Leverkusen. Mit 0:2 hat Schalke 04 die Auswärtspartie bei Bayer Leverkusen verloren - und war damit noch gut bedient. Leverkusen vergab zahlreiche Chancen, die Königsblauen dagegen enttäuschten auf ganzer Linie, hatten in der zweiten Halbzeit keine Torchance mehr - und verloren Papadopoulos mit Platzverweis.

Falls jemand auf Schalke nach dem Unentschieden des FC Bayern davon geträumt haben sollte, näher an den Tabellenführer aus München heranrücken zu können, dann musste er erschrecken, als er wach wurde: Denn das, was sich der FC Schalke 04 am Samstagabend bei Bayer Leverkusen zusammenspielte, war einer Spitzenmannschaft nicht würdig. Leverkusen siegte verdient mit 2:0, Schalke bekam überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel. Zu viele Fehlpässe, zu viel Unordnung, kein Durchsetzungsvermögen – und zu allem Überflüss gab es auch noch einen heftigen Krach zwischen Trainer Huub Stevens und dem von ihm ausgewechselten Jefferson Farfan.

Schalke bleibt also ein Lieblingsgast für Leverkusen: Bayer gelang der 17. Heimsieg über die diesmal in Weiß spielenden Königsblauen – bei sechs Unentschieden und sechs Leverkusener Niederlagen.

Vor dem Spiel hatte Bayer Leverkusen einem Schalker Profi Blumen überreicht: Sportdirektor Rudi Völler und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser bedankten sich bei Tranquillo Barnetta, der bei seinem neuen Klub noch nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus gekommen ist, für die sieben Jahre, in denen er für die Werkself gespielt hatte. Die Bayer-Fans applaudierten dazu und riefen den Namen des Schweizers – so geht es also auch.

Schon die Versuche eines Spielaufbaus misslangen oft

Schalke wirkte anfangs schwerfällig, Bayer hingegen war gleich zu Beginn im Spiel. In der zweiten Minute musste Lars Unnerstall den Ball mit dem Fuß aus der Gefahrenzone schlagen, doch die Kugel kam bei Stefan Kießling an, der über die Zwischenstation Andre Schürrle erneut in Szene gesetzt wurde: Doch der Kopfball des Leverkusener Angreifers rauschte über den Kasten.

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Den verunsicherten Schalkern missglückten häufig schon die Versuche eines Spielaufbaus. Innenverteidiger Joel Matip, aber auch die beiden Sechser Roman Neustädter und Jermaine Jones spielten jeweils mehrmals Fehlpässe. Kein Wunder, dass es noch einmal richtig ernst wurde im Schalker Strafraum: In der 13. Minute tanzte Stefan Kießling den indisponierten Kyriakos Papadopoulos aus – der Schuss des Stürmers flog jedoch am langen Eck vorbei.

Lange Zeit lief spielerisch nichts

Wie vor einer Woche beim mühevoll erkämpften 2:1-Sieg gegen Werder Bremen lief bei den Schalkern lange Zeit spielerisch nahezu nichts. Erst nach gut 20 Minuten ergriffen sie erstmals die Initiative. Und wenn überhaupt mal etwas ging, dann über die Außen: Der ebenso einfallsreiche wie quirlige Julian Draxler und der schnelle Jefferson Farfan waren die aktivsten Schalker. Dennoch kam Torwart Bernd Leno meistens nicht in Bedrängnis: Wiederholt pflückte er Flanken locker herunter. Erst in der 27. Minute wurde er zum ersten Male gefordert. Jefferson Farfan passte flach in den Strafraum, Julian Draxler nahm den Ball mit und spitzelte ihn aufs Tor. Leno blockte den Ball ab, der vor ihm stehende Lewis Holtby passte wieder zurück auf Draxler, und der scheiterte erneut an dem Leverkusener Keeper.

