Gelsenkirchen. Lewis Holtby wird seinen Vertrag auf Schalke nicht verlängern und wahrscheinlich zu Tottenham Hotspur wechseln. Das Beispiel Marko Marin schreckt offenbar nicht ab. Die Schalker Fans reagieren wegen der monatelangen Hinhalte-Taktik sauer.

In den Internetforen, die sich mit Themen rund um Schalke 04 beschäftigen, ist Lewis Holtby in den vergangenen Tagen häufig mit Marko Marin verglichen worden. Marin galt vor einiger Zeit als kommender Star im deutschen Fußball: Mit 19 Jahren bestritt er für Borussia Mönchengladbach sein erstes von insgesamt 16 Länderspielen, mit 20 folgte der Wechsel zu Werder Bremen, von dem sich seine Berater einen großen Karrieresprung versprachen.

Im vergangenen Sommer wechselte Marin, mittlerweile 23, tatsächlich zum Champions-League-Sieger FC Chelsea, wo er aber spürt, wie hart die Ersatzbänke in England sein können: In der Hinrunde kam das einst große Talent in der Premier League nur zweimal zum Einsatz.

Beispiel Marko Marin schreckt offenbar nicht ab

Was das alles mit Lewis Holtby zu tun hat? Nun ja. Viele Fans auf Schalke glauben, dass es Holtby (22) ähnlich ergehen könnte.

Am Freitagmittag bestätigte Schalke in einer Mitteilung das, was diese Zeitung bereits am Donnerstag angekündigt hatte: Nämlich, dass sich die Wege von Schalke 04 und Lewis Holtby im Sommer trennen werden. Der Spieler habe das Schalker Angebot zur Verlängerung seines auslaufenden Vertrages abgelehnt – „eine persönliche Entscheidung, die wir respektieren“, erklärte Manager Horst Heldt nicht ohne Bedauern.

Wohin Holtby wechseln wird, konnte Schalke nicht vermelden – dies ist nach den Regeln der Branche eine Sache des aufnehmenden Vereins. Bayern München wird dies nicht sein: Der Gedanke aus München, den Jung-Nationalspieler unter Vertrag zu nehmen, um ihn dann direkt an einen anderen Klub zu verleihen, war selbst der Holtby-Seite zu verwegen. Der 22-Jährige wird im kommenden Jahr in England spielen. Man hört, dass Tottenham Hotspur gute Chancen haben soll, aber offiziell bestätigt ist dies noch nicht. Andere Quellen sprechen auch vom FC Liverpool.

Persönliche Entscheidung respektieren

Schalke hat jedenfalls, wie Horst Heldt im Gespräch mit dieser Zeitung betonte, noch keine Anfrage für Holtby vorliegen. Eine solche wäre freilich auch nur dann nötig, wenn der neue Verein den Spieler bereits im Winter verpflichten wollte – dann gegen Zahlung einer Ablösesumme in Millionenhöhe. Doch bisher stellt sich für Heldt diese Frage nicht: „Uns wurde gesagt, dass Lewis seinen Vertrag bis zum Sommer erfüllen möchte.“

Doch da Holtby bei den Fans aufgrund seiner monatelangen Hinhalte-Taktik ohnehin nicht mehr gut gelitten ist, könnte in die Sache noch Dynamik kommen und ein Winter-Wechsel akut werden. Dann würde sich Schalke auch kurzfristig mit einem Nachfolger beschäftigen, doch derzeit scheint es utopisch, dass dies der bei Inter Mailand nicht mehr gut gelittene Wesley Sneijder sein könnte.

In guten Zeiten ein Typ Draufgänger

Für Lewis Holtby, in guten Zeiten ein Typ Draufgänger, erfüllt sich mit dem Wechsel auf die Insel ein Traum: Sein Vater Chris, ein Falkland-Veteran und später in Mönchengladbach stationiert, ist Engländer – und der Sohn teilt die Leidenschaft fürs Land: „Ich liebe England“, sagte Holtby, als er mit Schalke in der Champions League beim FC Arsenal spielen durfte. Doch ob der Mittelfeldspieler gut beraten ist, schon in so jungen Jahren in die Premier League zu wechseln, ist eine Frage, die sich erst mit der Zeit beantworten lassen wird. Noch gilt die Karriere von Marko Marin als warnendes Beispiel.