Gelsenkirchen. . Ibrahim Afellay, neuer Star des FC Schalke 04, hat am Freitag erstmals bei den Königsblauen mittrainiert. Trainer Huub Stevens wird seinen Landsmann gegen Augsburg zunächst auf die Bank setzen. Torwart Lars Unnerstall rückt hingegen in die erste Elf, weil Timo Hildebrand verletzt ausfällt.
Es regnet am Freitag um Punkt 16 Uhr, als das Abschlusstraining des FC Schalke 04 für das erste Heimspiel der Saison an diesem Samstag gegen den FC Augsburg beginnt. Der Wind pustet kräftig bei gerade mal zwölf Grad, und trotzdem sind einige Hundert Fans gekommen, denen das Wetter völlig wurscht ist. Bei diesem Klub zeigen die Leute auch Interesse, wenn der Platzwart einen neuen Rasenmäher präsentiert, also muss man auch vor Ort sein, wenn ein neuer Star zu besichtigen ist. Ibrahim Afellay, der bisher 41-mal das Trikot der niederländischen Nationalmannschaft trug, stellt sich erstmals in Königsblau vor, der FC Barcelona hat ihn für eine Saison ausgeliehen.
Ein Fan bittet ihn um ein Autogramm auf einem blau-weißen Emailleschild, „Mythos vom Schalker Markt“ steht darauf. Ibrahim Afellay muss das nicht verstehen, noch nicht. Er unterschreibt und läuft auf den Trainingsplatz.
Neuzugang Affelay präsentiert sich im ersten Training dribbelstark und technisch versiert
In Barcelona war der 26-jährige EM-Teilnehmer einer von vielen Top-Stars, auf Schalke leuchten ihn jetzt die Scheinwerfer ganz gezielt aus. Es scheint ihm nichts auszumachen. „Ich bin ganz ruhig“, versichert er. „Fußball ist doch überall auf der Welt das gleiche Spiel.“
Er steht für ein Debüt schon an diesem Samstag bereit. „Ich fühle mich gut, ich bin fit“, sagt er. Trainer Huub Stevens wird ihm aber nicht auf Anhieb eine Hauptrolle anvertrauen. Beim Trainingsspiel nominiert er ihn in der Offensivzentrale, allerdings in der B-Elf. „Man muss abwarten, was mit Jeff ist“, sagt Stevens. Jefferson Farfan, der sich am Donnerstag erneut am Knie verletzt hat, trainiert bandagiert mit, im zweiten Teil der Generalprobe ersetzt ihn Stevens in der A-Elf durch Ciprian Marica. Afellay zeigt sich flink, dribbelstark und technisch versiert, ein paar Pässe ohne Adressat lassen sich mit fehlender Bindung logisch erklären.
Schalke-Trainer Stevens und Horst Heldt sind Teamplayer Affelay sehr dankbar
Mit Farfan hat er schon am Donnerstag eine Stunde lang telefoniert, die beiden kennen sich aus gemeinsamer Zeit in Eindhoven. Natürlich hat auch Schalkes Schützenkönig Klaas-Jan Huntelaar seinem Nationalmannschaftskollegen zugeflüstert, dass es sich lohnen würde, ein Königsblauer zu werden. „Aber ausschlaggebend war, dass der Trainer mich persönlich angerufen hat, dass er hinter der Entscheidung steht und mir das Vertrauen schenkt“, sagt Afellay. Auch Stevens arbeitete mit ihm schon in Eindhoven, es passt also.
Dass der Neue betont, es sei ihm definitiv egal, ob er nun links, rechts oder in der Mitte spiele, gefällt dem Trainer natürlich. Stevens pflegt den Teamgedanken, auch Stars sollten ihre Egoismen begrenzen. Ibrahim Afellay belegt allein schon durch den Wechsel, dass er nicht zu Größenwahn neigt: Denn er verzichtet auf gutes Geld, er will lieber in Schalke spielen als sich in Barcelona den Allerwertesten auf der Ersatzbank oder gar auf der Tribüne wund zu sitzen. Manager Horst Heldt hat sich für diese Haltung ausdrücklich bedankt, er hat auch das Entgegenkommen von Afellays Berater Rob Jansen und der Verantwortlichen des FC Barcelona gelobt. Was übersetzt bedeutet, dass sich der verleihende Klub weiterhin an der Finanzierung des Stars beteiligt.
Für Affelay sind utopische 100 Millionen Euro Ablöse festgeschrieben
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Barca hofft ja selbst noch auf Profit. Unter dem neuen Trainer Tito Vilanova hätte Ibrahim Afellay derzeit keine Chance, doch sollte er sich beim Champions-League-Klub Schalke bewähren, würde er auch für die Katalanen wieder interessant, bei denen der Niederländer noch bis 2015 unter Vertrag steht. Sollte Schalke im Laufe des Jahres den Reiz verspüren, Afellay über die Saison hinaus an sich zu binden, gälte es höhere Hürden zu überwinden als bei diesem Leihgeschäft. Barcelona hat im Vertrag eine derzeit utopisch klingende Ablösesumme festgeschrieben: satte 100 Millionen Euro.
An diesem Samstag wird Afellay allenfalls von der Bank kommen. Dort wird er neben Torwart Ralf Fährmann sitzen, denn Lars Unnerstall rückt in die erste Elf vor. Timo Hildebrand, erst kurz vor Saisonstart zur Nummer eins ernannt, hat sich am Freitagnachmittag das Knie verdreht. Das Pech der Schalker Torhüter bleibt also auch in der neuen Spielzeit ein verflixtes Thema, und in diesem Fall kann Ibrahim Afellay definitiv nicht helfen.