Gelsenkirchen. Nach der Auswechslung von Julian Draxler musste sich Schalke-Trainer Jens Keller im Spiel gegen Greuther Fürth Pfiffe anhören. Nach der 1:2-Niederlage steht Keller in der Kritik. „Ich kann nichts für die Skepsis, die mir entgegengebracht wird“, sagte er etwas resigniert.

Da pfiffen die Schalke-Fans: Sie konnten die Auswechslung von Julian Draxler (Mitte) nicht nachvollziehen.
Da pfiffen die Schalke-Fans: Sie konnten die Auswechslung von Julian Draxler (Mitte) nicht nachvollziehen. © imago

Sie pfiffen. So laut sie konnten. Viele Schalke-Fans sprangen sogar auf - und winkten dann ab. Schalke-Trainer Jens Keller wechselte in der 67. Minute tatsächlich Julian Draxler aus und brachte Raffael. 1:1 stand es zwischen den Königsblauen und Schlusslicht SpVgg Greuther Fürth. Kurz zuvor hatte Klaas-Jan Huntelaar eine Riesenchance vergeben, Schalke drückte. Und dann musste der Spielmacher raus? Kellers Taktik ging schief. Schalke blamierte sich und verlor 1:2, Keller steht nach nur vier Pflichtspielen stark in der Kritik und Manager Horst Heldt wird schon nach "Plan B" - sprich: Trainerwechsel Nummer zwei in dieser Saison - gefragt. Denn die Aufgaben werden nicht leichter. Schalke spielt nun dreimal in Folge auswärts - in der Bundesliga in München (9. Februar) und Mainz (16. Februar) und dann in der Champions League in Istanbul (20. Februar).

Heldt ging unmittelbar vor der Winterpause das Risiko ein und beförderte den B-Jugendtrainer als Nachfolger von Huub Stevens zum Chefcoach der Profis. Ein umstrittener Schritt - und bis jetzt kein erfolgreicher. Auch Keller konnte die Schalker Talfahrt nicht stoppen. Im DFB-Pokal scheiterten die Schalker an Mainz 05 (1:2), in der Vorbereitung leisteten sie sich gegen den FC Bayern München ein peinliches 0:5 und spielten zuletzt in Augsburg (0:0) und nun gegen Fürth schwach - gegen zwei Abstiegskandidaten. Einziges Highlight unter Keller war das 5:4-Spektakel gegen Hannover 96. Gegen die zweitschwächste Auswärtsmannschaft gelang Schalke der einzige Sieg in den vergangenen neun Bundesligaspielen. Seit sechs Wochen amtiert Keller als Cheftrainer. Es geht nicht vorwärts.

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Muss Schalke deshalb über den nächsten Trainerwechsel nachdenken? Heldt verneint: „Die Arbeit von Jens ist gut, auch wenn das Ergebnis heute katastrophal ist. Ich versuche, aus einer Überzeugung zu handeln und mich nicht selbst zu belügen, um Situationen aus dem Weg zu gehen. Jens hat sicherlich nicht in der entscheidenden Phase des Spiels gesagt, dass man fahrlässig verteidigen soll. Ich weiß, was er zur Mannschaft gesagt hat.“ Von den Spielern gibt es Unterstützung. Zum Beispiel von Jermaine Jones: „Ich bin sechs Jahre auf Schalke. Jeder Trainer, der in dieser Zeit hier war, wurde von Anfang an kritisiert - egal ob es Slomka war, Büskens, Rutten oder jetzt Jens. Es ist immer wieder so. Schade.“ Keller selbst will leidenschaftlich weiterarbeiten. „Ich kann nichts für die Skepsis, die mir entgegengebracht wird", sagte er etwas resigniert. Erneut wirkte er in der Analyse etwas hölzern. Wieder betonte er, dass die Mannschaft "intakt" sei. Doch genau das ist sie anscheinend nicht, sonst hätte sie seit Anfang November besser und erfolgreicher gespielt.

Heldt und Höwedes unterstützen den Trainer

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Keller ist umstritten - und dann fehlt ihm auch noch das Glück. Zum Beispiel bei der kritisierten Draxler-Auswechslung. „Raffael hat extrem gut trainiert", erklärte Keller. "Ich wollte einen Spieler bringen, der Torgefahr ausstrahlt. Raffael hatte auch zwei Chancen. Macht er ein Tor, wäre alles richtig gewesen.“ Genauso erklärte das auch Heldt: „Wenn der Pfostenschuss von Raffael reingeht, sagen wir, dass der Trainer die richtige Entscheidung getroffen hat. Jetzt haben wir verloren.“ Zustimmung gab's auch von Kapitän Benedikt Höwedes: „Der Trainer hat sich was dabei gedacht. Raffael hatte zwei Riesenmöglichkeiten, um das Spiel zu entscheiden. Hätte er ein Tor gemacht, hätten alle gesagt, dass der Trainer alles richtig gemacht hat. Darum verstehe ich die Diskussion jetzt nicht.“

Doch trotz dieser gut gemeinten Sätze verließ Keller sofort nach der Pressekonferenz den Presseraum. Nur einer blieb stehen: Fürths Trainer Mike Büskens. Der diskutierte, scherzte, begrüßte alte Freunde. Büskens' Vertrag in Fürth läuft am Saisonende aus. Er ist als Keller-Nachfolger im Gespräch.