die höchste je in Deutschland gezahlte Summe für einen 18-Jährigen sein und damit eine Million mehr, als Schalke 2009 zur spendierfreudigen Magath-Zeit für Lewis Holtby an Alemannia Aachen überwiesen hat.

Goretzka-Deal nicht mit Wechseln von Reus und Götze vergleichbar

Wer über andere Transfer-Größenordnungen schwadroniert, sollte mal seine Feinjustierung überprüfen. Ein Marco Reus hat seinerzeit Mönchengladbach zuvor in die Champions League geschossen, ein Mario Götze ist zweifacher Deutscher Meister und A-Nationalspieler - und eben keine 18 mehr.

Deshalb sollte man Goretzka jetzt von offizieller Seite nicht in den Senkel stellen. Er hätte vor einem Jahr keinen Vertrag beim VfL Bochum unterzeichnen müssen.