Gelsenkirchen. . Schalke-Trainer Huub Stevens sprach nach dem 3:0-Erfolg über den FSV Mainz 05 einem Teil des Publikums den Sachverstand ab. “Vielleicht erwarten die Fans zu viel von uns“, analysierte Kapitän Benedikt Höwedes.
Zu ganz später Stunde wurde im Schalker La-Ola-Club „Tage wie diese“ von den „Toten Hosen“ gespielt. Dies passte als Einstimmung auf das kommende Spiel am Freitag in Düsseldorf, wirkte als Würdigung des soeben errungenen 3:0-Sieges gegen Mainz 05 aber reichlich deplatziert. Denn die Stimmung auf Schalke war nicht feierlich. Sie war eher erleichtert. Und manchmal nicht einmal das.
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Schalke war verärgert über einige Unmutsäußerungen der Zuschauer, die dieses erst in der Schlussphase klar herausgeschossene 3:0 begleiteten. Vor allem Trainer Huub Stevens grantelte und sprach in seiner ersten Enttäuschung einem Teil des Publikums sogar den Sachverstand ab: „Kompliment an die Fans in der Nordkurve, die haben nicht gepfiffen“, sagte er. Und ließ dann einen Satz über die Zuschauer folgen, den man eher nicht sagt, wenn man die Diplomatenschule durchlaufen hat: „Die anderen haben scheinbar nicht so viel Ahnung vom Fußball.“
Schalker Anhang spricht Unnerstall die gehobene Klasse ab
Die Pfiffe waren in der zweiten Halbzeit laut geworden, als Schalke mangels konstruktiver Ideen den Spielaufbau mit Rückpässen auf Torwart Lars Unnerstall in die Länge zog. Der 22-Jährige musste die Pfiffe auf sich beziehen, und er hatte diese auch wahrgenommen: „Ja klar, natürlich hört man das.“ Unnerstall ist beim Schalker Anhang ohnehin nicht so gut gelitten, weil viele ihm die gehobene Klasse absprechen – insbesondere sein Umgang mit dem Ball am Fuß erinnert manchmal an ein Glücksspiel unter freiem Himmel. Stevens aber erwartet, dass die Zuschauer gerade einem solchen Mann dann den Rücken stärken: „Wenn man 1:0 führt, hoffe ich, dass da mehr Verständnis beim Publikum ist. Wenn wir da einen so jungen Torwart haben, dann möchte ich, dass er mehr Unterstützung bekommt und keine Pfiffe.“ Aber auch Klaas-Jan Huntelaar, als Torjäger eigentlich einer der Fan-Lieblinge, bekam ein Pfeifkonzert zu hören, als er in der zweiten Halbzeit aus 65 Metern einen Rückpass auf Unnerstall gespielt hatte. Huntelaar fand ebenfalls, dass sich die Zuschauer da nicht ganz prima verhalten hätten: „Es war unnötig zu pfeifen. Das verunsichert die Mannschaft, und davon wird das Spiel nicht besser.“
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Von einer grundsätzlichen Konfrontation mit dem eigenen Publikum wollte Schalke nichts wissen. Manager Horst Heldt betonte vielmehr: „Jeder hat das Recht, seine Meinung kund zu tun.“ Allerdings zeigte sich auch Heldt „ein bisschen enttäuscht“ von den Reaktionen: Schalke setze auf junge Spieler, und denen würden die Pfiffe nicht helfen.
Höwedes glaubt an gestiegene Ansprüche
All dies zeigte, wie schwer sich Schalke damit tat, die ernüchternde Niederlage drei Tage zuvor gegen die Bayern zu verarbeiten. Nicht nur die Spieler und die Offiziellen, sondern auch die Zuschauer hatten noch mit der Enttäuschung zu kämpfen, dass Schalke auch in dieser Saison mit Stärken und Schwächen zu kämpfen haben wird. Trotzdem würden die Ansprüche ständig steigen, glaubt Kapitän Benedikt Höwedes und sagt: „Vielleicht erwarten die Fans ein bisschen zu viel von uns.“