Gelsenkirchen. . Nach dem 3:0-Sieg über die TSG Hoffenheim scheint die Schalker Krise überwunden, die Königsblauen stehen wieder auf einem Champions-League-Platz. Mit dem Duell bei Werder Bremen beginnen für Schalke nun aber die echten Wochen der Wahrheit.

So ein Typ ist Horst Heldt nicht. Den beinahe legendären Europapokal-Abend vor gut einem Jahr in Enschede ausgenommen. Damals polterte der Manager des FC Schalke 04 nach der 0:1-NIederlage und etlichen Fehlentscheidungen des Schiedsrichters wie Uli Hoeneß in bester FC-Bayern-Jahreshauptversammlung-Manier. Damals hüpfte Heldt wie Rumpelstilzchen ums Feuer von einer Kamera, von einem Mikrofon zum nächsten. Er schimpfte über „diese Pappnasen“, über „dieses Tatsachengeschisse“ sowie über die „Heinis“ in den Fußball-Verbänden UEFA und FIFA, „die in ihren dicken Sesseln sitzen“. Heldts Schlusswort: „Da krieg ich die Krätze.“

Als Rudi Assauer noch Manager des Fußball-Bundesligisten aus Gelsenkirchen war, herrschte des Öfteren Gefahr, dass im Eifer des verbalen Gefechts ein Wort das andere ergab. Doch so ein Typ ist Heldt eben nicht. Eigentlich. Er weiß seine Äußerungen auf den Punkt genau einzusetzen. Manchmal spitzfindig, manchmal schnörkellos.

Heldt duldet keine Nachlässigkeiten mehr

„Wir sind jetzt in einer Phase der Saison, in der man vieles nicht mehr in der Woche danach korrigieren kann“, sagte Heldt also vor dem Auswärtsspiel bei Werder Bremen am heutigen Samstag (15.30 Uhr, live in unserem Ticker). Und - wie berichtet - dass er keine Nachlässigkeiten mehr dulde, die das Saisonziel gefährdeten.

Dieses heißt trotz der Dezember-Depression: Erneute Qualifikation für die Champions League. Der Blick auf die Tabelle sowie auf das Restprogramm der Königsblauen erklärt, warum Heldt seinen Spielern für die meisten Beobachter etwas überraschend vor der Reise an die Weser die Leviten las. Denn obwohl die Schalker elf Punkte weniger aufweisen als vor dem 28. Spieltag der vergangenen Saison, obwohl sie sich Ausrutscher leisteten wie die Niederlagen in Nürnberg und Hoffenheim oder das Unentschieden in Düsseldorf sind sie aktuell Tabellenvierter mit dem Recht zur Teilnahme an der Qualifikation zur Königsklasse. Selbst die mit Platz drei verbundene direkte Teilnahme ist keinesfalls ausgeschlossen. „Wir wissen, dass auf uns noch sieben kleine Endspiele zukommen“, sagte daher Spieler Marco Höger.

Die Konkurrenz lauert auf Ausrutscher der Schalker

Wobei fünf dieser sieben Endspiele durchaus als groß einzuschätzen sind, weil in ihnen direkte Konkurrenten auf die Königsblauen warten. Der Schlüssel zu diesen Wochen der Wahrheit liegt in Bremen.

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Eine Woche später empfangen die Schalker den momentan mit fünf Punkten Vorsprung Tabellendritten Bayer Leverkusen, ehe Duelle gegen Eintracht Frankfurt, Hamburger SV, Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart und den SC Freiburg folgen. Mit Ausnahme der Schwaben sind diese Truppen weitere Europapokal-Aspiranten, die nur maximal vier Punkte hinter den Königsblauen rangieren.

In Bremen zählt nur ein Sieg

„Es darf nicht passieren, dass wir ein Heimspiel gewinnen und jetzt in Bremen nicht alles aus uns herausholen“, forderte vor diesem Hintergrund und zwölf von 15 möglichen Punkten aus den zurückliegenden Ligaspielen auch Schalke-Trainer Jens Keller.

Dass Horst Heldt vor diesem wichtigen Gastspiel bei einem Gegner, der salopp gesagt als Wundertüte mit vielen Schwächen, aber auch einigen Stärken gilt, die Kraft seiner Worte gezielt einsetzt, verwundert kaum. Denn so ein Typ ist der Manager. Wohl wissend, dass alles andere als ein Sieg in Bremen das Rumpelstilzchen in ihm wecken könnte.