Gelsenkirchen. Nach dem 4:1-Erfolg gegen den Hamburger SV begann Schalke-Trainer Jens Keller noch nicht zu rechnen. Er erwartet noch drei hammerharte Spiele um Rang vier. Ganz cool stufte Keller die Nachricht ein, dass Stefan Effenberg ein Trainerkandidat sein soll.
Der FC Schalke 04 hat einfach nicht die Muße, die Feste zu feiern, die da fallen: Kaum stand der beeindruckende 4:1 (2:1)-Sieg über Verfolger Hamburger SV fest, der den Königsblauen drei Big Points im Rennen um den Champions-League-Qualifikationsplatz bescherte, da mussten sich die Verantwortlichen schon wieder zu Nebengeräuschen erklären. Vor dem Radiomikrophon von „WDR2 Liga Live“ in den Katakomben gab Julian Draxler das Versprechen ab, in der kommenden Saison nicht das schwarz-gelbe Trikot überzustreifen. Und er war schon traurig, dass man dieses ihm überhaupt zutraute.
Eine Etage höher machten die nächsten Schmauchspuren in der T-Frage ihre Runde: Die vom Boulevard – die mit Armin Veh schon daneben gelegen hatten – schossen ihre nächste Patrone ab, auf deren Hülse der Name Stefan Effenberg eingraviert war. Doch die Beteiligten zeigten nicht einmal Anzeichen von einem Streifschuss.
Schalke-Manager Heldt äußerte sich so viel- wie nichtssagend
Trainer Jens Keller, der eigentlich Fragen zu einem mitreißenden Spiel seiner Mannschaft erwartet hatte, hat offensichtlich den Ruhepuls einer Echse: Ganz cool stufte er auch diese Nachricht ein und setzte den Neuen süffisant auf die Bank neben Armin Veh. Da wird es eng auf dem begehrten Sitzmöbel, denn nach dem 4:1 kann sich auch Keller dort erst noch so richtig breit machen. „Es ist überhaupt noch keine Entscheidung getroffen“, versicherte Horst Heldt, ohne auf den Namen Effenberg eine eindeutige Reaktion zu zeigen. Der Ex-Münchner Mittelfeld-Leader sei ein Mann für die Zukunft in der Liga, sagte er so viel- wie nichtssagend.
Auch interessant
Viel lieber wollte er sich diesmal über die Geschehnisse auf dem Spielfeld äußern, die ja spektakulär genug waren. Hatte er sich die Woche in Frankfurt, „als wir Big Points liegen gelassen haben“, noch seine Spieler auf Tingeltour über Lande vorgestellt, so bekamen sie diesmal ein Pauschallob vom Manager: „Es war durch die Bank eine Klasseleistung. Timo hat viel vereitelt. Raffael und Bastos haben gezeigt, zu was sie fähig sind, und unsere beiden Sechser haben toll zusammengearbeitet. Und mit Klaas konnte man so nicht rechnen, er hat seine Präsenz vom Training mitgenommen ins Spiel.“
Der Vielgelobte, dessen Geilheit aufs Spiel sich in einem Hattrick trefflich widerspiegelte, ging nach der Partie auf seinen Landsmann Rafael van der Vaart zu und nahm ihn kurz tröstend in den Arm. Vermutlich hat er dem HSV-Star ins Ohr geflüstert, dass die Hanseaten in dieser Verfassung auch wirklich nichts in der Champions League zu suchen haben. Natürlich haben die Schalker nach dem frühen 0:1, bei dem Roman Neustädter als Gegenspieler des einköpfenden Marcell Jansen wahrlich nicht gut aussah, in der Folgezeit großen Wirbel entfacht. Aber die fehlende Cleverness der Hanseaten machte es den Schalkern auch leicht, in der Offensive Glanzpunkte zu setzen, so dass man eine Ahnung davon bekam, warum sich die Truppe von Trainer Thorsten Fink in München alle Neune abholte. „Das hat was mit Qualität zu tun. Schalke hat mit Huntelaar einen Torjäger, der das hervorragend macht, da hat man den Unterschied gesehen“, musste auch der HSV-Coach neidlos anerkennen.
Keine finalen Prognosen von Keller
Auch interessant
Aber die Hamburger sind wohl kaum die Gegner um den begehrten Rang vier, und das Polster von drei (Frankfurt) und vier Punkten (Freiburg) verleitet Trainer Jens Keller noch nicht zu finalen Prognosen: „Ich fange auch jetzt nicht an zu rechnen, wir haben noch drei Hammerspiele vor uns, jetzt beginnt schon wieder die Vorbereitung auf das schwere Auswärtsspiel in Mönchengladbach.“
In der T-Frage hat Klaas-Jan Huntelaar allerdings eine interessante Theorie verkündet: „Ich denke, dass es unabhängig vom dritten, vierten, fünften oder sechsten Platz entschieden wird. Aber wichtig ist, dass wir eine gute Mannschaft aufbauen und Jahr für Jahr besser werden.“
Weiß der Hunter mehr? Wenn es wirklich so wäre, dann könnte Manager Horst Heldt allmählich die Katze aus dem Sack lassen.