Gelsenkirchen. Ein Comeback wie erträumt, ein Ergebnis wie gemalt: Rückkehrer Klaas-Jan Huntelaar schoss und köpfte den FC Schalke 04 am Sonntag mit drei Treffern zum 4:1-Erfolg gegen den Hamburger SV und lässt die Königsblauen nach einem Spieltag, an dem die direkte Konkurrenz schwächelte, weiterhin von der Champions League träumen.
Benedikt Höwedes und Sead Kolasinac wollten ihn ganz nach vorne zerren, weil die Fans darauf warteten, den Mann des Tages feiern zu können. Doch Klaas-Jan Huntelaar ließ sich nicht locken, er reihte sich lediglich ein in die Kette der Schalker Spieler, die nach dem Sieg am Sonntag vor der Nordkurve die Welle machte. 4:1 gegen den Hamburger SV, drei Treffer von Klaas-Jan Huntelaar: ein Ergebnis wie gemalt, ein Comeback wie erwünscht. An einem Spieltag, an dem die Konkurrenz schwächelte, festigten die Schalker mit diesem Sieg gegen einen der direkten Rivalen mit drei Punkten Vorsprung Platz vier, der ihnen das Tor zur Champions League öffnen kann.
„Wir konnten uns zwar ein bisschen absetzen, haben aber nur einen kleinen Schritt gemacht“, meinte Trainer Jens Keller, der im Saison-Endspurt „noch drei hammerschwere Spiele“ erwartet. Drei Spiele, die auch für ihn persönlich von höchster Bedeutung sein werden. Auf dem Boulevard wurde am Sonntag wie schon im Winter Stefan Effenberg als möglicher neuer Schalke-Trainer ins Spiel gebracht. Angeblich habe es bereits ein Treffen mit der Klubspitze gegeben, und Effenberg sei nun der Top-Kandidat. Manager Horst Heldt bekräftigte erneut, dass noch keine Entscheidung gefallen sei, und dass es intern eine klare Tendenz gebe, „die sich heute nicht verschlechtert hat“. Soll heißen: Nach wie vor werden auch Jens Keller Chancen eingeräumt – wenn Schalke diese Berg-und-Tal-Saison doch noch mit einer imposanten Gipfelfahrt beenden sollte.
Klaas-Jan Huntelaar meldet sich zurück
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Keller selbst bleibt seit Wochen erstaunlich kühl, die Frage nach seinem angeblichen Nachfolger konterte er clever: „Vielleicht sitzt Stefan Effenberg dann neben Armin Veh. Auch da wurde ja schon berichtet, dass alles klar sei.“ Verlassen kann sich Keller nur auf seinen Fleiß und seine Intuition: Und dafür wurde er am Sonntag belohnt. Weil seine Angreifer eine Woche zuvor bei der 0:1-Niederlage im Abschluss so kreativ waren wie beim Malen nach Zahlen, hatte er sich dafür entschieden, Klaas-Jan Huntelaar nach sieben Wochen Verletzungspause und erst vier Tagen Mannschaftstraining von Beginn an auf den Rasen zu schicken. Eine extrem gewinnbringende Maßnahme.
Nachdem die Schalker in der fünften Minute noch geträumt hatten, als Marcell Jansen die Hamburger per Kopfball in Führung brachte, war es vor allem der Siegeswille des Stürmers, von dem sich alle mitreißen ließen: Zuerst legte Huntelaar den Ball dem mitgespurteten Michel Bastos zum 1:1 in der neunten Minute genau in den Lauf, dann bejubelte er zwölf Minuten später den ersten eigenen Treffer. Er setzte Julian Draxler in Szene, lief dann perfekt in Position und ließ sich bedienen.
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Huntelaar spielte wie aufgedreht, er animierte auch die Teamkollegen zu mutigen und teilweise brillanten Offensiv-Aktionen. Immer wieder suchten sie ihn, und immer wieder fanden sie ihn. Das 3:1 besorgte er in Minute 58 nach Vorarbeit von Raffael mit einem tollen Flugkopfball, beim 4:1 in Minute 66 musste er aber nur noch den Kopf hinhalten, weil HSV-Torwart Rene Adler eine scharfe Flanke von Julian Draxler genau dorthin abgewehrt hatte, wo der niederländische Torjäger gewartet hatte.
Huntelaar lässt Schalke von der Königsklasse träumen
Huntelaar hätte sich an diesem Tag auch ein Glöckchen um das Fußgelenk binden können, die Hamburger hätten dennoch nicht gewusst, wo sie ihn hätten finden und wie sie ihn hätten aufhalten können. „Es war beeindruckend, wie er nach dieser langen Zeit zurückgekommen ist, das war ganz großer Sport“, schwärmte Jens Keller, dem auch das Wort „Weltklassestürmer“ nicht zu groß erschien. Auch Horst Heldt applaudierte: „Damit konnte man nicht rechnen. Klaas-Jan hat die enorme Spielfreude, die er schon im Training gezeigt hat, tatsächlich mitgenommen.“
Der Hochgelobte wollte sich den Lorbeerkranz aber nicht allein aufsetzen, obwohl er es war, an dem sich die anderen am Sonntag hochziehen konnten. „Wir haben gut zusammen gespielt, alle waren gut drauf“, betonte Huntelaar. „Wir brauchen die Mentalität, solche Leistungen im ganzen Jahr zu bringen.“
Das ist wahr, über die Saison gesehen hat Schalke ein Mentalitätsproblem. Ein Problem, das Stefan Effenberg nie hatte.