Essen. Ein dauerhafter Konflikt zwischen Mannschaft und Fans ist das Letzte, was sich Schalke in Krisenzeiten erlauben kann. Wer sich wie Jermaine Jones darüber wundert, wie beliebt ein Gerald Asamoah immer noch auf Schalke ist, sollte sich fragen, warum das so ist. Ein Kommentar.

Ein, zwei Zentimeter hatten gefehlt, und die Geschichte dieses Spiels wäre nicht die sich dramatisch verschärfende Krise von Schalke 04 gewesen. Sondern der Einstand der beiden Schalker Wintereinkäufe. Michel Bastos hatte sein Traumtor zum 1:0 bereits erzielt, als Raffael kurz vor dem Abpfiff beim Stand von 1:1 mit seinem Schuss den linken Pfosten des Fürther Tores traf. Das Ende ist bekannt. Es sorgte dafür, dass wieder einmal der Spruch die Runde machte, S04 stehe am Scheideweg. Eine Einschätzung, die unterstellt, es könne immer noch in verschiedene Richtungen gehen. Tröste sich aber niemand damit, dass es nicht mehr schlechter werden kann. Die Erfahrung lehrt (Achtung, Kalauer!): Schlimmer geht immer.

Im Sinne einer erfolgversprechenden Fehler-Analyse kann das Pech, das diesmal im Spiel war, sogar hilfreich sein. Hätte doch ein 2:1-Sieg die Defizite wohl zumindest teilweise kaschiert. Will Schalke aber die Kurve kriegen, muss schonungslos hinterfragt werden, wieso eine Mannschaft, die Ende Oktober noch für den besten Saisonstar seit 41 Jahren gefeiert wurde, derart abbauen konnte.

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Was die Ursachenforschung kompliziert: Die Spieler, an denen die Talfahrt festgemacht wird, standen auch in der erfolgreichen Phase auf dem Platz, der Manager war derselbe wie heute. Und der Trainer ist nach dem alarmierenden Leistungsabfall schon ausgewechselt worden. Die gleichwohl inzwischen massiven Zweifel auf Schalke, dass Stevens-Nachfolger Jens Keller bis zum Saisonende bleibt, konnte auch Horst Heldts Aussage „Wir haben nichts anderes vor“ nicht ausräumen.

Asamoah ist beliebter als jeder aktuelle Spieler

Als Begründung nannte Heldt, der dem früheren Jugendtrainer das Vertrauen geschenkt hatte, er könne sich „ja nicht selbst belügen“. Freilich sollte er sich auch nichts vormachen, was die Einstellung mancher Spieler betrifft, allen voran deren Fähigkeit zur Selbstkritik.

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Jermaine Jones etwa übte sich – gemäß dem Thomas-Berthold-Motto „Ich und arrogant? Dass ich nicht lache“ – zum wiederholten Mal in plumper Publikumsbeschimpfung. „Die Stimmung“, so der Mittelfeldspieler, „ist hier seit Jahren nonstop im Keller, hier kannst du nicht arbeiten.“ Gutes Geld verdienen, schon, möchte man ihm zurufen. Ein gewisser Giovanni Trapattoni würde sagen: „Was erlauben Jones?“ Sich mit den eigenen Fans anzulegen, ist definitiv immer der falsche Weg, mag manche Befindlichkeit auch nachvollziehbar sein.

Statt den Anhängern vorzuwerfen, Spieler „kaputt zu machen“, täte der nur noch peinliche Herr Jones gut daran, darüber nachzudenken, warum ein Gerald Asamoah auf Schalke heute immer noch beliebter ist als jeder aktuelle Spieler. Es wäre ein guter Ansatz.