Gelsenkirchen. Schalkes Trainer Huub Stevens lässt sich in der Torwart-Frage offenbar in die Defensive drängen. Stevens verteidigt vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag zwar den umstrittenen Lars Unnerstall, gibt ihm aber keine Einsatzgarantie.
Mit einem Satz hat es Schalke-Trainer Huub Stevens in die Geschichtsbücher der Fußball-Bundesliga geschafft: „Die Null muss stehen.“ Am Donnerstag wich er etwas davon ab. „Noch steht die Fünf“, sagte er und lachte. Vor Stevens stand im Presseraum in der Arena eine Torte. Seinen 59. Geburtstag konnte Stevens nur wenig genießen. Zu viel läuft im Moment schief. In den vergangenen fünf Spielen holten die Königsblauen nur vier Punkte und um einige Spieler gibt es Diskussionen – vor allem um Lars Unnerstall (22).
Um den umstrittenen Torwart ging es überwiegend in der Abschluss-Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Die Vorwürfe: Unnerstall ist zu schwach mit dem Ball am Fuß, hält keine „Unhaltbaren“ und verschuldet selbst einige Gegentore. Zum Beispiel sah der Keeper bei der 1:3-Niederlage in Hamburg am Dienstag etwas unglücklich aus, als er Maximilian Beisters Schuss zum 0:1 passieren ließ. Nicht der erste Patzer in dieser Saison – und genau deshalb pfeifen einige Schalke-Fans Unnerstall regelmäßig aus.
Stevens: "Nur ein kleiner Teil pfeift"
Das weiß auch Stevens, auch wenn er sagt: „Ich glaube nicht, dass es ein Großteil der Fans ist. Es ist ein kleiner Teil. Der Großteil der Fans erkennt die Leistung der Mannschaft an. Das sind Schalker. Die sind nicht gegen Schalke. Ich kann mich an einen linken Verteidiger erinnern – Nico van Kerckhoven. Was wurde der am Anfang ausgepfiffen. Später war er der Liebling.“
Doch trotz dieses Vergleichs lässt sich Stevens in der Torwart-Frage in die Defensive drängen. Er verteidigt Unnerstall, gibt ihm aber keine Einsatzgarantie für das Spiel am Samstag. Er klagt die gesamte Abwehr an, nimmt seinen Torwart aber nicht gänzlich in Schutz – zum Beispiel, wenn es um das Beister-Tor geht.
„Ich schaue mir die ganze Situation an. Vorher haben wir innerhalb von zehn Sekunden dreimal den Ball verloren. Ich möchte auch mal, dass einige von uns so frei zum Schuss kommen“, sagt Stevens. Hätte Unnerstall das Tor trotzdem verhindern können? Da greift Manager Horst Heldt ein: „Da gibt es geteilte Meinungen.“
Timo Hildebrand könnte im Tor stehen
Auch deshalb werden die Schalker am Samstag skeptisch sein, sollte sich Stevens erneut für Unnerstall entscheiden. Es ist durchaus möglich, dass sich der unerfahrene Torwart davon beeindrucken lässt. „Das weiß ich nicht“, sagt Stevens nur. „Ich habe nicht mit ihm darüber gesprochen.“ Heldt ergänzt: „Wir akzeptieren jede Analyse von außen. Wir werden aber nicht einzelne Leute an den Pranger stellen. Fehler passieren andere Mannschaften auch.“ Aber eben auch Unnerstall. Deshalb könnte es sein, dass Stevens am Samstag Timo Hildebrand das Vertrauen schenkt. „Am Samstag muss ich eine Entscheidung treffen. Ich flüchte nicht davor“, sagt er.
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Nur vor dem Geburtstagskuchen lief Stevens davon – aber nicht, um zu Hause zu feiern. „Ich war um 7 Uhr hier und werde hier noch einige Stunden verbringen. Die Arbeit ist nicht getan. Wenn ich zu Hause bin, gibt es hier und da noch ein Telefonat – zum Beispiel mit den Ärzten“, erklärt Stevens.
Erst ganz am Schluss will er mit seiner Familie anstoßen. Ein guter Wein soll’s sein. Dann geht’s ein paar Minuten lang nicht um den Torwart.