Gelsenkirchen. . Das Traumtor von Neuzugang Michel Bastos zum 1:0 verpuffte bei der blamablen Schalker 1:2-Heimniederlage gegen das Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth. Das Fehlen von Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos schmerzt immer mehr.
Die Durchsage in der 20. Spielminute in der Schalker Arena hätte allen Warnung genug sein müssen: Da wurde der Fahrer eines Pkw aus Hagen gesucht, dessen verwaistes Fahrzeug mit herunter gelassenen Scheiben und laufendem Motor auf dem Parkplatz gesichtet worden war. Sozusagen das Highlight einer ereignisarmen ersten Halbzeit. Denn es warf weiterführende Fragen auf: War der unbekannte Fahrer mit der Einstellung ins Stadion gegangen, die Punkte gegen das Schlusslicht aus Fürth nehmen wir im Vorbeifahren ein? Oder hatte der Mann Vorahnungen, wie diese Partie enden wird und plante er seinen fluchtartigen Abgang? Wir werden es nie erfahren.
Bastos feierte einen fulminanten Einstand
Fest steht, dass sich die rund 60 000 Schalker Fans einen anderen Verlauf dieses Fußballnachmittags vorgestellt hatten. Wenn eine Mannschaft mit der Visitenkarte anreist, 17-mal in der Bundesliga nicht gewonnen zu haben, weckt das schon gewisse Erwartungen.
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Um mit dem Positiven zu beginnen: Neuzugang Michel Bastos feierte einen fulminanten Einstand, wie es Königsblau vielleicht zuletzt zu seligen Emile-Mpenza-Zeiten erlebt hat. In einer unspektakulären ersten Hälfte sorgte der Brasilianer aus Lyon wenigstens mit seiner Leichtfüßigkeit und Unbekümmertheit für Unterhaltung, direkt nach dem Wechsel sorgte er für den Hallo-Wach-Effekt: Sein Schuss in den Winkel war ein Strahl, der sich im weiteren Spielverlauf jedoch als Irrlicht erweisen sollte.
Denn Schalkes Problembereich befindet sich zurzeit eindeutig in der eigenen Spielhälfte. Und es ist auch im Fußball nun mal so: Wenn es hinten zieht, kann es vorne nicht kuschelig warm werden. Denn die Freude über Bastos’ Einstand währte nur sechs Minuten: Bei Nikola Djudjics Flankenlauf über die linke Angriffsseite zeigte Atsuto Uchida im Zweikampfverhalten die berühmte japanische Höflichkeit, und in der Mitte trabte Christian Fuchs dem Torschützen Felix Klaus hinterher. Und da auch Joel Matip in der Innenverteidigung seit Wochen einen äußerst instabilen Eindruck hinterlässt, wiegt der wohl noch längerfristige Ausfall von Kyriakos Papadopoulos immer schwerer. Und manch einer stellt sich die Frage, ob ein Routinier wie Christoph Metzelder oder der talentierte Sead Kolasinac im Verbund mit Benedikt Höwedes nicht das bessere Duo bilden würden.
Pfeifkonzert bei der Auswechselung des beliebten Eigengewächses Julian Draxler
Wie fragil das Schalker Selbstbewusstsein momentan auch daheim ist, zeigte sich in der Folgezeit, in der der Tabellenletzte das Spiel tatsächlich zum offenen Schlagabtausch gestalten konnte. Und das zunehmend unzufriedener reagierende zahlende Publikum suchte sich ein Ventil und fand es in der Auswechselung des beliebten Eigengewächses Julian Draxler gegen den zweiten Winter-Neuzugang, Raffael, nach 67 Minuten, was von einem heftigen Pfeifkonzert begleitet wurde.
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Das „fehlende Quäntchen Glück“, dass der unglücklich agierende Trainer Jens Keller hinterher beklagte, konnte er auch für seine eigene Auswechselung in Anspruch nehmen. Hätten die zwei strammen Schussversuche Raffaels – einer davon landete nach 82 Minuten sogar am Pfosten – gesessen, hätte Keller sich in Triumphpose werfen und auf sein glückliches Händchen verweisen dürfen.
So blieb es dem Sieger Mike Büskens vorbehalten, mit Stolz auf seine leidenschaftlich kämpfende Mannschaft zu verweisen, die „ihr Herz in beide Hände“ genommen und mutig nach vorne gespielt hatte. Und das bis zur letzten Sekunde, bis Djurdjics Kopfball-Bogenlampe aus Abseitsposition alle Schalker ins Herz traf.
Die Spieler unternahmen erst gar nicht den Versuch, die Blamage in der Fankurve zu erklären, die Pfiffe waren auch nicht gerade einladend. Benedikt Höwedes, der sich noch am nächsten herantraute, meinte hinterher zerknirscht: „Wir haben fünf oder sechs hundertprozentige Möglichkeiten, aber zur Zeit gehen sie nicht rein.“ Und das ist selbst gegen das Schlusslicht fatal.
Schalke unterliegt Fürth