Gelsenkirchen. . Keine Zeit für Sentimentalitäten: Huub Stevens konnte seinen Geburtstag kaum genießen. Der Trainer muss Schalke am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach zurück in die Spur bringen – vielleicht mit einem neuen Torwart.

Auf Geburtstage nimmt der Bundesliga-Terminkalender wenig Rücksicht. Huub Stevens wurde am Donnerstag 59, die Feier des Trainers des FC Schalke 04 begrenzte sich auf ein gemütliches Gläschen Wein mit der Familie am späten Abend. Um sieben Uhr hatte der Arbeitstag begonnen, und Stevens, der Pflichtbewusste, wäre nie auf die Idee gekommen, auch nur eine Minute der Dienstzeit in Freizeit zu verwandeln. Schalke 04 ist in unruhiges Gewässer geraten, also versucht der Steuermann, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Er pustet die Kerzen auf der großen Torte aus, die ihm der Verein geschenkt hat, und ignoriert sie danach. Es gibt Wichtigeres.

Zum Beispiel die Frage, mit welchem Personal er das richtungweisende Heimspiel am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) bestreiten will. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den Gesundheitszustand der angeschlagenen Profis. Es geht auch um mögliche Alternativen zu den gesunden.

Aktuell hat sich Kyriakos Papadopoulos zu den medizinischen Sorgenfällen gesellt, der Grieche musste das Training am Donnerstag wegen Kniebeschwerden abbrechen. Ibrahim Afellay, Marco Höger und Christoph Moritz sind im Aufbautraining und lassen Fortschritte erkennen – es sei aber noch nicht verlässlich darüber zu urteilen, ob sie am Samstag zum Aufgebot gehören können.

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Nach dem enttäuschenden 1:3 am Dienstag beim Hamburger SV und dem bedenklichen Rückfall auf Platz vier sind zunehmend Spieler in die Kritik geraten, die zum Stamm zählen. Schon in Hamburg hatte Huub Stevens die überstrapazierten Jungprofis Lewis Holtby und Julian Draxler durch Teemu Pukki und Chinedu Obasi ersetzt – mit mäßigem Erfolg. Während Pukki immerhin nicht enttäuschte, ging Obasi im Strudel der Niederlage unter. Diese Niederlage wäre vielleicht zu vermeiden gewesen, wenn Klaas-Jan Huntelaar seine Top-Chance zur Führung nicht liegen gelassen hätte. Oder wenn Lars Unnerstall seine Hände gegen den Flatterball gebracht hätte, der dann zum Rückstand führte. Individuelle Fehler, die sich bei den Schalkern in den vergangenen Wochen gehäuft haben.

Einzelkritik findet nur hinter verschlossenen Türen statt, nach außen beschwören die Verantwortlichen den Zusammenhalt. „Wir stellen keine einzelnen Leute an den Pranger, wir sind eine Einheit“, bekräftigt Manager Horst Heldt, und Huub Stevens gibt dem von den Fans besonders kritisch beurteilten Lars Unnerstall öffentlichen Rückhalt, indem er den Kreis der zu Scheltenden erweitert: „Wir hatten vor dem 1:0 für Hamburg in zehn Sekunden drei Ballverluste. Dass daraus ein freier Schuss entsteht, das wünschte ich mir mal für uns.“

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Diskussionen um Unnerstall

Stevens muss die richtige Balance finden, um die Spieler wieder anschieben zu können. „Wenn es gut läuft, kannst du als Trainer kritischer sein“, erklärt er. „Wenn es nicht so gut läuft, musst du den Jungs Vertrauen schenken.“ Doch wird er es sich noch lange leisten können, dem jungen Unnerstall Zeit zur Entwicklung zu geben? Das Profigeschäft ist unsentimental, ein Teil der Schalker Fans hat den Torwart auf dem Kieker. Die Leute murren und pfeifen – das mag man schädlich und schändlich finden, aber man kann es nicht ignorieren. Der Frage, ob Unnerstall mental stark genug für Samstag sei, weicht Stevens aus: „Das weiß ich nicht. Ich habe mit ihm noch nicht darüber gesprochen.“ Das müsste er auch nicht, falls er sich nun doch zu einem Wechsel durchringen sollte. Timo Hildebrand steht bereit, Stevens sagt, er flüchte nicht vor einer Entscheidung. Soll heißen: auch nicht vor einer unangenehmen.

Ein anderes Problem, die zuletzt auffallend schlechte Beschaffenheit des Rasens in der Arena, kann der Trainer definitiv nicht lösen. Horst Heldt aber will den Spielern kein Alibi liefern, der Manager erinnert an Hamburg: „Da lag ein toller neuer Rasen, der sehr gut bespielbar war...“