Augsburg. „Ich weiß gar nicht, wann ich das zum letzten Mal geschafft habe...“, sagte Schalke-Torwart Timo Hildebrand nach dem 0:0 in Augsburg, das den Königsblauen aber kaum hilft. Denn eigentlich hatte sich Schalke ja drei Punkte zum Ziel gesetzt, um die Aufholjagd in Richtung Champions League richtig voranzutreiben.
Timo Hildebrand hatte ein schönes Wochenende. Ein Aspekt war die private Seite: Schalkes Torwart durfte am Samstagabend direkt von Augsburg aus nach Stuttgart zu Frau und Kind fahren – den Umweg über Gelsenkirchen hatte ihm Trainer Jens Keller erlassen. Der andere Aspekt war beruflicher Natur: Hildebrand hatte beim Schalker 0:0 in Augsburg einen guten Tag erwischt und tatsächlich die Torflut der vergangenen Wochen aufgehalten – so, wie es sich Schalke von ihm erhofft hatte. Der Torwart war somit der einzige Spieler, der mit der Reise nach Augsburg einigermaßen zufrieden sein konnte. Denn eigentlich hatte sich Schalke ja drei Punkte zum Ziel gesetzt, um die Aufholjagd in Richtung Champions League richtig voranzutreiben.
Auch interessant
Es war nicht so, dass Hildebrand den Schalkern den einen Punkt im Alleingang gerettet hätte: Einmal, in der 69. Minute, benötigte er bei einem Pfostenschuss des früheren Esseners Sascha Mölders auch das Glück, das er in den vergangenen Wochen nicht hatte. Und außerdem hatte auch Schalke seine Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden. Vor der Pause zweimal durch Klaas-Jan Huntelaar (37., 42.), nach dem Wechsel durch Julian Draxler (55.), Lewis Holtby (58.) und Jefferson Farfán (59.). Doch unterm Strich konnte Schalke wieder nicht die Dominanz ausüben, die gegen eine Mannschaft wie Augsburg eigentlich der Anspruch eines Champions-League-Achtelfinalisten sein muss. „Wir haben es nicht verstanden, in der ersten Hälfte richtig dagegenzuhalten. Wir wollten früher den Ball gewinnen, um unsere Stürmer besser in Position zu bringen“, kritisierte auch Trainer Jens Keller. Sein Fazit: „Zufrieden kann man nicht sein, aber nach dem Spielverlauf müssen wir damit leben.“
Wenigstens hatte Schalke eine Reihe von Erklärungen, warum es nicht nach Wunsch gelaufen war. Gerne genommen wurde der Rasen in der Augsburger Arena, der tatsächlich einem Kartoffelacker glich – „da war es nicht einfach, unser Kurzpassspiel durchzusetzen“, entschuldigte sich Julian Draxler. Außerdem, fand Manager Horst Heldt, seien die Augsburger ohnehin seit jeher ein unbequemer Gegner: „Die haben das gut gemacht, mit taktischen Fouls unseren Spielfluss zu unterbinden.“ Und so hatte sich ein reines „Kampfspiel“ (Klaas-Jan Huntelaar) entwickelt, in dem die Schalker ihre vermeintliche spielerische Überlegenheit nicht zur Geltung brachten. „Und wenn es nicht geht, dann musst du versuchen, zu null zu spielen – und das haben wir geschafft“, erklärte Huntelaar. Womit dann auch wieder Timo Hildebrand ins Spiel kommt.
Christian Fuchs läuft hinterher
Der Schlussmann war sichtlich erleichtert, dass er der Mannschaft endlich einmal entscheidend helfen konnte – in den vergangenen Wochen hatte er das nicht geschafft, was zum Teil ja auch daran gelegen hatte, dass ihm die Bälle bisweilen nur so um die Ohren geflogen waren. Diesmal geriet Schalke nur über die von Christian Fuchs besetzte linke Abwehrseite einige Male ins Schwimmen; ansonsten stand die Defensive konzentrierter, und was trotzdem durchkam, fing Hildebrand ab. „Wir haben das gesamte Spiel über gut verteidigt und endlich mal zu null gespielt“, lobte der Torwart – und sagte mit einem Lächeln: „Ich weiß gar nicht, wann ich das zum letzten Mal geschafft habe...“ Die Statistik zeigt: In der Bundesliga hielt Schalke das letzte Mal Ende Oktober gegen Nürnberg die Null (1:0) – aber da stand noch Lars Unnerstall zwischen den Pfosten.
Auch interessant
Bleibt die Frage, was Schalke dieser eine, eher magere Punkt in Augsburg bringt. „Man muss immer das Gesamte sehen“, mahnt Timo Hildebrand: „Zum Ende der Hinrunde haben wir gar nichts mehr geholt, und jetzt haben wir in zwei Spielen vier Punkte gemacht und zweimal nicht verloren.“ Das könnte man als Basis für eine Trendwende anführen, aber die Mannschaft hat auch in Augsburg noch nicht den Eindruck hinterlassen, als würde sie in den kommenden Wochen zu einer nachhaltigen Siegesserie ansetzen können. Und so war es wohl mehr ein Wunsch und weniger eine feste Überzeugung, als Hildebrand sagte: „Vielleicht ist dieser eine Punkt am Ende Gold wert.“
Vielleicht – und ein schönes Wochenende für den Torwart.