Gelsenkirchen. Roman Neustädter erlebte eine turbulente Woche mit drei Pflichtspielen und der Nominierung für die Nationalmannschaft. Im Spiel gegen Werder Bremen leitete der neue Schalke-Liebling mit einem Kopfballtor zum 1:1 die Wende ein. Schalke siegte noch 2:1 - und Neustädter fuhr gut gelaunt zum ZDF.
Als Roman Neustädter (24) gerade das 1:1 für Schalke gegen Werder Bremen geköpft und damit den 2:1-Erfolg eingeleitet hatte, sprintete er zur rechten Eckfahne. Er riss sie aus dem Rasen und funktionierte sie zu einem königsblauen Megafon um. Ein eigentlich leiser Profi als Lautsprecher? Was brüllte er? "Toooooor", "Ich bin Nationaaalspieler", "Danke" oder schlicht "Schaaalke"? Viel einfacher. "Meine Freundin ist gerade in Australien. Ich habe sie gegrüßt", sagte Neustädter. Und die Eckfahne sollte auch kein Megafon darstellen, sondern ein Digderidoo. Neustädter ist eben kein lauter Profi, sondern eher ruhig und bescheiden - auch in der turbulentesten Woche seiner Karriere. In sieben Tagen absolvierte Neustädter drei Pflichtspiele, erzielte zwei Tore - und wurde am Freitag von Bundestrainer Joachim Löw nominiert. Am Mittwoch gehört er in Amsterdam im Länderspiel gegen die Niederlande (20.45 Uhr, live im DerWesten-Ticker) zum ersten Mal zum Aufgebot der Nationalmannschaft.
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Doch diese Nachricht erfuhr Neustädter gar nicht von Löw selbst - sondern von Schalke-Manager Horst Heldt. Neustädter war völlig perplex. Er telefonierte zwar schnell mit seinen Eltern und seiner Freundin. "Aber ich konnte das fast gar nicht in Worte fassen. Erst nach anderthalb oder zwei Stunden habe ich das registriert", sagte er. Am Montag beginnt ein weiteres Kapitel in der noch jungen Karriere des Schalker "Sechsers". Nach 70 Bundesligaspielen für Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 reist er zur Nationalelf: "Ich freue mich auf Montag. Einige Jungs kenne ich - zum Beispiel Marco Reus, Julian Draxler und Benedikt Höwedes. Ich hoffe, dass sie mir den Einstieg erleichtern."
Mit Höwedes und Draxler geht's am Montag zur Nationalelf
Die Schalker freuen sich über ihren dritten aktuellen Nationalspieler nach Höwedes und Draxler. "Roman hatte schon einen maßgeblichen Anteil daran, dass Mönchengladbach in der vergangenen Saison Vierter geworden ist. Ich ihn da schon sehr, sehr stark gefunden. Roman ist intelligent, torgefährlich - was will man mehr?", sagt Horst Heldt, der Neustädter zu Saisonbeginn aus Mönchengladbach nach Gelsenkirchen holte. Julian Draxler lobt: "Er ist menschlich eine coole Sau. Er wird sich bei der Nationalmannschaft genauso einfügen wie bei uns." Jermaine Jones, der im defensiven Mittelfeld neben Neustädter abräumt, schwärmt ebenfalls. "Er hat es verdient. Er strahlt Ruhe aus, spielt solide. Wenn er seine Leistung bringt, wird er in der Zukunft eine große Rolle in der Nationalmannschaft spielen", sagte Jones zu waz.de.
Eine große Rolle spielt Neustädter auf Schalke schon jetzt.Als einziger spielte er in allen elf Bundesligapartien durch. Drei Saisontore stehen auf seinem Konto, zuvor traf er für Mönchengladbach in 59 Spielen einmal. Nur bei seiner Premiere im ZDF-Sportstudio ging Neustädter am Samstagabend um kurz vor Mitternacht ganz leer aus. Doch nach einer überragenden Woche nahm er seine sechs Fahrkarten an der Torwand mit Humor. Den Spott seiner Mitspieler bekommt er ohnehin erst am Donnerstag zu hören. Zunächst geht's zur Nationalmannschaft.