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Weil sich Schalke weiterhin zu viele Fehlpässe erlaubte, kam Leverkusen wiederholt zu guten Kontergelegenheiten. Als Andre Schürrle flach schoss, war Lars Unnerstall schnell genug unten. Doch in der 45. Minute, genau vor der Halbzeitpause, hatte Schalkes Torwart dann doch das Nachsehen: Klaas-Jan Huntelaar, der bis dahin nicht bedient wurde, verlor vor den Ball, Andre Schürrle zog über links los, der Nationalspieler lief zuerst an Kyriakos Papadopoulos vorbei und kurvte dann nach innen, wo ihm Joel Matip erschreckend teilnahmslos begegnete: Also zog Schürrle einfach mal ab, und der Ball passte perfekt in den Winkel. 1:0 für Leverkusen – das war die späte Quittung für die enttäuschende Schalker Leistung in der ersten Hälfte.

Dieser Treffer zum passenden Zeitpunkt spielte den Leverkusenern natürlich in die Karten. Denn das schnelle Umschalten ist eine ihrer größten Stärken – Schalke musste kommen, Bayer konnte kontern. Ideal für die Angreifer Andre Schürrle und Stefan Kießling.

Barnetta kam gegen die alten Kollegen von der Bank

Nach einer Stunde brachte Huub Stevens Tranquillo Barnetta ins Spiel gegen seine früheren Mannschaftskollegen, der Schweizer ersetzte den lediglich läuferisch fleißigen, aber wirkungslosen Lewis Holtby als Offensivzentrale im Mittelfeld. Der Schweizer war kaum auf dem Feld, da hätte Leverkusen die Führung beinahe ausgebaut: Lars Bender zog trocken ab, der Ball klatschte zum Glück für die Schalker gegen den Pfosten.

Sieben Minuten später rettete Lars Unnerstall zunächst reaktionsschnell gegen Andre Schürrle, doch kurz danach wurde Schalkes Torwart dann doch überwunden, denn seine Hintermannschaft hatte ihn schwer im Stich gelassen. Christian Fuchs spielte einen katastrophalen Querpass nach innen, den Gonzalo Castro gedankenschnell an Stefan Kießling weiterleitete. Kießling ließ Papadopoulos stehen und brachte den Ball gekonnt zum verdienten 2:0 im Netz unter.

Farfan legte sich mit Stevens an

Huub Stevens versuchte es sofort danach mit einem zweiten Stürmer, er wechselte Ciprian Marica für Jefferson Farfan ein. Der Peruaner war damit überhaupt nicht einverstanden. Er setzte sich zuerst auf die Bank und beschimpfte den Trainer, dann stand er auf und ging meckernd und abwinkend in die Kabine, während Stevens auf ihn einredete. Schon Lewis Holtby war vorher knurrend in die Kabine gestiefelt. Das alles hatte noch gefehlt, nachdem Harmonie schon auf dem Platz nicht zu entdecken war.

Auch in der Schlussphase kam Schalke nicht zur Ruhe: Roman Neustädter ließ in der 79. Minute kurz das Bein stehen, Andre Schürrle flog dankbar darüber – Schiedsrichter Wolfgang Stark pfiff Elfmeter. Es wird dem in den vergangenen Wochen oft kritisierten Lars Unnerstall gut getan haben, dass er sich den Flachschuss von Stefan Kießling schnappen konnte.

Schalkes Grieche flog vom Platz

Schalke beendete die Partie mit nur zehn Spielern: Kyriakos Papadopoulos rasselte ungestüm mit Stefan Kießling zusammen, Stark zückte Gelb-Rot – wütend fluchend stapfte auch der Grieche in die Katakomben.

S04Schalke verlor in Hoffenheim, quälte sich zu einem glücklichen Sieg gegen Bremen und enttäuschte nun in Leverkusen auf der ganzen Linie. Die Mannschaft wird sich neu orientieren müssen in den nächsten Wochen, schon am Mittwoch kommt Olympiakos Piräus zum Champions-League-Spiel in die Arena. Das wäre eine gute Gelegenheit, um mal wieder Fußball zu spielen.