Gelsenkirchen. Trainer Jens Keller steuerte die Königsblauen zum 3:0-Sieg gegen Hoffenheim und betrieb damit weiter Werbung in eigener Sache. Ansprüche auf eine Dauerbeschäftigung meldet er aber nicht an. Keller will seinen Job machen und abwarten, was man ihm auf Schalke weiter zutraut.
Zu den Eigenschaften von Jens Keller, die oft unterschätzt werden, gehört auch dessen Schlagfertigkeit. Schalkes Trainer ist dabei zwar nicht unbedingt witzig, aber meistens zielsicher. Er kann gut kontern. Sachlich kann man ihm nur schwer beikommen.
Auch nach dem 3:0-Sieg am Ostersamstag gegen die TSG Hoffenheim ließ sich Keller nicht aufs Glatteis führen. Ein wenig salopp wurde er dazu aufgefordert, angesichts seiner inzwischen doch beachtlichen Bilanz mit Schalke 04 nun auch einmal ein wenig auf den Putz zu hauen. Der Sieg gegen Hoffenheim war immerhin der vierte in den vergangenen fünf Bundesliga-Spielen, damit hat er Schalke aus dem Mittelfeld zurück auf den wichtigen vierten Tabellenplatz geführt. Doch Ansprüche in eigener Sache, die man damit durchaus vortragen könnte, wird man von ihm nie hören. „Meinen Sie, damit käme ich weiter?“, entgegnete Keller nur: „Ich werde meine Linie genauso wie bisher weiterführen.“
Keller wehrt sich entschlossener
Der ehemalige Jugendtrainer will seinen Job machen und dann abwarten, was man ihm auf Schalke weiter zutraut. Mit markigen Sprüchen wird Keller sein Image ohnehin kaum beeinflussen können.
Irgendwie fällt einem in diesem Zusammenhang die Erkenntnis von Berti Vogts ein, die dieser zu seiner Zeit als Bundestrainer gewonnen hatte: „Selbst wenn ich übers Wasser laufen könnte, würden meine Kritiker sagen: Nicht mal schwimmen kann er.“
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Auch Jens Keller hat ausgeprägte Nehmer-Qualitäten, aber inzwischen wehrt er sich entschlossener. Noch am Tag vor dem Spiel gegen Hoffenheim entgegnete er auf Kritik: „Wir sind mit vier Punkten aus zwei Spielen in die Rückrunde gestartet, und ich war das Gesicht der Krise – Respekt, wenn das eine positive Berichterstattung ist.“
Doch selbst seine Kritiker kommen nicht mehr um die Feststellung herum, dass der Fußballlehrer auch vieles gut macht: Gegen Hoffenheim setzte er mit seinen Personalwechseln genau die richtigen Signale, um das zuvor zähe Spiel zu beleben. Der Lohn: Acht Minuten nach dem ersten Wechsel traf Marco Höger zum 1:0 (71.), ehe Kellers Joker Raffael (79.) und Teemu Pukki (83.) das 2:0 und das 3:0 besorgten. „So stellt man sich das als Trainer vor, wenn die neuen Spieler die Impulse setzen“, resümierte er später. In der Halbzeitpause hatte der Trainer zu seinen Spielern noch gesagt: „Geduldig spielen – irgendwann machen wir das Tor.“ Keller war mit seinen Ratschlägen und Entscheidungen, wenn man denn so will, das Gesicht dieses Sieges.
So gut wie Klopp zu Beginn
In einem dezenten Anflug von Eigenwerbung hat der 42-Jährige neulich mal einen interessanten Vergleich bemüht: Auch Jürgen Klopp habe Zeit gebraucht, bis bei der Mannschaft von Borussia Dortmund die Handschrift des heutigen Meistertrainers zu erkennen gewesen sei.
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Falsch liegt er damit nicht: In Klopps erster Saison verpasste der BVB den Europacup, in der zweiten bedurfte es einer langen Anlaufphase, ehe Platz fünf heraussprang – erst danach startete Dortmund unter Klopp richtig durch. Keller hat bisher in der Bundesliga fünf Siege, zwei Unentschieden und drei Niederlagen gesammelt (1,70 Punkte pro Spiel) und liegt damit auf dem Niveau von Klopp in seinem ersten BVB-Jahr (1,73).
Was das für Keller bedeuten mag? Bisher wenig. Außer, dass ihm Schalke „gute Arbeit“ bescheinigt und Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies verkündet: „Jens Keller hat gute Chancen, über das Saisonende hinaus Trainer bei uns zu bleiben.“ Doch versprechen will ihm Schalke noch nichts. Der Wind kann sich zu schnell drehen.